Autorin aus Kirchdorf will zu einem selbstbestimmten Leben inspirieren: „Frauen, traut Euch!“

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Von der Gemeinderätin zur Modebloggerin und Buchautorin, die Frauen zu einem selbstbestimmten Leben inspiriert: Susanne Ackstaller aus Kirchdorf. © Martina Klein

Autorin Susanne Ackstaller aus Kirchdorf verbringt den Weltfrauentag gerne in weiblicher Gesellschaft. In ihrem neuen Buch „Auf das Leben“ geht es um 17 ganz besondere Frauen.

Kirchdorf – Sie war jahrelang Gemeinderätin in Kirchdorf, ist erfolgreiche Modebloggerin, Buchautorin und hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Frauen zu einem selbstbestimmten Leben zu inspirieren: Susanne Ackstaller aus Kirchdorf. Im FT-Interview spricht sie über Feminismus, Glück und den Grund, wieso Frauen Mutmachbücher brauchen.

Frau Ackstaller, heute ist Weltfrauentag. Was bedeutet Ihnen dieser Tag – wieso ist er grundsätzlich wichtig?

Für mich persönlich ist es ein Tag, den ich gerne in weiblicher Gesellschaft verbringe – heute zum Beispiel bin ich in Düsseldorf und halte vor knapp 50 Frauen eine Lesung. Darauf freue ich mich sehr. Grundsätzlich wichtig finde ich den Weltfrauentag, weil er zumindest für einen Tag unseren Blick sehr konzentriert auf die Lebensumstände von Frauen weltweit lenkt: auf die Mädchen und jungen Frauen in Afghanistan, die keine weiterbildenden Schulen oder Universitäten besuchen dürfen – was mir wirklich das Herz bricht! –, auf die Frauen im Iran mit ihrem Kampf um mehr Freiheiten und in vielen anderen patriarchalischen Ländern dieser Welt, in denen Frauen in ihren Rechten und Möglichkeiten beschnitten werden.

Heute ist also weniger ein Grund zum Feiern, als eine Gelegenheit, um auf Missstände hinzuweisen? Wo haben Frauen noch immer das Nachsehen?

Für mich ist der 8. März tatsächlich eher ein Tag, um auf Missstände hinzuweisen – und davon gibt es immer noch genug. In vielen Ländern dieser Welt werden Frauen gezielt unterdrückt, in ihrem Leben beschränkt und mit Gewalt konfrontiert. Und auch in Deutschland liegt noch einiges im Argen. Aber dennoch dürfen wir Frauen auch das Glas erheben, schließlich haben wir ja schon viel erreicht, und darauf dürfen wir stolz sein.

Sie sind gerade mit Ihrem zweiten Buch auf Lesereise. Titel: „Auf das Leben!“ Eine Hommage nicht nur ans Leben, sondern vor allem an die Frau jenseits der 50. Wieso brauchen Frauen Mutmachbücher?

Mit 50 beginnt für viele Frauen eine Umbruchphase. Kinder werden flügge, Partnerschaften oder Ehen stehen auf der Kippe, auch beruflich sind wir oft an einem Punkt angekommen, an dem wir uns fragen: Einfach weitermachen wie bisher oder etwas ganz Neues anfangen? Hinzu kommen die Wechseljahre, erste gesundheitliche Probleme, die äußerliche Attraktivität lässt nach, unsere Endlichkeit wird spürbar. Viele Frauen suchen jetzt nach Inspiration und nach Vorbildern, die ihnen vorleben, wie sie die nächsten Jahrzehnte gestalten können. Genau das finden sie in meinem Buch, das übrigens auch von Männern gelesen wird, die ja vor ganz ähnlichen Problemen und Herausforderungen stehen.

In Ihrem Buch porträtieren Sie 17 Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch eint alle die Tatsache, dass sie ihre Erfüllung gefunden haben. Was ist Ihr Rat an Frauen, die noch auf der Suche sind?

Traut euch! Glück und Erfüllung haben sehr viel mit Mut zu tun und damit, die Träume, Wünsche und Pläne, die schon lange in uns schlummern, beherzt und entschlossen anzugehen und wahrzumachen. Eine der Protagonistinnen in meinem Buch hat ganz richtig gesagt: „Wer seinen Traum leben will, muss irgendwann damit anfangen – sonst wird es immer ein Traum bleiben.“ Und klar, frau kann scheitern. Aber ist es nicht besser, mit einem Vorhaben gescheitert zu sein als es nie gewagt zu haben? Ich denke schon.

