Kopfhörer in der Unterwäsche: Beutezug durch Elektronikmärkte in Bayern

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Vor der Würzburger Justiz mussten sich Mitglieder einer Diebesbande verantworten. Sie hatten Elektronikmärkte, unter anderem in Geretsried, bestohlen. © Arne Dedert

Eine rumänische Diebesbande, spezialisiert auf Elektronik-Märkte, erbeutete unter anderem in Geretsried Elektronikware im Wert von insgesamt 32 000 Euro. Nun kam‘s zum Prozess.

Geretsried – Eine ausschließlich auf Kopfhörer, Festplatten und Mobiltelefone spezialisierte Diebesbande aus Osteuropa hat im Juli des vergangenen Jahres innerhalb von sechs Tagen in bayerischen Elektronikmärkten Waren im Wert von 32 000 Euro erbeutet. Dabei suchten sie nur expert-Märkte auf, Tatorte waren unter anderem Dachau, Olching, Holzkirchen, Geretsried und Plattling.

Vor Gericht hatten die Angeklagten „schlechte Karten“, denn zu jedem einzelnen Fall gab es Video-Aufnahmen aus den betroffenen Märkten. Im Prozess gegen die vier Angeklagten aus Rumänien, zwei Pärchen, konnte eine Große Strafkammer des Landgerichts Würzburg deshalb weitgehend auf Zeugen und das Abspielen der Video-Aufzeichnungen verzichten. Der bereits erheblich vorbestrafte „Kopf“ der Bande präsentierte eine „Entschuldigung“, die in jüngster Zeit häufig bei Gericht vorgetragen wird: Er habe Geld benötigt, um die teure Therapie und Medikamente für seine an Krebs erkrankte Ehefrau bezahlen zu können. Der zweite Mann berichtete von Spielschulden beim Pokern und massiven Forderungen gnadenloser Gläubiger.

Frauen trugen Unterwäsche mit „Spielraum“

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Die beiden mitangeklagten Frauen wollen ohne finanzielle Erwartungen, „nur aus Liebe“ dabei gewesen sein. Sie trugen bei den Diebstahls-Touren Unterwäsche und Oberteile mit ausreichend „Spielraum“, in denen sie die von den Männern entwendete Ware versteckten und aus den Märkten herausschmuggelten. Bei Bedarf lenkten sie außerdem das Personal durch Fragen ab oder gewährten den Männern Sichtschutz beim Entfernen der Plombensicherung an der Ware. Letzte Station der Bande war Ochsenfurt im Landkreis Würzburg. Dort erinnerte sich ein Kassierer, dass er einen der Angeklagten Tage zuvor auf einer Video-Aufnahme gesehen hatte, die von der Handelskette zur Warnung an das Personal verschickt worden war.

Motiv für Mittäterschaft: „Liebe“

Nur eine der Frauen, eine 33-Jährige, ist nach acht Monaten Untersuchungshaft in die Freiheit entlassen worden, zu ihren kleinen Kindern nach Rumänien – mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Die zweite Angeklagte, eine 30-Jährige, die für ihre Mittäterschaft als Motiv „Liebe“ angegeben hatte, wurde zu zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Die beiden Männer, beide 36 Jahre alt – einer von ihnen stand zur Tatzeit unter doppelter Bewährung –, erhielten Freiheitsstrafen von drei Jahren und sechs Monaten beziehungsweise vier Jahren und drei Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Franz Barthel

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