Geretsrieder ist seit 25 Jahren Wetterbeobachter – Ein Ereignis blieb ihm besonders im Gedächtnis

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Prüfender Blick: Markus Gulde misst als ehrenamtlicher Wetterbeobachter, wie viel es geregnet hat und meldet die Daten dem Deutschen Wetterdienst. © Sabine Hermsdorf-hiss

Jeden Morgen misst Markus Gulde in seinem Garten den Niederschlag des letzten Tages. Als ehrenamtlicher Wetterbeobachter liefert er seit 25 Jahren wichtige Daten für den Deutschen Wetterdienst. Für seine Arbeit wurde er kürzlich geehrt.

Geretsried – Markus Gulde steht in seinem Garten im Geretsrieder Stadtteil Stein. Es ist ein sonniger Frühlingsvormittag. Die ersten Frühlingsblüten spitzen aus der Erde, und die Vögel zwitschern laut. Der 53-Jährige nimmt eine weiße Kanne aus einem Metalltrichter, der an einem Stab neben einem Blumenbeet befestigt ist und schüttet den Inhalt in einen Messzylinder. In der Kanne ist Wasser, genauer Regenwasser. Gulde ist ehrenamtlicher Wetterbeobachter. Für sein Engagement, das er inzwischen seit 25 Jahren leistet, wurde der Geretsrieder kürzlich vom Deutschen Wetterdienst ausgezeichnet.

Egal ob es regnet, schneit, hagelt oder die Sonne scheint: Jeden Tag geht der Geretsrieder, der hauptberuflich bei der Post arbeitet, in seinen Garten und misst, wie viel es geregnet hat. Das macht er immer um kurz vor 7 Uhr früh. Zur Sommerzeit um kurz vor 8 Uhr. Markus Gulde wirft einen prüfenden Blick auf die Skala am Messzylinder. Heute zeigt sie 3,4 Liter an. So viel hat es innerhalb von 24 Stunden geregnet.

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Die Daten werden online gemeldet

Hat Gulde die Daten abgelesen, meldet er sie online an den Deutschen Wetterdienst. Im Winter misst der 53-Jährige zusätzlich die Schneedecke. Dabei hilft ihm ein ein Meter langer Messstab mit einer eingeprägten Skala. Gulde notiert dann auch, wie die Schneedecke aussieht. Ob sie geschlossen oder gebrochen ist, oder ob Reste vom Schnee zu sehen sind. Aber: „Da war heuer nicht viel zu tun“, sagt er und lacht.

Ursprünglich befand sich die Wetterstation, die jetzt am Steiner Ring steht, in Königsdorf. Als der ehemalige Königsdorfer Bürgermeister Alfred Stangler einen Nachfolger für den damaligen Wetterbeobachter gesucht hat, kam er auf Markus Gulde. Die beiden kannten sich. Denn das Bienenhaus, das dem Imker Gulde gehört, steht auf Königsdorfer Flur.

Ein Ereignis blieb ihm besonders in Erinnerung

Wenn Gulde im Lauf der 25 Jahre Wetterbeobachtung etwas aufgefallen ist, dann dass die Starkregenereignisse zugenommen haben. „Aber sonst ist im Großen und Ganzen alles gleich geblieben.“ Ein Ereignis ist dem 53-Jährigen aber über all die Jahre trotzdem in Erinnerung geblieben: „Das war die Schneekatastrophe von 1999. Damals hat der Messstab gerade noch so ausgereicht.“

Eine spezielle Ausbildung oder Vorwissen braucht es als ehrenamtlicher Wetterbeobachter übrigens nicht. „Man bekommt ein Handbuch zum Reinlesen.“ Und auch die Messgeräte stellt der Deutsche Wetterdienst. Vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr bekam der Geretsrieder kürzlich für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement die sogenannte Wetterdienstplakette verliehen.

Über 1900 Messstellen gibt es in ganz Deutschland

Laut einer Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes leistet Gulde mit seinen Messungen „einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettervorhersage und Klimaüberwachung. Davon profitieren alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, denn die Auswirkungen des Wetters und Klimas betreffen jeden von uns“. Für den nationalen Wetterdienst seien Bürger wie Gulde unverzichtbar, die mit Spaß am Wetter, aus Liebe zur Natur, einer guten Beobachtungsgabe und aus einem hohen Verantwortungsbewusstsein heraus jahrzehntelang gewissenhaft das Wetter in ihrer Region überwachen.

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Der Wetterdienst betreibt in ganz Deutschland ein flächendeckendes Mess- und Beobachtungsnetz mit über 1 900 Messstellen. Etwa 1 750 davon werden ehrenamtlich betreut. Die vor Ort gemessenen Daten und die Beobachtungen werden vom nationalen Wetterdienst dann zum Beispiel für die Wettervorhersage oder Gutachten bei Wetterschäden genutzt, heißt es in der Mitteilung. Sie würden aber auch dabei helfen, den Klimawandel in Deutschland genau zu erfassen und dessen Folgen besser einschätzen zu können.

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