„Land des weißen Jaguars“: Archäologen entdecken mysteriöse Maya-Rebellenstadt

Mexikanische Archäologen haben möglicherweise die Überreste der jahrhundertealten Maya-Stätte Sak Bahlán entdeckt. Die auch als „Land des weißen Jaguars“ bekannte Stadt diente dem indigenen Volk der Lakandon-Ch'ol als Rückzugsort, als es sich gegen die spanische Eroberung wehrte. 

Trotz des historischen Interesses blieb der genaue Standort der Festung über Jahrzehnte hinweg verborgen, bis jüngste Forschungen unter der Leitung von Josué Lozada Toledo vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) in Mexiko-Stadt neue Erkenntnisse brachten.

Mit GIS-Technologie auf den Spuren von Sak-Bahlán

Lozada Toledo und sein Team nutzten eine Kombination aus historischen Aufzeichnungen und moderner GIS-Technologie, um den wahrscheinlichsten Standort der Festung einzugrenzen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Dabei stützten sie sich insbesondere auf die Berichte des spanischen Mönchs Diego de Rivas, der den Standort der Stadt in einem Brief aus dem Jahr 1695 als eine Ebene nahe einer Biegung des Lacantún-Flusses beschrieb.

„Indem ich all diese Variablen zusammenführte, konnte ich den Vorschlag auf der Karte machen und einen ungefähren Bereich ermitteln, in dem sich der Standort Sak-Bahlán befinden könnte“, erklärte Lozada Toledo.

Sak-Bahlán
Im Rahmen des archäologischen Projekts wurden zwei Feldkampagnen durchgeführt: Zum einen, um die Stätte zu kartieren, zum anderen, um Testgruben anzulegen und so ihre zeitliche Besiedlung zu bestimmen. Josuhé Lozada, CINAH Chiapas

„Am Ende fanden wir die archäologischen Beweise genau an der Stelle, die ich markiert hatte“

Die Entdeckung erfolgte in der Nähe der Flüsse Jataté und Ixcán an der Grenze zwischen Mexiko und Guatemala und bestätigte die Vermutungen der Forscher. Lozada Toledo beschrieb die Suche als „die anstrengendste Exkursion, die ich je in meinem Leben gemacht habe“ und betonte die Bedeutung des Fundes: „Am Ende fanden wir die archäologischen Beweise genau an der Stelle, die ich markiert hatte.“

Das Team hat bereits mehrere Ausgrabungssaisons damit verbracht, die Stätte zu kartieren, auszugraben und zu analysieren, um mehr über die Besiedelung von Sak-Bahlán zu erfahren. Die detaillierten Forschungsergebnisse sollen in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift „Chicomoztoc” veröffentlicht werden.

Sak-Bahlán, die möglicherweise letzte Stadt des rebellischen lakandonischen Volkes von Chiapas, befindet sich hier.
Sak-Bahlán, die möglicherweise letzte Stadt des rebellischen lakandonischen Volkes von Chiapas, befindet sich hier. Josuhé Lozada, CINAH Chiapas

Blüte und Niedergang der Maya-Zivilisation

  • Die Maya-Zivilisation war eine bedeutende historische Kultur in Mittelamerika. Sie entwickelte sich ab etwa 1500 v. u. Z. aus einer Jäger-und-Sammler-Gesellschaft.
  • Sie erreichte eine hochentwickelte Kultur mit komplexen Stadtstaaten, Schrift und Fernhandel.
  • Ihr Kerngebiet erstreckte sich über Guatemala, Belize, den Süden Mexikos sowie Teile von Honduras und El Salvador.
  • Zwischen 800 und 1000 n. u. Z. zerfiel die Kultur vermutlich aufgrund von Kriegen, Überbevölkerung und Dürren.
  • Nach einer Erholungsphase im Norden Yucatáns endete die Maya-Zivilisation mit der spanischen Eroberung im frühen 16. Jahrhundert weitgehend.
  • Die Spanier zerstörten die Kultur und unterwarfen die Maya. In der Geographie der Maya wird zwischen Hochland-Maya (Chiapas und Guatemala) und Tiefland-Maya (Yucatán, Petén und Belize) unterschieden.
  • Die Eroberung hinterließ entvölkerte Landstriche und führte zur kulturellen Assimilation durch die Spanier.

Archäologen entdecken Grab eines Maya-Herrschers

Kürzlich wurde ein weiterer Fund der Maya-Zivilisation gemacht. Archäologen der University of Houston haben in Caracol in Belize das Grab von Te K’ab Chaak entdeckt, dem ersten Herrscher der Maya-Stadt. Der Fund ist sensationell, da es sich um das erste identifizierte Herrschergrab nach über 40 Jahren Ausgrabungen an diesem Ort handelt. 

Das Grab wird auf das Jahr 350 n. Chr. datiert und enthielt wertvolle Beigaben wie Jadeschmuck, bemalte Keramikgefäße und eine Totenmaske aus Mosaik. Diane Chase, die die Stätte in den 1980er Jahren freigelegt hatte, erklärte laut „National Geographic”, dass alles auf den Herrscher hindeute.