Kampf gegen Blutkrebs: Schongauer spendet Stammzellen und rettet womöglich ein Leben

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Michael Wühr hat Stammzellen gespendet. Begleitet hat ihn seine Partnerin Patricia Graf. © Hans-Helmut Herold

Michael Wühr aus Schongau hat sich vor einigen Jahren bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Nun ist er als Spender in Frage gekommen – und rettet womöglich jemandem das Leben.

Schongau – Vor ein paar Wochen hat Michael Wühr einen Anruf bekommen, mit dem er schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Am Apparat war ein Mitarbeiter der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), der Wühr sagte, dass er als Stammzellenspender in Frage kommt. In der internationalen Stammzellenspender-Datenbank habe es einen Treffer gegeben. Wührs Gewebemerkmale stimmen mit denen eines Blutkrebspatienten überein.

Die Nachricht habe den 27-Jährigen überrascht, gesteht er. Immerhin ist seine Typisierung bereits über fünf Jahre her. Damals ließ er sich spontan bei dem Musikhochschul-Abschlusskonzert seiner Partnerin Patricia Graf als potenzieller Stammzellenspender registrieren. „Das ging ganz schnell und war absolut harmlos“, erinnert sich Wühr an die Typisierung zurück. Anders als man es von den Abstrichen der Corona-Tests kenne, brauche es für die Registrierung bei der DKMS-Datenbank lediglich ein wenig Speichel, sagt er. „Das Stäbchen fährt nur einmal an den Zähnen entlang.“

Kampf gegen Blutkrebs: Schongauer rettet als Stammzellen-Spender womöglich ein Leben

Über die Jahre dachte Wühr kaum noch darüber nach, dass seine Daten bei der DKMS hinterlegt sind, und hatte es schon fast vergessen. Bis im März der Anruf kam – und plötzlich alles ganz schnell ging. Der Schongauer erzählt, dass er nach der ersten Kontaktaufnahme Infomaterialien und eine Box mit einem Blutentnahme-Set zugeschickt bekam. Mithilfe eines Arztes füllte er die Röhrchen und sendete sie an die DKMS zurück.

Mit der Blutprobe sei noch einmal überprüft worden, ob seine Stammzellenspende für den potenziellen Empfänger tatsächlich möglich ist, sagt Wühr. „Oft zeigt sich dann, dass es nicht passt, und das war’s dann.“ Doch er und der Erkrankte hatten Glück: Ihre Gewebemerkmale stimmen zu 100 Prozent überein. „Das war schon ein gutes Gefühl“, sagt Wühr. „Zu wissen, dass man die Chance bekommt, jemandem das Leben zu retten.“

Es folgte eine gründliche Untersuchung beim Arzt, bei der Wühr von Kopf bis Fuß abgecheckt wurde. „Ein medizinischer Rundumschlag“, sagt der 27-Jährige und lacht. Auch dabei habe sich glücklicherweise gezeigt, dass er „kerngesund“ ist und einer Stammzellenspende nichts entgegen spricht.

Zur Vorbereitung musste sich Wühr Hormon-Spritzen zuführen

Vor wenigen Tagen war es dann so weit: Michael Wühr fuhr in Begleitung seiner Freundin in eine Klinik nach Baden-Württemberg, wo ihm die Stammzellen entnommen wurden. In den Tagen zuvor musste er sich jeden Abend zwei Hormon-Spritzen zuführen. Damit habe der Körper einen Überschuss an Stammzellen produzieren können, die dann ins Blut übergingen, erklärt Wühr.

Das war zur Vorbereitung wichtig, denn die Stammzellen des 27-Jährigen wurden über die Armvene, also das Blut, entnommen. Rund vier Stunden saß er dafür in der Dialyse. Dass es für die Stammzellen-Entnahme direkt ans Rückenmark gehe, sei ein Irrglaube, betont der Schongauer: „Das stimmt nicht.“

Tatsächlich gibt es zwei Varianten, um die Stammzellen zu entnehmen: Die periphere Stammzellenentnahme über das Blut, wie bei Wühr. Und die Knochenmarkentnahme. Letztere kommt laut DKMS nur bei zehn Prozent der Stammzellenspender zum Einsatz und wird in Vollnarkose durchgeführt, um rund einen Liter Knochenmark-Blut-Gemisch zu entnehmen. Dafür piksen die Mediziner in den Beckenkamm.

Hoffnung auf Erfolg ist groß - Ergebnis in rund drei Monaten

Rückblickend ist der 27-Jährige zufrieden, wie die Stammzellenentnahme abgelaufen ist. Komplikationen oder Schmerzen hatte er keine, und kurz darauf war er wieder ganz fit. Die einzige Schwierigkeit sei gewesen, dass er in seinem Geschäft, dem Unverpacktladen „Herr Lose“ in der Schongauer Altstadt, ausfiel. „Als Selbstständiger muss ich ja alles selber wuppen“, sagt er.

Bis Wühr weiß, ob seine Stammzellen bei dem Erkrankten anschlagen, vergehen noch etwa drei Monate. Die Hoffnung auf einen Erfolg ist freilich groß. Doch selbst wenn es nicht klappt, versichert Wühr: „Wenn der Patient nochmal eine Spende braucht, werde ich wieder spenden.“ Sich typisieren zu lassen, will er jedem ans Herz legen. „Es lohnt sich.“

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Als potenzieller Spender typisieren lassen kann sich jeder mit einem Registrierungs-Set von zuhause aus. Infos gibt es unter dkms.de.

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