Geplante UPM-Schließung in Ettringen: Abgeordnete und Unternehmen äußern sich - Das ist geplant
Die Pläne zur Schließung des UPM-Standorts in Ettringen sind seit circa eineinhalb Monaten öffentlich bekannt. Zwar dürfte der erste Schock inzwischen verdaut sein, einige Fragen sind aber weiterhin offen.
Ettringen - Um die Auswirkungen der angekündigten Schließung auf die Region und insbesondere auf die betroffenen Beschäftigten und deren Familien einzuordnen, kam es vergangene Woche zu einem Treffen im Bayerischen Landtag. An dem vom CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag Klaus Holetschek initiierten Gespräch nahmen die Bürgermeister der Gemeinde Ettringen Robert Sturm und Roland Wagner, der Bundestagsabgeordneten Dr. Florian Dorn sowie der örtliche Stimmkreisabgeordnete im Landtag Peter Wachler teil. Begleitet wurde das Gespräch von Michael Stoiber, Leiter der Wirtschaftsförderung am Landratsamt Unterallgäu, sowie von Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Wirtschafts- und Sozialministeriums.
Abgeordnete wenden sich wegen geplanter UPM-Schließung in Ettringen an Unternehmen
Wie die drei Abgeordneten in einem Brief an die Geschäftsführung und den CEO der UPM in Augsburg sowie an die Konzernleitung in Finnland mitteilen, habe der Standort eine über 125-jährige Tradition und war über Jahrzehnte ein zentraler Arbeitgeber im Unterallgäu. „Eine Schließung zum 31. Juli 2025 würde nicht nur 235 direkte Arbeitsplätze betreffen, sondern auch zahlreiche mittelständische Zulieferer, Handwerksbetriebe und Dienstleister in der Region“, befürchten sie.
Im Bewusstsein der schwierigen Marktentwicklung für grafische Papiere, der Herausforderungen durch steigende Energiepreise und rückläufige Rohstoffverfügbarkeit sehen die CSU-Vertreter dennoch die Notwendigkeit, dass Unternehmen wie UPM ihrer sozialen Verantwortung in besonderem Maße gerecht werden.
„Wir bieten Ihnen daher ausdrücklich unsere politische Unterstützung an – sowohl im Hinblick auf die Fortführung des Standorts, als auch im Falle einer unumgänglichen Stilllegung bei der Suche nach einer tragfähigen Nachnutzung. Wir sehen unsere Rolle darin, Hemmnisse auf landes- und bundespolitischer Ebene aus dem Weg zu räumen und Perspektiven für Beschäftigte, Gemeinde und Wirtschaft aktiv mitzugestalten“, erklären die Abgeordneten. Gleichzeitig möchten sie der Unternehmensleitung nahelegen, einen konsequent fairen und sozial verträglichen Weg zu beschreiten.
UPM nimmt Stellung zu Gerüchten - Das ist in Ettringen geplant
Wie Wolfgang Ohnesorg, General Manager Schongau/Ettringen bei UPM, auf unsere Nachfrage erklärt, seien derzeit noch circa 205 Beschäftigte am Standort in Ettringen. Werksleitung, Personalabteilung und Betriebsrat konnten inzwischen einiges umsetzen. „Unsere Auszubildenden können ihre Berufsausbildung bei Salamander in Türkheim fortsetzen“, so Ohnesorg. Auch gebe es intensive Kontakte mit vielen umliegenden Betrieben, die starkes Interesse an der Übernahme der Fachkräfte signalisiert hätten. „Derzeit liegen uns mehr als 200 offene Stellen von mehr als 50 Betrieben aus der Region vor“, führt Ohnesorg aus. Zusätzlich wurde laut dem General Manager im Intranet eine Informationsseite veröffentlicht, die ständig aktualisiert werde, sowie eine Stellenbörse eingerichtet, die eine schnelle Sichtbarmachung offener Stellen innerhalb des UPM-Konzerns für die Belegschaft in Ettringen ermögliche.
„Gerüchten zufolge plant die Konzernleitung, von sozial verträglichen Maßnahmen wie Abfindungen oder besonderen Programmen für ältere Beschäftigte weitgehend abzusehen“, teilen die CSU-Vertreter Holetschek, Wachler und Dorn mit. Dies stünde im deutlichen Widerspruch zur Vorgehensweise bei der UPM-Werksschließung in Plattling, die unter vergleichbaren Rahmenbedingungen erfolgt sei. „Wir möchten daher unmissverständlich zum Ausdruck bringen: Ettringen darf nicht schlechter gestellt werden als andere Standorte. Eine ‚harte Null-Linie‘, wie sie derzeit vermutet wird, wäre nicht nur unverständlich, sondern würde auch das Vertrauen in UPM als sozial verantwortlichen Arbeitgeber erheblich beschädigen“, finden Holetschek, Wachler und Dorn deutliche Worte.
UPM plant Transfergesellschaft
Ohnesorg stellt dazu klar, dass es – „entgegen anders lautender Meldungen“ – wie bei vergangenen Maschinenstilllegungen oder Werksschließungen auch in Ettringen einen Sozialplan mit Abfindungen geben wird, um die wirtschaftlichen Nachteile, die durch den Verlust des Arbeitsplatzes entstehen, abzumildern. „Um Mitarbeiter individuell bei der Stellensuche zu unterstützen, planen wir die Einrichtung einer Transfergesellschaft. Orientierungshilfe, Bewerbungstraining und bei Bedarf Zusatzqualifikationen sollen helfen, relativ schnell und idealerweise ohne Unterbrechung einen neuen Arbeitsplatz zu finden“, berichtet Ohnesorg weiter.
Die Vorgehensweise bei der geplanten Schließung in Ettringen sei identisch mit der bereits vollzogenen in Plattling. „Mit dem Betriebsrat werden ein Interessenausgleich und ein Sozialplan verhandelt“, gibt Ohnesorg an. Bedingt durch die Digitalisierung sei die Nachfrage nach grafischen Papieren während der letzten 15 Jahren kontinuierlich zurückgegangen. UPM sei gezwungen gewesen, allein in Deutschland in den letzten beiden Jahren fünf Papiermaschinen aufgrund dieser Entwicklungen stillzulegen.
Schließung des Ettringer UPM-Werks im Sommer geplant
„Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir stets sozial verträgliche Lösungen gefunden. Eines der vorrangigsten Ziele aller Beteiligten war und ist es, möglichst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend ihrer Qualifikationen zu unterstützen, zeitnah eine Anschlussbeschäftigung zu finden“, stellt Ohnesorg klar.
Gerade weil UPM in den letzten Jahrzehnten ein verlässlicher Partner gewesen sei, erwarten Holetschek, Wachler und Dorn nun einen offenen, fairen und lösungsorientierten Dialog – mit dem Ziel, Härten zu vermeiden und regionale Perspektiven zu sichern. „Wir sind überzeugt: Es ist noch nicht zu spät, einen Weg zu finden, der wirtschaftliche Realität mit sozialer Verantwortung und regionaler Fairness verbindet. Für einen persönlichen Austausch stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung“, richten sich die CSU-Vertreter abschließend an UPM.
Geplant ist die Schließung des Ettringer Werks weiterhin für Juli 2025. „Im Interesse unserer Belegschaft streben wir insgesamt ein zügiges Verfahren mit dem Betriebsrat an, damit alle Beteiligten so schnell wie möglich Klarheit erhalten. Beide Parteien haben deshalb eine Verhandlungskommission eingesetzt, die sämtliche Themen erörtert und verhandelt“, informiert Ohnesorg.
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