Maxl, der Dorfhirsch: Tragisches Ende auf der Autobahn?

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Maxl fiel durch seine Zutraulichkeit auf, hier in einem Privatgarten in Straßham (Gemeinde Forstern, Kreis Erding). © G. Gaube

Ein Hirsch, der eine enge Bindung zu den Bewohnern von Straßham aufgebaut hatte, könnte bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein. Der Hirsch, bekannt als 'Maxl', war ein häufiger Gast im Dorf. Nun fürchtet einer, der das Tier eigentlich retten wollte, das Schlimmste.

Forstinning/Forstern – Ein schlimmer Unfall mit vier beteiligten Fahrzeugen auf der A94 bei Forstinning ist offenbar auch das Aus einer besonderen Mensch-Tier-Beziehung zwischen einem Hirsch und einem ganzen Dorf. Eine Kollision des um die 120 Kilo schweren Tiers mit vier beteiligten Fahrzeugen in der Nacht zum Montag (2. September) endete für die menschlichen Beteiligten zum Glück ohne Verletzungen, meldet die Autobahnpolizei Hohenbrunn. „Das Tier überlebte die Zusammenstöße nicht.“

Maxl fühlte sich in Straßham wohl – zur Freude der Anwohner

Eine traurige Nachricht für alle Tierfreunde, besonders aber für die Menschen in Straßham, einem Weiler bei Forstern, unweit der Ebersberger Landkreisgrenze mit Erding. Die bekamen in den vergangenen Monaten immer wieder tierischen Besuch eines Hirsches, den sie schnell „Maxl“ tauften, und der sich dort bevorzugt an Äpfeln labte und es sich auch mal so gar nicht menschenscheu in einem schattigen Privatgarten gemütlich machte.

Gabriele Gaube, deren Mann in dem Ort eine Kfz-Werkstatt betreibt, erinnert sich mit Ehrfurcht an die erste Begegnung: Sie habe Maxl für ein riesiges Stofftier gehalten, das jemand in den Garten gestellt habe – bis er den Kopf hob und schließlich zu grasen begann. „Das war einmalig, das hast du im Leben nie wieder“, sagt die erklärte Tierfreundin.

Die wohl letzte Sichtung des zutraulichen Maxl vor rund einer Woche am Waldrand nahe Hub bei Forstern (Kreis Erding).
Die wohl letzte Sichtung des zutraulichen Maxl vor rund einer Woche am Waldrand nahe Hub bei Forstern (Kreis Erding). © G. Gaube

Brunft und Schonzeit: Staatsforsten hätten Maxl gerne vor der Flinte gerettet

Umso schlimmer nimmt sie der traurige Verdacht mit, der nun in der Gegend umgeht: Bei dem tierischen Unfallopfer von Montagnacht wenige Kilometer von Straßham entfernt, habe es sich „sehr wahrscheinlich“ um Maxl, den Hirsch gehandelt. Das sagt Heinz Utschig, Leiter des für die Region zuständigen Staatsforstbetriebs Wasserburg. „Es ist ein echter Tiefschlag, dass das so enden musste“, so Utschig.

Dazu muss man wissen, dass er und sein Staatsforstbetrieb dem Tier gerne das Leben gerettet hätten. Die nachbarschaftliche Beziehung der Straßhamer mit ihrem Maxl hatte ihr Verfallsdatum insofern erreicht, als die Förster davon ausgingen, dass der Hirsch mit Beginn der Brunft unberechenbar und sogar aggressiv werden könnte. Zudem bedeutete das Ende der Rotwild-Schonfrist zum 1. August für Maxl unmittelbare Lebensgefahr, da er sich außerhalb der Jagdpacht der Staatsforsten befand und in seinem neuen Revier bei Straßham theoretisch erlegt hätte werden dürfen.

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Eine Rückkehr in den Ebersberger Forst ist Maxl offenbar nicht vergönnt

Es folgten Gespräche mit dem örtlichen Jagdpächter sowie der Plan, Maxl einzufangen und ihn im Rotwildgehege an der Hohenlindener Sauschütt in Sicherheit zu bringen – zurück in die Obhut der Staatsforsten, die ihn einst ausgewildert hatten. „Es ist bedauerlich, dass das anscheinend so enden musste“, so Forsten-Chef Utschig, der über die Einfangbemühungen noch Ende Juli gesagt hatte: „Das gibt kein schönes Bild, wen Maxl auf dem Auto landet.“

Maxl und die Straßhamer: Einen Hoffnungsschimmer gibt es noch

Die Polizei kann auf Nachfrage nicht erklären, wie sich der Unfall-Hirsch trotz beidseitigen Wildzauns auf die Fahrbahn Richtung Passau verirrte. Alle vier Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden, die Autobahn blieb rund vier Stunden komplett gesperrt und musste auf hunderten Metern gereinigt werden. Den Sachschaden an den beteiligten Fahrzeugen, deren Fahrer dem Hirschkörper nacheinander nicht ausweichen konnten, schätzt die Polizei auf 80.000 Euro.

Gabriele Gaube erzählt von bitteren Tränen, die sie wegen Maxl vergossen hat. „Es tut mir so leid für ihn“, sagt sie. Doch eine Sache lässt sie noch um Maxls Leben bangen: Die Polizei bestätigt, dass bislang keine Ohrmarke gefunden worden sei, wie der zahme Hirsch sie laut Gaube trug. Die Tierfreundin sagt über ihren Schützling: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf!“

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