Koa-Gas-Demo in Reichling - Konflikt mit Bürgermeister

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In einem Demonstrationszug zogen die Teilnehmenden der Veranstaltung gegen die geplanten Gasbohrungen in Reichling von der Dorfmitte bis zur 1,5 Kilometer entfernten Bohrstelle. © Tino Boecher/Greenpeace

Der Protest gegen die geplanten Gasbohrungen in Reichling und am Ammersee geht weiter: Bei einer Demonstration am Samstag, initiiert von Fridays vor Future mit Unterstützung von Greenpeace, der lokalen Bürgerinitiative Ludenhausen oder auch dem BN, zogen laut Polizei 600, laut Veranstalter 1.200 Demonstrierende von der Kirche St. Nikolas zur 1,5 km entfernten Bohrstelle.

Reichling - Wie viele Demonstrierende am Samstag zu der Kundgebung gegen die geplanten Gasbohrungen in der 1.700-Einwohner-Gemeinde, die mögliche Ausbeutung weiterer Vorkommen in der Ammersee-Region und die von der kommenden Bundesregierung angekündigte Erschließung neuer fossiler Gas-Vorkommen in Deutschland gekommen sind, ist nicht sicher. Die Polizei meldet 600, die Veranstalter 1.200 Teilnehmende. Die teilnehmenden kamen sowohl aus der Umgebung als auch aus ganz Bayern. Die Veranstaltung selbst lief friedlich. Turbulenzen gab es aber im Vorfeld.

Koa-Gas-Demo in Reichling - mit prominenter Unterstützung

Die Teilnehmenden zogen von der St. Nikolaus-Kirche in Reichling zum anderthalb Kilometer entfernten Bohrplatz, auf dem laut Greenpeace „in wenigen Wochen ein 40 Meter hoher Bohrturm stehen könnte“. Unterstützung kam auch von Schauspieler Hannes Jaenicke, der sich in den Demozug einreihte. Lu Eberl von FF Bayern warnte: “Die Klimakrise eskaliert, wir befinden uns bereits mitten drin - auch hier in Bayern, wenn beispielsweise der Bodensee im April austrocknet. Wir brauchen einen Ausstieg aus allen fossilen Energien, wir brauchen einen Gasausstieg.“

Kasimir Buhr, Energie-Referent des BUND Naturschutz in Bayern, setzte sich dafür ein, alle Mittel statt für Gas und Öl für die erneuerbare Energieversorgung einzusetzen. Saskia Reinbeck von Greenpeace Bayern appellierte nochmals an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), die Gasbohrungen zu stoppen.. Jana Häfner von Protect the Planet sprach sich “für ein Reichling ohne Gasbohrung“ und für eine Energieversorgung aus, „in der Klimaschutz und Demokratie Hand in Hand gehen”.

Turbulenzen im Vorfeld: Bürgermeister von Reichling bezeichnet Demonstranten als „Terroristen“

Das Landratsamt Landsberg sorgte mit einer Pressmitteilung im Vorfeld für ersten Unmut: Es berichtete von einer vollständen Sperrung der Zu- und Abfahrten zur Gemeinde von 11 bis 16 Uhr aufgrund der Demonstration. Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger sah die Gemeinde deshalb „infostrukturell von der Außenwelt abgeschnitten“. Nach einem Gespräch zwischen dem Veranstalter FFF und dem Landratsamt konnten Anlieger aber auch während der Demo „nach Möglichkeit“ zu- und abfahren. Anwohner und Anwohnerinnen sahen dem Demonstrationszug zu, der von einem großen Polizeiaufgebot gesichert wurde. Die Zufahrten waren gemäß der erhöhten Sicherheitsanforderungen mit großen Fahrzeugen versperrt.

Für Aufshehen sorgte allerdings eine weitere Äußerung Hintersberger: Er bezeichnete die Demonstrierenden bei einem vorherigen Treffen und im Gemeindebrief als „Terroristen“. Der Bürgermeister verliere „die Fassung“, urteilt Stefan Krug von Greenpeace Bayern. Die „Verunglimpfung“ zeuge von mangelndem Demokratieverständnis. Man verlange eine Unterlassung und einen Widerruf der „verbalen Entgleisung“.

Wir fordern Herrn Hintersberger auf, sich zu mäßigen und sich beim Anmelder der Demonstration, Andreas Kohout von Fridays for Future, für diese Entgleisung zu entschuldigen. Greenpeace hat Andreas Kohout einen Anwalt zur Seite gestellt.

Krug kritisiert Hintersberger insgesamt. Er habe von Anfang an die örtliche Bürgerinitiative und den Protest gegen die Gasbohrung „mit Polemik und Falschbehauptungen“ diskreditiert. Hintersberger sei in Reichling isoliert. Trotz Rücktrittsforderung von seinem Amt seitens zahlreicher Bürgerinnen und Bürger 2023 sowie der Petition von über 400 Einwohnern gegen die Gasbohrung 2024 scheine Hintersberger „nie Bedenken gegen das Projekt gehabt zu haben“. Mit seiner Haltung spiele er „den Interessen der beteiligten Unternehmen und deren Investoren in die Hände”.

Info zur geplanten Gasbohrung in Reichling

Greenpeace informiert in einer Pressemitteilung über das geplante Vorhaben: In Reichling werden neben einem Trinkwasser- und FFH-Schutzgebiet bis zu 500 Millionen Kubikmeter Erdgas in 3.000 Meter Tiefe vermutet. Das Wirtschaftsminister .Aiwanger. unterstellte Bergamt hat eine Probebohrung genehmigt, der eine Förderung folgen könnte. Die Betreiberfirma – eine deutsche Firma, hinter der ein kanadischer Investor steht – hat die Aufstellung eines Bohrturms bis spätestens Ende Juni angekündigt. Der kanadische Investor plant zudem bis zu zehn weitere Bohrungen in einem 100 Quadratkilometer großen Areal zwischen Lech und Ammersee.

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