KWA-Absage schockt Münsinger Gemeinderat

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Tote Baustelle: Wenn der Gemeinderat den Bebauungsplan aufhebt, ist das Gelände unbebaubarer Außenbereich.  © Lühr

Das Aus für das Projekt Seniorenstift in Ambach hat den Münsinger Gemeinderat enttäuscht und schockiert. Acht Jahre Planung sind Makulatur.

Münsing – Von „erstaunt“ über „schwer enttäuscht“ bis hin zu „schockiert“ reichten die Reaktionen der Gemeinderäte auf die Nachricht, dass das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) sich nach acht Jahren Planung vom Projekt Seniorenwohnstift in Ambach verabschiedet. Der Vorsitzende des Unterhachinger Unternehmens, Dr. Johannes Rückert, übernahm am Dienstagabend die wenig dankbare Aufgabe, dem Gremium die Entscheidung über das Aus persönlich mitzuteilen.

Eine einvernehmliche Lösung?

Zuvor hatte er Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) und die Mandatsträger schriftlich informiert. Rückert stellte jedoch eine „einvernehmliche Lösung“ auf dem Grundstück am Simetsbergweg in Aussicht: „Wir möchten uns nicht davonstehlen. Wir wollen die Bedarfe der Altenhilfe decken.“

Der KWA-Aufsichtsrat habe sich den Sommer über „intensiv“ mit dem Thema befasst, erklärte Rückert. Nachdem zwei Expertisen ergeben hätten, dass der Bau der von der Gemeinde limitierten 79 Apartments plus Restaurant, Schwimmbad und Gemeinschaftsräumen nicht rentabel sei, habe sich das Gremium zum Ausstieg entschlossen. Die Fachleute gingen von einer deutlichen Kostensteigerung beim Bau aus. Es seien unterm Strich zu wenige Wohnungen, um zumindest eine schwarze Null zu erwirtschaften. KWA würde durch das Projekt den Bestand des gesamten Unternehmens gefährden. „Auch der Ausstieg ist mit hohen Kosten für uns verbunden. Aber es ist besser, als weiterzumachen“, sagte Rückert. Dass das Vorhaben in der Bevölkerung „von Anfang an umstritten war“, habe zum Entschluss beigetragen.

Dr. Johannes Rüeckert. Der KWA-Vorsitzende bekräftigt, dass sein Unternehmen weiterhin am Bau des Seniorenwohnstifts in Ambach festhalte.
KWA-Vorsitzender Dr. Johannes Rückert. © kwa

Die Gemeinde Münsing könne sich mit der Entscheidung „schwer anfreunden“, formulierte es Michael Grasl noch freundlich. Deutlichere Worte fand Dritte Bürgermeisterin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing): „Ich persönlich bin schockiert. Wir haben unsere eigenen Pläne für eine Senioreneinrichtung ad acta gelegt, aber das Thema wird in zehn Jahren wichtiger denn je sein.“ Ursula Scriba (Bürgerliste) zeigte sich „erstaunt über den Sinneswandel“, meinte aber gleichzeitig, die Gemeinde habe nun die Chance „frisch und neu“ darüber nachzudenken, was auf dem Grundstück passieren solle. Thomas Schurz (CSU) sagte, er sei „schwer enttäuscht“. Ihn würden die Zahlen, warum sich das Vorhaben angeblich nicht rentiere, interessieren. Mit der Baukonjunktur gehe es doch bergauf. Helge Strauß (CSU) erinnerte daran, dass die Mehrheit des Gemeinderats das Seniorenwohnstift unterstützt habe. „Der Widerstand aus der Bevölkerung war Ihnen sieben Jahre lang relativ egal“, warf er KWA vor.

Nur Prof. Matthias Richter-Turtur jubelt

Allein Professor Matthias Richter-Turtur (Grüne), von Anfang an ein Gegner des Projekts, jubelte: „Ich möchte Ihnen und dem Aufsichtsrat von ganzem Herzen gratulieren zu Ihrer Entscheidung. Sie kommen damit Hunderten von Bürgern entgegen, die den Standort für ungeeignet hielten“. Während Grasl weiterhin mit KWA als Vertragspartner „an einem Tisch sitzen möchte“, erklärten Thomas Schurz und Tobias Eckart (FW), sie verzichteten auf die „Lösungsvorschläge“ Rückerts. „Für mich ist das Thema erledigt“, sagte Eckart, „ich möchte den städtebaulichen Vertrag einfach nur rückabwickeln“.

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Ohne Bauleitplanung bleibt es momentan beim aktuellen Stand. Der sogenannte vorhabenbezogene Bebauungsplan regelt nur ein Seniorenwohnstift. „Wir müssen jetzt juristisch eine Lösung finden, damit das Areal keine Brache bleibt“, sagt Grasl.

Kommt eine Tagespflegeeinrichtung?

KWA-Vorstand Dr. Johannes Rückert hat Bürgermeister Michael Grasl angeboten, auf einem Teil des Wiedemann-Geländes eine Tagespflegeeinrichtung zu bauen und professionell zu betreiben. „Diese Option wird von KWA geprüft. Der Aufsichtsrat tagt erst im Dezember wieder“, berichtet Grasl. Er betont, es handle sich nur um eine erste Überlegung: „Wir sind noch längst nicht so weit für konkrete Aussagen“. Momentan bleibe es in Ambach beim Status Quo. Wenn der Gemeinderat den Bebauungsplan aufhebe, sei das Gelände unbebaubarer Außenbereich. Ein Kauf des Areals kommt für Grasl aktuell nicht infrage. Ob eine soziale Nutzung oder auch eine ortsübliche Wohnbebauung eines Tages zum Tragen kommen könnten, werde sich zeigen – aber auch das nur nach einem zeitaufwändigen Verfahren.

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