Das Geheimnis der Fischbacher Steinsäule
Eine rund 3,50 Meter hohe Steinsäule zieht seit dem Frühjahr auf dem Friedhof an der Filialkirche Fischbach die Blicke auf sich. Was hat es mit dem Koloss auf sich?
Fischbach - Die Meinungen dazu sind jedenfalls geteilt. Kirchenpfleger Alois Bauer erklärt, dass die Säule künftig den Mittelpunkt eines neuen Urnenfelds bilden soll. Welche Bewandtnis es historisch mit dem Monument auf sich hat, bleibt unklar.
Fest steht: Bislang hatte die Steinsäule ihren Platz weithin sichtbar am Flurweg zwischen der Kirche und dem Kellershof beziehungsweise Wolfsöd. Woher sie stammt, weiß keiner so genau – nur dass sie dort offenbar an die 300 Jahre gestanden haben muss. „Der mündlichen Überlieferung zufolge hat sie möglicherweise jemand aus dem abgebrannten Tölzer Schloss gerettet“, sagt Bauer. Warum sie dann in Fischbach aufgestellt wurde, sei unbekannt. In alten Landkarten sei die Säule erstmals 1858 eingetragen. „In der Katasterkarte, die 30 Jahre früher entstand, war sie noch nicht da.“ Eine These wäre also, dass die Säule zwischen 1828 und 1858 in Fischbach aufgestellt wurde.
Entscheidung der Kirchenverwaltung
Die Kirchenverwaltung habe nun beschlossen, das steinerne Relikt einer neuen Bestimmung zuzuführen, und zwar als Mittelpunkt eines Urnenfelds auf dem Friedhof. „Urnenbestattungen sind immer stärker nachgefragt“, erklärt Bauer. Auf dem Fischbacher Friedhof seien dafür zwei Bereiche geplant: einer mit Urnengräbern, die mit kleinen Grabsteinen ausgestattet werden können. Außerdem ein Rasenfeld, auf dem die Urnen ähnlich wie in einem Friedwald ohne weitere Markierung im Boden bestattet werden. Auf der Steinsäule sollen dann kleine Tafeln mit den Namen und den Lebensdaten der hier beerdigten Menschen aufgebügelt werden. Der Bereich des Urnenfelds soll Bauer zufolge in den kommenden Wochen mit Granit-Leistensteinen eingefasst werden. „Der Auftrag dafür ist erteilt.“

Autokran im Einsatz
Als größeres Unterfangen erwies sich im Frühjahr die Versetzung der Säule, die mit Einverständnis des Grundbesitzers erfolgte. Dafür musste laut Bauer ein Autokran eingesetzt werden. „Die Säule wiegt 3,5 Tonnen.“ Es habe sich herausgestellt, dass die Säule lediglich 60 Zentimeter tief im Boden eingegraben war. „Dass sie nie umgefallen ist, ist für uns ein Wunder“, sagt Bauer. Auf dem Friedhof habe sie nun ein festes Fundament bekommen.
Im Zuge der Nachforschungen sei man übrigens darauf gestoßen, dass es in Fischbach noch eine zweite solche Säule gibt. Dahingehende „Überlieferungen“ bestätigten sich. Die zwei bis drei Meter lange Säule lag in einem Pflanzgarten rund 20 bis 30 Zentimeter tief eingegraben waagrecht in der Erde. „Wir haben die Säule frei gebaggert, mussten aber feststellen, dass sie abgebrochen war.“ In Bezug auf die versetzte Säule meint der Kirchenpfleger: „Sie hat hier einen würdigen Platz für die nächsten Jahrzehnte oder 100 Jahre gefunden und bleibt so für die Nachwelt erhalten.“ Den Standort hält er insofern für passend, als die Säule zuvor im Blickfeld zur Kirche stand und jetzt eben direkt an der Kirche in einer Ecke zwischen Sakristei und Kirchenschiff.
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Doch es gibt auch Kritik an der Versetzung. Andreas Strauß, der aus Fischbach stammt und heute in Benediktbeuern lebt, moniert in einem Brief an unsere Zeitung, dass der Obelisk nun nicht mehr an ihrem Ursprungsort stehe, „sondern zweckentfremdet und unpassend im Friedhof Fischbach“. Strauß weiter: „Heimat- und geschichtsverbundene Personen und Grabbesitzer sind von dieser privaten unglücklichen Aktion nicht begeistert und verlangen den Rückbau.“ Bauer hält „Zweckentfremdung“ nicht für das richtige Wort. Er sagt: „Wir haben die Säule vielmehr einem Zweck zugeführt.“