Nach all den Gesprächen mit diesen Frauen – auch schon für Ihr erstes Buch – was ist Ihr Eindruck: Wo stehen wir heute in Sachen Gleichberechtigung?

Nun ja, so lange Frauen für dieselbe Arbeit immer noch weniger verdienen als Männer und den Hauptteil der Care-Arbeit übernehmen, haben wir durchaus noch eine Wegstrecke vor uns. Ich sehe aber auch Fortschritte: Als meine Kinder klein waren, habe ich eine private Kinderbetreuung gebracht, um arbeiten zu können – heute steht Frauen ein Kita-Platz zu, und überhaupt gehen sie sehr viel selbstverständlicher einer Erwerbsarbeit nach als Frauen vor 20 Jahren. Gleichzeitig ist der Druck größer geworden, denn Frauen müssen heute alles sein: gute Mutter plus erfolgreich im Beruf. Das ist die Schattenseite. Aber natürlich gilt das auch für junge Männer: Die müssen nicht nur Karriere machen, sondern auch Pausenbrote schmieren, die Kinder von der Kita abholen und werden viel stärker in die Erziehungsarbeit eingebunden – zurecht!

Würden Sie sich als Feministin bezeichnen?

Feministin, hm. Ich komme aus einer Generation, in der dieser Ausdruck eher negativ behaftet war. Das ist heute ja anders. Ohnehin sind solche Begrifflichkeiten für mich nicht wichtig. Mir geht es immer ums Tun. Und als eine Frau, die sich immer für andere Frauen stark gemacht hat – als Netzwerkerin, als Gemeinderätin und als Bloggerin und Autorin – bin ich wohl durchaus eine Feministin.

Ihr erstes Buch ist eine wunderbare Liebeserklärung an die Mode. Ihr zweites Buch ist tiefgründig und beleuchtet Frauen, die ihren Weg nach zum Teil schweren Schicksalsschlägen gefunden haben. Empfinden Sie das Buch als Kontrast zu Ihrem Erstlingswerk?

Überhaupt nicht – es ist eher eine Fortführung desselben Grundgedankens: Wie möchten wir Frauen unsere zweite Lebenshälfte oder auch das dritte Drittel gestalten? Wie möchten wir leben? Bei „Die beste Zeit für guten Stil“ ging es ja auch nur vordergründig um Mode und vor allem darum, mutig den Stil zu tragen, der einem gefällt. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen und nur mir selbst gefallen“ war eine der Kernaussagen. Und genau die habe ich in „Auf das Leben!“ breiter aufgestellt. Ich habe mich nicht „nur“ mit Mode beschäftigt, sondern mit vielen der Themen, die uns Frauen mit 50, 60, 70 und noch älter bewegen, interessieren und ausmachen.

In der Frauenbewegung befinden wir uns mittlerweile – da gehen die Meinungen auseinander – in der dritten oder vierten Welle. Sehen Sie sich als Teil der Frauenbewegung?

Mir war immer wichtig, Frauen zu einem guten, selbstbestimmten Leben zu inspirieren, ihnen Mut zu machen und ihnen gelegentlich auch einen Tritt zu geben. Von daher: ja, unbedingt sogar.

Glücksbuch für die besten Jahre – so lautet der Untertitel. Feminismus hat in der Außenwahrnehmung auch immer eine gewisse Schwere, weil er von ernsten Themen geprägt ist. Wie wichtig ist es für die Frau, sich offen und öffentlich zum Glück zu bekennen?

Streben wir nicht alle ständig nach einem glücklichen Leben? Ist das nicht der Motor, der die Welt antreibt, im Kleinen wie im Großen? Von daher ist es sehr wichtig, dass Frauen zeigen, wie ein gutes und glückliches Leben möglich und machbar ist, und zwar nicht nur in jungen Jahren, sondern auch für die Älteren und Alten unter uns. Eines ist aber auch klar: „Glück ist nicht bequem.“ Wir müssen dafür etwas tun. Und: Es ist ein Kontrasterlebnis. Wir können nicht immer glücklich sein, wir müssen auch unglücklich sein dürfen, um die Glücksmomente überhaupt zu spüren. Das sage übrigens nicht ich, sondern Dr. Annegret Braun, eine Glücksforscherin, die ich für mein Buch ebenfalls interviewt habe.

Bitte vervollständigen Sie die folgenden Sätze: Frauen sollten endlich ...

. . . aufhören, sich kleiner zu machen als sie sind.

Männer sollten endlich. . .

. . . aufhören, uns Frauen die Welt zu erklären.

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