Riesige Solar-Pläne in Weilheim machen vielen Sorgen

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Hier soll es entstehen, das rund 34 Hektar große Solarfeld im Weilheimer Ortsteil Lichtenau, das ein Investor gern errichten würde. Es wäre der größte Solarpark im Landkreis. © Bayernatlas

Ein riesiges Solarfeld mit 34 Hektar Fläche will ein Investor in der Lichtenau errichten. Doch dagegen gibt es große Vorbehalte, insbesondere von benachbarten Landwirten. Dennoch will die Stadt jetzt das offizielle Verfahren dafür einleiten – ergebnisoffen, wie betont wird.

Weilheim – Das Thema beunruhigt viele, das zeigte schon der ungewohnt große Andrang, als vergangenen Dienstag der Bauausschuss des Weilheimer Stadtrates über das weitere Vorgehen in Sachen „Solarfelder Lichtenau“ beriet. Über ein Dutzend Landwirte und Anlieger waren dazu ins Rathaus gekommen. Es gebe, erklärte Bürgermeister Markus Loth (BfW) als Sitzungsleiter, „sehr deutliche Verstimmungen“ zwischen dem Wasser- und Bodenverband Lichtenau und dem Solar-Investor, der in Schwabsoien ansässigen Volllast GmbH. Auf sechs Grundstücken zwischen Reichenberg- und Sudetenstraße – insgesamt gut 34 Hektar Grünland – will Letztere bekanntlich den bislang größten Solarpark im Landkreis errichten.

Bürgermeister betont: „Es ist noch nichts entschieden“

Weilheims Stadtrat zeigte sich bereits grundsätzlich offen für das Projekt, formulierte jedoch Bedingungen (wir berichteten): Der Investor müsse die Belange des Wasser- und Bodenverbands berücksichtigen, ein Bürgerbeteiligungsmodell anbieten und zumindest teilweise „Agri-PV“ realisieren, um weiter auch eine landwirtschaftliche Nutzung der Grundstücke zu ermöglichen. Die geforderten Erklärungen dazu lägen inzwischen vor, heißt es aus dem Rathaus. Deshalb sei nun zu entscheiden, ob das für die Anlage nötige Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes eingeleitet werden soll. Rathaus-Chef Loth warb klar dafür – und betonte zugleich, dass damit über das Projekt an sich „noch nichts entschieden“ sei. Doch die Einwände könnten nur in diesem Verfahren sorgfältig behandelt werden.

Wasser- und Bodenverband befürchtet Schäden am komplexen Drainagesystem

Und die Einwände sind groß. Die bisherigen Pächter der landwirtschaftlichen Flächen sähen „ihrerseits keine Möglichkeit zur weiteren Nutzung der Grundstücke mit Agri-PV“, erläutert das Stadtbauamt. Und der Wasser- und Bodenverband befürchtet, das Drainagesystem zur Entwässerung der Flächen in der Lichtenau könnte durch den riesigen Solarpark beschädigt werden. Zu letzterer Frage erstellte das Weilheimer Ingenieurbüro Kokai im Auftrag von Volllast ein Entwässerungskonzept. Dafür wurden sowohl die oberflächlichen Fließwege als auch die Drainagen analysiert und für verschiedene Fälle die Anforderungen ermittelt. Und obwohl der Planungsstand für das Solarfeld „noch relativ rudimentär“ sei, wie der Gutachter im Bauausschuss sagte, komme man zu dem Ergebnis, dass dadurch „keine Fließhindernisse zu erwarten“ wären. Man befinde sich „in einer unkritischen Lage im Bereich eines Hochpunktes“, von der Entwässerung her spreche nichts gegen das Vorhaben. Mit Berücksichtigung „einiger kleinerer Hausaufgaben“ könne die Anlage so geplant werden, „dass es keine negativen Auswirkungen gibt“.

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Kritik aus den Reihen von ÖDP, BfW und CSU

Dennoch blieben einige Ausschuss-Mitglieder skeptisch. Für ihn bestätigten die Ausführungen des Ingenieurbüros eher die Bedenken, sagte Gerd Ratter (ÖDP). Das komplexe Drainagesystem in der Lichtenau funktioniere seit 80 Jahren, nun würden dort „über 30 Hektar herausgenommen“. Der Eingriff wäre „nicht akzeptabel für die Anlieger“, so Ratter, und die ÖDP sehe die geforderten Grundlagen, unter denen man zugestimmt hätte, „nicht gegeben“. Deshalb lehne man das Projekt nun ab.

Für Rupert Pentenrieder (BfW), den Landwirtschaftsreferenten des Stadtrates, wäre ein großer Teil „Agri-PV“ Grundvoraussetzung für diese Anlage, „damit nicht so viel Fläche für die Landwirtschaft verloren geht“. Doch dafür wären so tiefe Gründungen nötig und müssten so schwere Geräte anrücken, „dass es erhebliche Beschädigungen an der Drainage geben wird“, warnte Pentenrieder. Das Projekt passe nicht in „dieses sensible Gebiet“, es werde nicht funktionieren, „da vernünftige Agri-PV zu schaffen“ – „so schade das ist“.

Am 18. Juli entscheidet der Stadtrat Weilheim über das Verfahren

CSU-Fraktionssprecherin Marion Lunz-Schmieder sieht die Stadt in einer „ganz schwierigen Situation“. Man brauche im Sinne der Energiewende Solarfelder, habe sich aber erhofft, dass der Investor schon im Vorfeld „einige Knackpunkte besser prüft“: Der aktuelle Stand mache deshalb „so unzufrieden“. Volllast habe noch „Hausaufgaben zu machen“, fügte Klaus Gast (CSU) an: „Die Firma nimmt zu wenig Rücksicht, dass da Menschen leben und arbeiten, die mitgenommen werden müssen.“ Gleichwohl könne man das Projekt nicht von vornherein ablehnen; ob der Privilegierung über das  Erneuerbare-Energien-Gesetz gebe es einen „Anspruch auf einen Bebauungsplan“.

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All die offenen Fragen könnten nur im tatsächlichen Verfahren geklärt werden, unterstrich Bürgermeister Loth. Dieses zu eröffnen, bedeute nicht, „dass zugestimmt wird, sondern dass eine Entscheidung möglich ist“. Und auch ein laufendes Verfahren, so versicherte er, „kann man jederzeit stoppen – das haben wir schon oft gehabt“. So votierte der Bauausschuss mehrheitlich dafür, die Änderung des Flächennutzungsplanes einzuleiten. Entschieden wird darüber am 18. Juli im Stadtrat.

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