Trauer um Bootsbauer und Werft-Eigentümer Anton Dreher
Er war Bootsbauer, Werft-Eigentümer und engagierter Ehrenamtler: Anton Dreher ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Percha – Wassersportler und Handwerker rund um den Starnberger See, vor allem aber die Familie und Freunde tragen Trauer: Anton Dreher senior ist tot. Der Inhaber der Rambeck-Werft in Percha ist am vergangenen Freitag im Alter von 82 Jahren gestorben. Das bestätigte das Traditionsunternehmen am Dienstag gegenüber dem Starnberger Merkur.
Anton Dreher hat nicht nur mehr als sechs Jahrzehnte die Geschicke der traditionsreichen Werft geleitet, er war darüber hinaus auch in zahlreichen Verbänden und Gremien aktiv und galt bundesweit als klare Stimme des Handwerks, dem auch die Ausbildung junger Leute stets ein besonderes Anliegen war.
„Er war geradlinig, frei raus und mit großem Sachverstand gesegnet“
„Er war geradlinig, frei raus und mit einem großen Sachverstand gesegnet“, sagt Michael Sattler, der zusammen mit seinem Vater Ernst gleich nebenan die Sattler-Werft leitet. „Wir haben uns gegenseitig sehr geschätzt. Sein Tod ist ein großer Verlust.“ Dreher habe sich jahrzehntelang für die Belange des Wassersports eingesetzt und dabei sehr viel Positives erreicht, sagt Sattler und nennt Änderungen an einer EU-Richtlinie für Handwerksbetriebe als Beispiel. Dreher sei immer an einem Interessenausgleich interessiert gewesen und habe versucht, das Beste für die Branche zu erreichen.
Geradlinig, frei raus, großer Sachverstand – so ist Dreher durchs Leben gegangen, so hat er das Unternehmen geführt, so bleibt er den Menschen in Erinnerung. Gespräche mit ihm waren ein Quell an Anekdoten, an Wissenswertem, aber auch an klaren Meinungen.
Der Großonkel setzte Anton Dreher als Erben der Rambeck-Werft ein
Dreher lernte bei der Lürssen-Weft in Bremen Boots- und Schiffbau. Ins Unternehmen hatte ihn zuvor bereits sein Großonkel geholt, der die traditionsreiche, 1883 gegründete Rambeck-Werft im Jahr 1912 gekauft hatte. Auch er hieß Anton Dreher, und weil er mit seiner Ehefrau Erna kinderlos blieb, setzte er bereits im Jahr 1958 seinen noch minderjährigen Neffen aus Bad Reichenhall als Erbe ein. Nur einen Tag später starb der alte Dreher, der Junior musste allerdings bis zum 21. Geburtstag warten, um den Betrieb wirklich übernehmen zu können.
In der Folge brachte Anton Dreher nicht nur die Werft wieder auf Vordermann, nachdem ein Testamentsvollstrecker gar nicht nach seinem Sinn gehandelt hatte – er engagierte sich auch weit darüber hinaus. Von 1981 bis 2002 war Dreher Landesinnungsmeister der Boot- und Schiffbauerinnung Bayern, von 1984 bis 2000 Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbandes, der ihn später zum Ehrenpräsidenten ernannte und bis heute die Erinnerung hochhält. Darüber hinaus hatte Dreher noch weitere Ämter inne, unter anderem als Fachbeirat der Caravan-Boot-Reise-Messe in München (heutige f.re.e), in der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer oder als Berater des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Bereits im Jahr 2001 erhielt er für seine Verdienste den Verdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Weggefährten erinnern an einen großen Starnberger
Geradlinig, frei raus, großer Sachverstand – so beschreiben Weggefährten Anton Dreher, zum Beispiel Starnbergs Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger. „Er war ein Mann der klaren Worte. Was er gesagt hat, hat Hand und Fuß gehabt.“ Dreher habe seine Spuren am Starnberger See hinterlassen. Martin Eickelschulte, der frühere IHK-Statthalter in Starnberg, kannte Dreher mehr als zwanzig Jahre lang durch die Gremienarbeit. „Er war engagiert, hat sich eingebracht, war höflich und hat immer seine Meinung vertreten. Ich habe ihn sehr geschätzt“, sagt Eickelschulte. „Er kannte sich in allen Belangen rund um den See aus, auch mit historischen Gegebenheiten und natürlich mit dem Segelsport“, sagt Landrat Stefan Frey.
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Und all das war immer gepaart mit Drehers bis ins hohe Alter kindlichen Begeisterung für den Bootsbau. Wenn er von Holzbooten sprach, zum Beispiel von den Elektromotorbooten, die die Rambeck-Werft einst für den Königssee baute, steckte er seine Gesprächspartner mit seinem Wissen und seiner Freude an der Materie an. Auch sein Büro auf dem Werftgelände mit den vielen Bildern und Modellen zeugte davon – ebenso wie diese Anekdote, an die sich Altbürgermeister Pfaffinger erinnert. 1992 war eines der ohnehin schon zu wenigen Flachboote fürs Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen kaputt gegangen, woraufhin Dreher kurzerhand von seinen Lehrlingen ein neues bauen ließ. „Das haben wir noch heute“, sagt Pfaffinger, der damals Vorstand des Heimat- und Volkstrachtenvereins war.
Anton Dreher, ein großer Starnberger, hinterlässt seine Frau, seinen Sohn Anton junior sowie zwei Enkelkinder.