Erdgasbohrungen in Reichling: Bürger haben Infobedarf

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In rund 3.200 Metern Tiefe soll bei Reichling in diesem Jahr nach Erdgas gebohrt werden. Auch eine Geothermienutzung sei möglich, hieß es auf der Bürgerversammlung. © Mayr/MM

Heuer wird es ernst mit den Erdgasbohrungen in der Nähe von Reichling. Im Frühling oder Sommer soll über 40 Tage gebohrt werden. Zuvor muss ab April der Bohrplatz gebaut werden – was rund 60 Tage dauern wird.

Auf der Bürgerversammlung in Ludenhausen gaben Techniker Eckard Oehms und Jurist Jürgen Milinski von der Firma Genexco Gas einen Ausblick, was 2024 und 2025 geplant ist. Dr. Renate Pechnig von der Geophysica-Beratungsgesellschaft informierte, dass auch die Nutzung der Geothermie möglich sei: Das Wasser in gut 3.000 Meter Tiefe habe 120 Grad. Ein Beispiel für ein Geothermie-Kraftwerk in der Region sei Geretsried (zurzeit im Bau).

Bohrung in 3.200 Metern Tiefe - auch Geothermienutzung möglich

Von den beiden Bohrstellen nahe des Kromerhofes sei eine für Erdgas und eine für Geothermie geeignet: Erdgas könnte an der Bohrstelle südlich der Straße, die Richtung Rott führt, gefördert werden, Erdwärme nördlich des Kromerhofes, im Osten von Reichling. Wenn der rund 1.000 Quadratmeter große Bohrplatz in rund 60 Tagen fertig sei, werde man circa einen Monat in 3.200 Metern Tiefe – der sogenannten Endteufe – bohren, so Oehms. Hinzu kommen zehn Tage für Auf- und Abbau. Man werde die gleiche Bohranlage einsetzen, wie sie vor zehn Jahren Bayerngas in Brandenburg errichtete, mit einem rund 35 Meter hohen Förderturm. Das Einrichten des Bohrplatzes und der Bohrbetrieb selbst werden vom Bergamt Südbayern beaufsichtigt. Auswertungen und weitere Planungen, die ein halbes bis dreiviertel Jahr in Anspruch nehmen, muss das bei der Regierung von Oberbayern angesiedelte Bergamt genehmigen. Wenn die Behörde grünes Licht gibt, ist eine Entnahme bis zu 15 Jahre denkbar.

Bei der Bürgerversammlung gab es Nachfragen bezüglich Trinkwasserschutz, Lärm, Umweltbeeinträchtigungen, Lkw-Verkehr, Abtransport und Arbeitsplätzen. „Wir kommen bei der Bohrung mit der Trinkwasserschicht nicht in Berührung“, betonte Oehms. Das Berliner Unternehmen hatte im Mai 2022 eine Lizenz beantragt. Anfang Oktober 2022 hatte das Bayerische Wirtschaftsministerium die Erlaubnis erteilt (der KREISBOTE berichtete).

Fracking möglich?

Eine Bewohnerin aus Reichling wollte wissen, ob Fracking eingesetzt werde, wofür zahlreiche Chemikalien benötigt und evtl. in der Luft freigesetzt würden. Das verneinte Oehms. Zu einem Abfackeln (mit Flamme) komme es allenfalls beim ersten Test. Das Umweltgutachten sei von März bis September vergangenen Jahres erstellt worden, hieß es auf der Bürgerversammlung. Milisinski informierte, dass die Firma laufend Kontakt zur Gemeinde habe.

Kritik kam aus der Bürgerschaft, weil das Thema Gasbohrung zweimal in Bürgerversammlungen mit zahlreichen anderen Themen behandelt wurde, es aber keine eigene Info-Veranstaltung gab. „Wir haben verstanden“, antwortete Oehms, man werde dem Informationsbedürfnis nachkommen. Zudem gebe es Führungen am Bohrplatz. Gefragt wurde weiterhin, ob es einen Extra-Informationsabend zum Gasfeld am Lech und einer möglichen Geothermie geben werde. Eine Reichlingerin hatte kurzfristig einen Antrag zur Bürgerversammlung eingereicht und dabei einen eigenen Termin für diese verlangt. Der Antrag werde im Gemeinderat aufgerufen, so Bürgermeister Johannes Hintersberger. Wichtig sei, dass dieses Thema nicht nur in der eigenen Gemeinde aufgegriffen werde. Auch Nachbarkommunen wie Apfeldorf, Rott, Kinsau oder Vilgertshofen seien aufgerufen, sich damit zu befassen. Milisinski erklärte, die Träger öffentlicher Belange – also Kommunen, Energieversorger und Naturschutzbehörden – könnten sich zu dem Projekt äußern.

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