Paukenschlag beim BRK-Kreisverband Starnberg

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Wollen den BRK-Kreisverband Starnberg aus der finanziellen Krise führen (v.l.): der bisherige Geschäftsführer und jetzige Leiter des Leitungsstabes, Jan Lang, Vorsitzender Michael Kuffer und der neue Sanierungsmanager und Kreisgeschäftsführer, Dirk Lorscheider, in den Räumen der BRK-Geschäftsstelle in Percha. © Andrea Jaksch

Jan Lang ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Starnberg. Stattdessen übernimmt mit Dirk Lorscheider ein Sanierungsmanager den finanziell angeschlagenen Verband, der 2023 ein Millionendefizit eingefahren hat – vor allem im Bereich seiner stationären Pflegeeinrichtungen.

Starnberg – Diese Meldung ist ein Paukenschlag: Nach rund 14 Jahren ist Jan Lang nicht mehr Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Starnberg. Das teilten der Vorsitzende des Kreisverbandes, Michael Kuffer, und Lang selbst am Montag mit. Neuer Chef der mehr als 1000 hauptamtlichen und rund 2000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist Dirk Lorscheider. Er sei ein „hoch qualifizierter und langjährig bundesweit in der Branche sehr erfahrener Sanierer“, schreiben Kuffer und Lang in einer Mitteilung.

Es fehlt ein einstelligerMillionenbetrag

Eine Sanierung hat der Kreisverband dringend nötig. Spätestens seit vergangenen Sommer ist bekannt, dass er erhebliche Defizite einfährt. Auf Rückfrage des Starnberger Merkur spricht Kuffer nun von einem Minus „im einstelligen Millionenbereich“, das 2023 entstanden sei. Grund sei vor allem die geringe Auslastung der stationären Pflegeheime des BRK – weniger in Gilching (78 stationäre Plätze), sondern vor allem in Gauting (84 stationäre Plätze plus 22 Wohnungen) und in Garatshausen (171 stationäre Plätze plus 29 Wohnungen). Um die Häuser wirtschaftlich betreiben zu können, sei eine Auslastung von 90 Prozent erforderlich, erklärt Kuffer. „Teilweise sind es aber nur 60 bis 70 Prozent.“ Grund sei in erster Linie der Fachkräftemangel. Die größten Probleme gebe es beim erst im November 2022 eingeweihten Mehrgenerationencampus Gauting.

Bereits seit Monaten arbeiteten „die Führungsorgane des Kreisverbandes, unterstützt durch das unermüdliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Ehren- und Hauptamt, intensiv an Lösungen, um eine positive finanzielle Entwicklung, besonders im Bereich Senioren und Pflege, zu ermöglichen“, erklären Kuffer und Lang. Nachdem bereits eine Unternehmensberatung eingeschaltet worden war, fiel Ende Januar die Entscheidung, weitere externe Unterstützung einzuholen – diesmal mit einem Fokus auf das Themenfeld der stationären Pflege – inklusive Schaffung eines Sanierungsmanagers.

Weitere externeUnterstützung

Bei der öffentlichen Ausschreibung habe sich eine Bietergemeinschaft aus der consus health GmbH und deren Tochterunternehmen HC&S AG durchgesetzt – „einer der Marktführer im Bereich der Sanierung von Einrichtungen des Gesundheitswesens“, wie Kuffer und Lang betonen. Sanierungsmanager wird Dirk Lorscheider, der bis vor Kurzem noch Geschäftsführer der in Ulm ansässigen Schöner-Leben-Gruppe war, die bundesweit mehr als 90 Senioren- und Pflegeeinrichtungen betreibt. Von ihm erhofft sich die BRK-Spitze nun die nötigen Impulse und Schritte, um vor allem im Pflegebereich wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Ursprünglich war vorgesehen, den Sanierungsmanager dem Kreisgeschäftsführer zur Seite zu stellen. Das kam aber für Jan Lang nicht infrage. Er habe „seine Überzeugung dargelegt, dass eine kraftvolle Sanierung umfassende Vollmachten und damit ungeteilte Zuständigkeiten voraussetzt“, erklärt Kuffer. Die Folge: Lorscheider hat zum 15. April auch die Funktion eines kommissarischen Kreisgeschäftsführers übernommen und ist bereits in die Geschäftsstelle an der Kreuzstraße in Percha eingezogen. Wie lange sein Engagement in Starnberg dauert, ist offen. Kuffer geht von „einem bis eineinhalb Jahren“ aus.

Jan Lang übernimmtneue Funktion

Und Jan Lang? Der 47-Jährige bleibt dem BRK erhalten und übernimmt die seit vergangenem Jahr vakante Führungsrolle innerhalb des Leitungsstabes des Kreisvorstandes. Diese ist direkt am Vorstand angesiedelt. In dieser Funktion soll Lang „seine strategischen Fähigkeiten und seine Innovationskraft“ zum Wohl des Verbandes einbringen, betont Kuffer. „Wir sind heilfroh, dass wir ihn haben.“

Der Vorstand dankt Lang „für seine schonungslose Analyse, die einmal mehr unter Beweis stellt, welche Herzensangelegenheit der Kreisverband für ihn ganz persönlich ist“. Auch Lang lobt im Merkur-Gespräch die gefundene Lösung. „Es ist alles im Wesentlichen so passiert, wie ich es empfohlen habe“, sagt er. Es blieben noch genügend wichtige Aufgaben.

Christoph Büchelelöst Markus Wicke ab

Und noch eine wichtige Personalie gibt es: Als Nachfolger für den im Oktober 2024 in den Ruhestand tretenden „hochverdienten“ Bereichsleiter Senioren und Pflege, Marcus Wicke, hat der Vorstand seinen bisherigen Stellvertreter und den Leiter des Mehrgenerationencampus Gauting, Christoph Büchele, bereits Anfang des Monats zum Nachfolger berufen. Wicke bleibt noch bis Juni beratend tätig. Er habe „viele Jahre Großartiges für die Pflege und für den Verband geleistet“, erklären Kuffer und Lang. „Er hat es geschafft, Pflege für hilfsbedürftige Menschen auf höchstem Niveau zu organisieren und diese gleichzeitig für alle Menschen im Landkreis zugänglich und finanzierbar zu halten.“ Die BRK-Häuser seien „ausnahmslos Vorzeige-Einrichtungen“.

Es fehlen rund100 Mitarbeiter

Aber warum tut sich das BRK dann so schwer, Personal zu finden? Die Nähe zu München sei ein strukturelles Problem für den Kreisverband, sagt Michael Kuffer, der von derzeit rund 300 besetzten und 100 offenen Stellen spricht. Wer als ausgebildete Pflegekraft in der Landeshauptstadt arbeite, erhalte auf einen Schlag rund 300 Euro mehr im Monat. Dazu komme eine große Dichte von Pflegeanbietern, ergänzt Jan Lang. Mit einem eigenen Recruiting-Team und der Henry-Dunant-Akademie zur Ausbildung eigenen Nachwuchses gehe der Kreisverband Starnberg bereits neue Wege. Diese reichten bislang aber nicht aus. Nun soll es also der Sanierer richten. Er stellt sich den Mitarbeitern heute in einer Online-Schalte vor. Die Beschäftigten müssten sich übrigens keine Sorgen wegen der Sanierung machen. Kuffer: „Wir haben ja eher zu wenige als zu viele Mitarbeiter.“

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