Ritterschlag für Alzheimer-Forscher: Ickinger Wissenschaftler mit wichtigem Preis geehrt

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Icking

Kommentare

Vorfreude auf das, was kommt: Der Ickinger Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. Christian Haass vor dem Film-Theater „Olympia“ in Paris, in dem die Preisverleihung zum Gran Prix Européen de Recherche Alzheimer stattfand. © privat

Der Ickinger Prof. Dr. Dr. Christian Haass wurde kürzlich in Paris mit einer Auszeichnung geehrt. „Das war wirklich großes Kino“, erzählt er im Nachgang.

Icking – Was genau Laudator Giovanni Frisoni, Chef der Foundation Recherche Alzheimer, im Pariser Film-Palast „Olympia“ gesagt hat, hat Prof. Dr. Dr. Christian Haass gar nicht verstanden. „Das war ja alles auf Französisch“, sagt der frisch gebackene Preisträger schmunzelnd über seine jüngste wissenschaftliche Auszeichnung, die ihm vor wenigen Tagen in der französischen Metropole feierlich überreicht wurde. „Das war wirklich großes Kino“, erzählt der Ickinger im Gespräch mit unserer Zeitung. „Mit so einer großen Veranstaltung hatte ich gar nicht gerechnet. Ich war bass erstaunt.“

Die Veranstaltung diente auch dem Fundraising: Es kam vor Ort eine erhebliche Spendensumme zusammen, die wiederum in die Finanzierung der Forschungsprojekte fließt. Deshalb gab‘s einen roten Teppich, ein feines Buffet und ein Rahmenprogramm mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern, darunter die Musikerin und ehemalige First Lady Frankreichs, Carla Bruni. Unter den Preisträgern war laut Haass „die Creme de la Creme“ der Alzheimer-Forschung.

Aktuelle Nachrichten aus Icking lesen Sie hier.

Der Ickinger wurde ausgezeichnet, weil seine Entdeckung der Plaque-Bildung im Gehirn im Jahr 1992 letztlich der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Alzheimer-Medikaments Lecamemab ist. Es steht jetzt auch in Deutschland kurz vor der Markteinführung. „Die Zulassung war für mich lange überfällig, auch wenn man damit die Krankheit nicht heilen oder stoppen kann. Aber es verlangsamt den Verlauf ganz eindeutig und schafft für viele eine längere Lebensqualität.“

In Berlin gab‘s gleich noch einen Preis

Nach der Preisverleihung ging es für das Ehepaar Haass gleich weiter zum nächsten Highlight. Für den folgenden Tag hatte der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – übrigens zum 40. Mal in der Geschichte – zur Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises nach Berlin eingeladen. Haass ist heuer einer der Preisträger. Insgesamt gibt es davon 400, in der Bundeshauptstadt feierten immerhin 150 mit. Der Ickinger schwärmt: „Das war auch richtig cool, unter anderem mit hervorragenden Reden von Cem Özdemir und Markus Blume, die unter anderem ordentlich in Richtung USA ausgeteilt haben und alle Wissenschaftler, die jetzt dort die Flucht ergreifen, hier in Deutschland willkommen heißen möchten.“

Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Mit den Veranstaltungen in Paris und Berlin neigt sich Haass‘ Forschungsauftrag langsam dem Ende entgegen: Er feiert im Dezember seinen 65. Geburtstag und wird pünktlich zum Eintritt ins Rentenalter seine drei Tätigkeitsbereiche – Sprecher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in, den Lehrstuhl an der Ludwig-Maximilians-Universität sowie seine Tätigkeit im Exzellenz-Cluster der DFG niederlegen. Der Veränderung sieht er gelassen und zuversichtlich entgegen: „So kurz vor dem Ruhestand noch eine solche Auszeichnung zu bekommen, das freut mich sehr. Und ich möchte an der Spitze aufhören, nicht erst, wenn sich die jüngeren Kollegen auf dem Flur umdrehen und tuscheln.“ Jetzt sei es an der Zeit, dass andere weitermachen und frischen Wind mitbringen.

Im bevorstehenden Ruhestand mehr Zeit für Hobbys

Letzteren lässt Christian Haass sich in seiner Freizeit gerne bei der Beobachtung von Vögeln um die Nase wehen. Als Rentner habe er auch endlich wieder mehr Zeit für die Kunst und Literatur. Apropos Kunst: Mit dem privaten Anteil des Preisgelds hat sich der kunstbegeisterte Wissenschaftler einen Jugendtraum erfüllt: „Es gab ein Bild in einem Schulbuch, das mich schon immer fasziniert hatte. Davon habe ich mir jetzt einen Abzug gegönnt.“

Auch interessant

Kommentare