Im Kreis Freising gibt es immer weniger Gartenvögel – aber auch etwas, das Experten hoffnungsvoll stimmt
Es gibt immer weniger Gartenvögel. Im Kreis Freising zwitschert es zwar noch mehr als im Bayern-Schnitt, doch Experten beobachten den Trend mit Sorge – und plädieren für mehr Wildwuchs.
Landkreis – Amsel, Drossel, Fink und Star – alle Vögel sind schon da: Aber es sind längst nicht mehr so viele wie früher. Das ist das Ergebnis der Aktion „Die Stunde der Gartenvögel“ vom bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV).
Im Landkreis brüten 60 Vogelarten
Anfang Mai waren die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, eine Stunde lang ihren Garten zu beobachten und die Vögel zu zählen, die sich darin aufhalten. Nun liegen die Ergebnisse vor. Im Schnitt wurden pro Beobachtungsstelle nur 27 Vögel gemeldet – fünf weniger als 2007, als die Mitmachaktion zum ersten Mal durchgeführt wurde. „Eine negative Bestandsentwicklung ist nicht mehr von der Hand zu weisen“, sagt Ornithologin Angelika Nelson. Die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten setze sich offenbar nicht nur auf Wiesen und Feldern, sondern auch in Bayerns Städten und Dörfern fest.
Der Landkreis Freising jedoch scheint sich dem Negativtrend zumindest etwas zu widersetzen: Hier wurden durchschnittlich 31 Vögel im Garten, Park oder vom Balkon aus gezählt. Laut Günther Knoll, Mitglied des Steuerungsteams in der Freisinger LBV-Ortsgruppe, brüten im Landkreis etwa 60 Vogelarten, 35 davon in Gärten und Parks. Dass 161 Landkreisbürger Vögel gezählt haben, sei eine sehr gute Teilnehmerzahl. Aber wenn man berücksichtigt, dass der Landkreis rund 185.000 Einwohner zähle, „könnten es schon noch mehr sein“, sagt Knoll. Er selbst ist seit 40 Jahren als Hobby-Ornithologe unterwegs und beobachtet den Artenrückgang quasi täglich. „Wenn man bedenkt, wie viele Stare früher bei uns unterwegs waren oder wie viele Kibitze es im Freisinger Moos gab. Das ist heute nur noch ein Bruchteil.“ Auch die Artenvielfalt sei deutlich vermindert. „Das Braunkelchen, das früher im Moos lebte, gibt es heute gar nicht mehr.“

Allgemein gebe es immer weniger Platz für Spatz und Co. Ersterer, auch als Haussperling bekannt, bleibt zwar Spitzenreiter im Kreis Freising. Aber auch er leide zunehmend unter Wohnungsnot, denn Nischen und Mauerspalten, in denen er gerne brütet, findet er an glatten Neubaufassaden nicht.
Interesse an Vogelbeobachtung nimmt zu
Allerdings stellt Günther Knoll auch fest, dass das Interesse an der Vogelbeobachtung grundsätzlich zunimmt. Er führt das darauf zurück, dass immer mehr Menschen erkennen würden, dass es um die Natur nicht besonders gut stehe. „Beim LBV fragen Menschen verstärkt an, welches Vogelfutter man bereitstellen soll, in welchen Monaten die Tiere Unterstützung brauchen oder welche vogelfreundlichen Pflanzen es gibt. Außerdem steigen auch die Nachfragen derer, die Nistkästen über den LBV beziehen wollen.“ Auch würden sich immer mehr Gartenbesitzer für die Auszeichnung „Vogelfreundlicher Garten“ bewerben.
Meine news
Das sei wichtig, denn viele Einzelpersonen zusammen könnten einiges bewirken. Das sei immer sinnvoll, wenn die Mühlen der großen Politik langsam mahlen. Denn natürlich seien Siedlungsdruck und Nachverdichtung in der Flughafenregion große Themen, die den Lebensraum der Vögel verkleinern. Daher sei es umso wichtiger, dass sich Privatpersonen trotzdem darum bemühen, den Tieren einen geeigneten Lebensraum mit ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten zu bieten. „Leider sind im Moment aufgeräumte Garten sehr modern, mit viel Schotter und Bambus.“ Für Vögel und auch Insekten sei das jedoch fatal. „Sie brauchen ein bisschen Wildnis, Sträucher, ein paar Brennnesseln. Im Idealfall gibt es noch einen Kompost“, sagt Knoll. Er betont: „Natürlich muss man nichts verwildern lassen, und ich verstehe auch, dass viele Menschen einfach einen pflegeleichten Garten haben möchten. Aber man könnte ja die eine oder andere Ecke naturähnlich lassen.“
Auch interessant
Kommentare
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.
Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!