„Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“: Pfarrer und Kaplan lösen mit Fallschirmsprung Wette ein
„Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“ hieß es am Samstag in Schwabbruck. Pfarrer und Kaplan lösten dort eine Wette ein und landeten jeweils per Tandem-Sprung auf dem Herz-Jesu-Fest.
Schon vor Monaten sind Ideen in den Köpfen des Schwabbrucker Pfarrgemeinderats und natürlich des Pfarrers Johannes Huber herumgeschwirrt, wie man die nötigen Gelder für die Sanierung der Schwabbrucker Kirche St. Walburga zusammenbringen könnte. Der zündende Einfall: Nach dem Motto „Wetten, dass“ verspricht der Pfarrer einen Fallschirmsprung, wenn die restlichen 15 000 Euro zusammenkommen. Auch Kaplan Livinus Ngwu stellt sich spontan für die „himmlische Aktion“ zur Verfügung.
Es braucht noch Flugzeug und Tandempiloten. Kontakte werden zu Claudia Lutz, der 1. Vorsitzenden des FSR Club 2000 hergestellt. Sie ist selbst Fallschirmspringerin, war zehn Jahre Soldatin der Sportfördergruppe Fallschirmspringen an der Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt. Lutz sagt sofort zu, die Organisation zu übernehmen: „Das mit dem Flugzeug mache ich, für das gute Wetter sorgt ihr.“
Geklappt hat es nicht ganz. Die Aktion sollte eigentlich am 8. Juni über die Bühne gehen, wurde aber wegen Regens auf den 22. Juni verschoben. Ein neuer Anlauf also am Samstag. Das Flugzeug ist allerdings in der Wartung und wird nicht rechtzeitig fertig, Lutz chartert für den geplanten Sprungdienst, der über den gesamten Tag laufen soll, einen Hubschrauber, ein Aerbus H125, von „Heli Tirol aus Österreich. „Den haben wir nur zwei- bis dreimal im Jahr, aber jetzt wollen wir das Ding einfach durchziehen.“
Planänderung bringt Fallschirmspringer nicht aus der Ruhe
Der Tag der Wahrheit. Der Hubschrauber landet bei strahlend blauem Himmel auf dem Sprunggelände in Altenstadt. Die beiden Piloten Thomas Ritzer und Dominic Falkner bringen bis zum frühen Nachmittag dutzende von Springern in die Luft. Alles genau geregelt und dokumentiert durch Claudia Lutz. Nur ab und zu blickt sie in Richtung Westen, wo sich die angekündigte gewittrige Wetterlage zusammenbraut.
Pfarrer und Kaplan trudeln ein und werden mit ihren Tandem-Piloten bekannt gemacht. Tom Hark, der gut 3000 Absprünge vorweisen kann, schnappt sich den Pfarrer. Eine genaue Einweisung in das Gurtzeug und Absprung- sowie Freifallhaltung folgt. „Mit so viel geistlichem Beistand kann ja nichts passieren“, sagt Hark.
„Wenn Engel fliegen, läuft doch alles wie in Butter“, muntert René Kossatz den Kaplan daneben auf. Ngwu wird der 333. Tandempassagier für den Berufssoldaten sein.
Plötzlich gibt es leichte Schwierigkeiten: Der Reißverschluss der Springer-Kombination des Pfarrers lässt sich nicht ganz schließen. Also schneller Wechsel. Erst beim dritten Versuch passt die Kleidung endlich wie auf den Leib geschneidert.
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Und eine Planänderung gibt es: Nicht neben der kleinen Kapelle soll gelandet werden, sondern auf dem Sportplatz in Schwabbruck. „Am Tag hat der Bauer wegen des angekündigten Regens die Flächen geodelt“, heißt es. Kein Problem für die Fallschirmspringer. Der Hubschrauber landet, um das himmlische Quartett aufzunehmen. Kurzes Abschiedswinken, ab geht's in Richtung Himmel.

Am Seitenbereich des Sportplatzes stehen die Zuschauer dicht gedrängt. Der Hubschrauber ist gut zu erkennen. „Absetzhöhe von 3000 Metern erreicht“, so Hark in der Maschine. Mit dem Pfarrer stellt er sich auf die Kufe, gibt ein schnelles Kommando und ab in die Lüfte. Kossatz mit dem Kaplan folgt in kurzem Abstand.
Zuschauer entdecken die Fallschirmspringer
Ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen. „Da sind sie“, Finger zeigen nach oben. Sekundenlang sind die beiden Punkte im freien Fall zu sehen, dann öffnen sich die Kappen der Gleitfallschirme. Tiefes Durchatmen. Aus dem Lautsprecher schallt passend dazu die Melodie von Star Wars. Langsam steuern die Piloten in eine „Warteposition“, um dann gegen den Wind auf dem Rasen zu landen. Hochwürden zuerst, dann sein Gefolgsmann. Wie vorher am Boden geübt. „Füße hoch“, das Kommando, danach sanftes Landen.
Beifall brandet auf. Die Kinder am Rand des Spielfeldes sind jetzt nicht mehr zu halten. Sie stürmen zum Pfarrer und löchern ihn mit Fragen. Auch der Pfarrgemeinderat bewegt sich zu den Männern der Lüfte.

„Die größte Überraschung für mich war, als ich kopfüber in der Luft lag“, so Huber. Die Aussicht am offenen Schirm sei wunderschön und beeindruckend gewesen. Der Kaplan setzt noch eins drauf. Er erzählt begeistert, wie er die Steuerknebel nehmen durfte, um mit dem Fallschirm eine sachte Drehung hinzulegen.
Das letzte Wort hat aber der Pfarrer. „Wenn wir zur Weihnachtszeit wieder ‚vom Himmel hoch, da komm ich her‘ singen, hat der Text für uns eine ganz neue Bedeutung.“