Haushaltssperre, Kürzungen und Co.: BRK-Kreisverband Starnberg zum Sparen gezwungen

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Das BRK Starnberg hat wegen Defiziten im Pflegebereich große finanzielle Sorgen (Symbolfoto). © Nicolas Armer (Symbolbild)

Eine Haushaltssperre im Sommer, die Ankündigung von Kürzungen im Ehrenamt im Herbst und eine externe Firma, die Einnahmen und Ausgaben analysiert: Wie der BRK-Kreisverband versucht, seiner Finanznot Herr zu werden.

Landkreis – Die wegen Personalmangels nicht annähernd ausgelasteten Pflegeheime in Gilching, Gauting und Garatshausen reißen ein großes Loch in den Haushalt des BRK-Kreisverbands. Doch was tut das Rote Kreuz, um seine Finanznot in den Griff zu kriegen? „Einsparmaßnahmen kommentieren wir grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit“, antwortete Kreisgeschäftsführer Jan Lang auf diese Frage des Starnberger Merkur im September. Aufschluss geben nun aber konkrete Hinweise aus BRK-Kreisen an die Redaktion. Demnach wird intern kräftig gespart. Schon im Juli verhängte der Kreisverband eine sogenannte Haushaltssperre für alle Bereiche. Außerdem müssen die Ehrenamtlichen – Wasserwachten, Bereitschaften oder im Dienste von Wohlfahrt und Sozialem – im nächsten Jahr mit weniger Geld aus Fördermitgliedsbeiträgen auskommen. Und: Das Wirtschaften des BRK wird streng unter die Lupe genommen. Drei Jahre lang müssen die Starnberger dem Bezirksverband des Roten Kreuzes eine monatliche Haushaltsplanung vorlegen.

Letzteres bestätigt Lang auf Nachfrage: „So lange, bis wir wieder stabil positive Ergebnisse erzielen, begleitet uns der Bezirksverband eng und sieht sich natürlich auch monatlich unsere Zahlen genau an.“ Eine erste Analyse von Einnahmen und Ausgaben hat Bezirksgeschäftsführer Martin Rieger bereits hinter sich. Auf die Frage, was sie ergeben hat und welche Konsequenzen daraus entstehen, bleibt er unkonkret bis nichtssagend. Er nennt lediglich den Betrieb der stationären Pflegeeinrichtungen als „Hauptbelastungsfaktor“. Die genauen Ergebnisse seien intern und würden „in engster und bester Zusammenarbeit“ mit dem Kreisverband besprochen. Die Merkur-Info, dass auch eine externe Beratungsfirma eingeschaltet worden sei, bestätigt Rieger. „Ihre Aufgaben umfassen eine detaillierte Finanzanalyse, eventuell auch Vorschläge zur Optimierung und Begleitung bei der Umsetzung.“ Die externe Begleitung sei nicht ungewöhnlich und bereits in der Vergangenheit innerhalb des BRK in ähnlichen Situationen in Anspruch genommen worden. So bekomme man auch einen neutralen Blick auf die Situation.

Sogenannte Haushaltssperre sorgt BRK-intern für Unruhe

Die sogenannte Haushaltssperre sorgte seit dem Sommer bei BRK-Mitgliedern für Aufregung. Mehrere wandten sich mit ihren Sorgen – teilweise anonym – an die Redaktion. Interne E-Mails, die dem Merkur vorliegen, zeigen, dass sich einzelne ehrenamtliche Bereiche zwischenzeitlich unzureichend informiert fühlten und gegen die Haushaltssperre vorgehen wollten. Aber was ist damit eigentlich gemeint? „Die Defizite der Pflege sind so erheblich, dass die Durchführung des Gesamthaushalts 2023 in der vom Vorstand genehmigten Form nicht mehr möglich war“, erklärt Kreisgeschäftsführer Lang auf Nachfrage. „Daher wurde im Juli die weitere Umsetzung dieses Haushalts für alle Bereiche ausgesetzt. Das ist eine sanierungstypische Management-Maßnahme.“

Laufende Ausgaben würden natürlich weiter getätigt – und auch „Investitionen, die für die Leistungsbereitschaft unserer Dienste unerlässlich sind, wie Gehälter, Fahrzeugunterhalt, Mieten und Gebäudeunterhalt“. Was zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Dienste heuer noch erforderlich sei, werde ebenfalls umgesetzt. Laut Lang erfolge das „kreisverbandsinterne Sparen“ auch, „um Risiken für die Gesamt-Körperschaft des Bayerischen Roten Kreuzes zu minimieren“. Das BRK Starnberg bemühe sich im Übrigen sehr darum, mehr Personal zu gewinnen, um die Heime mit mehr Pflegebedürftigen belegen zu können. Ein schwieriges Unterfangen, gerade im Fünfseenland, wo die Lebenshaltungskosten noch höher als andernorts sind.

100 000 Euro für Bau von Unterkünften auf die Seite gelegt

„Haushaltsplanung als gemeinsame Herausforderung“: Unter diesem Motto stand ein Treffen, zu dem Kreisgeschäftsführung und Vorstand ehrenamtliche Leitungskräfte Ende September baten. Jene erfuhren dort, dass ihr Anteil der Fördermitgliedsbeiträge ab 2024 um etwa 20 Prozent gekürzt wird. Lang bestätigt grundsätzlich, was dem Merkur zugetragen wurde. Von besagten Einnahmen – das BRK rechnet mit rund 530 000 Euro – würden 100 000 Euro „auf die Seite gelegt“. Das Geld werde dringend gebraucht, um für Wasserwachten und Co. neue Unterkünfte zu errichten beziehungsweise sie instandzuhalten.

Die Mitgliedsbeiträge würden als Einnahmequelle ohnehin weniger – wegen der demografischen Entwicklung, weil immer wieder ältere Mitglieder sterben, so Lang. Und weil die Bau- und Betriebskosten steigen, werde dieses Geld nicht reichen, um geplante Projekte umzusetzen. Der Geschäftsführer nennt die Vorhaben nicht konkret. Bekannt ist, dass der Kreisverband ein BRK-Zentrum in Herrsching, ein Kombigebäude in Seefeld und eine neue Rettungsstation für die Wasserwacht in Steinebach bauen will. In der Antwort auf die Merkur-Fragen bittet Lang Bürger, Firmen und Kommunen in diesem Zusammenhang um mehr Spenden, Stiftungszuwendungen und Förderungen.

Ob weitere Kürzungen im Ehrenamt geplant sind? Auf diese Frage antwortet Lang: „Ein Kaputtsparen bestimmter Rotkreuzbereiche kann kein Ziel sein.“ Es gelte stattdessen zu investieren, „indem wir die teils unwürdigen, jedenfalls aber überalterten und zu kleinen räumlichen Zustände endlich beenden“. Dann richtet sich der Kreisgeschäftsführer mit einem Appell an (gewisse) Mitarbeiter: „Wir erwarten aber auch auf der anderen Seite, dass hier agierende ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende ein Verständnis für die aktuelle Situation entwickeln und etwaige Kürzungen nicht als Affront auf Ihren Dienst verstehen – sondern vielmehr als zwingend notwendigen Baustein im Rahmen des groß angelegten Sanierungsprozesses.“

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