Drei russische MiG-31-Kampfjets drangen im September in den estnischen Luftraum ein. Laut der estnischen Armee hatten die Flugzeuge keine Flugpläne und ihre Transponder waren deaktiviert.
Italienische F-35-Kampfjets, die im Rahmen der Nato-Mission in Estland stationiert sind, stiegen auf, um die Situation zu klären. Die russischen Jets flogen nahe der Insel Vaindloo, nördlich des estnischen Festlands. Estland bezeichnete den Vorfall als „extrem gefährliche Provokation“.
Russland spricht von Routineflug
Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Die Jets seien auf einem „planmäßigen Flug“ von der russischen Region Karelien nach Kaliningrad unterwegs gewesen. Der Flug habe sich über neutralen Gewässern abgespielt und sei „in strikter Übereinstimmung mit internationalen Luftfahrtregeln“ erfolgt.
Ex-General warnt vor Eskalation
Jean-Paul Paloméros, ein ehemaliger französischer Nato-General, rät nun von drastischen Maßnahmen ab. „Die größte Herausforderung für die Nato ist es, die Nerven zu bewahren“, sagte er laut „Newsweek“. Man müsse „handlungsbereit bleiben, aber nicht überreagieren“.
Das Bündnis solle zwar „seine Muskeln spielen lassen“, unter anderem durch den schnellen Einsatz von Kampfflugzeugen, um auf jede Verletzung des Luftraums zu reagieren, aber es solle nicht bemannte Flugzeuge ins Visier nehmen. Russland „würde sich freuen“, wenn ein Nato-Land einen ihrer Jets abschießt, warnte er. Wie genau er zu dieser Einschätzung kommt, ließ er offen.
Paloméros meint, Putins Strategie zu erkennen
Ex-General Paloméros sieht in den Vorfällen eine gezielte Taktik des Kreml. Präsident Wladimir Putin teste die Reaktionen der Nato-Staaten aus. Die MiG-31-Kampfjets, die auch mit nuklearfähigen Kinschal-Raketen ausgestattet werden können, seien ein Symbol für diese Provokationen.

Nato bleibt wachsam
Estland hat nach dem Vorfall Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt. Dieser Artikel erlaubt es Mitgliedsstaaten, bei Bedrohungen ihrer Sicherheit eine gemeinsame Beratung einzuberufen. Auch Polen hatte im September Artikel 4 aktiviert. Die Nato betonte zuletzt, dass sie bereit sei, zu handeln.
Drohnen und Provokationen
Doch nicht nur in Estland gibt es Spannungen. In den letzten Wochen wurden vermehrt Drohnen über Nato-Gebieten gesichtet. In Polen sollen im September rund 20 Drohnen den Luftraum verletzt haben. Auch Dänemark meldete Drohnenflüge in der Nähe von Militärbasen. Russland bestreitet jede Beteiligung an diesen Vorfällen.