„Missstände“ auf der Filetfläche: Wie es in Moosburg zwischen Bahnhof und Polizei weitergeht

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Die Entwürfe für das Areal zwischen dem Moosburger Bahnhof und der Polizei sehen eine schrittweise Umgestaltung vor. Die Version rechts im Bild zeigt ein Mischgebiet, das auch Bebauung auf der Schloss-Asch-Wiese vorsieht. © Büro Plankreis

Moosburg strebt weiter ein Sanierungskonzept für das Areal zwischen Altstadt und Bahnhof an und hat dafür nun den nächsten Schritt gewagt – trotz mancher Kritik.

Moosburg - Auf der Suche nach städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten muss man in Moosburg nicht lange Suchen: Wer dort aus dem Zug steigt, steht direkt in einem riesigen Areal mit gewaltigem Potenzial. Zum einen ist da der Bahnhof selbst, der ein marodes Bild abgibt. Zum anderen gibt es das Gelände zwischen Bahnhof und Innenstadt, das aus Brachflächen sowie in den Augen vieler Moosburger aus baulichen Schandflecken besteht, die den Ortseingang abwerten. Kein Wunder also, dass die Stadtväter und -mütter schon seit Jahren versuchen, diese zentrale Filetfläche umzugestalten. Bislang war das aber vor allem an verhärteten Fronten zwischen der Grundstückseigentümer- und der Stadt-Seite gescheitert. Bis vor Kurzem schien es, als sei immerhin die Bahnhofssanierung greifbar, doch auch die steht nun wieder in den Sternen (siehe Infobox am Textende).

Entwurf präsentiert

Bereits 2011 hatte die damalige Ortschefin Anita Meinelt eine Überplanung der Fläche zwischen Altstadt und Bahnlinie als Ziel ausgerufen: um für Grundstücksbesitzer zu klären, „was geht und was nicht“, und um der Kommune die Gestaltungshoheit und Grundlage für Städtebaufördermittel zu sichern. Richtig konkret wurde es erst 2023, als die Stadträte ein 9,3 Hektar großes Sanierungsgebiet definierten und Stadtplaner mit der vorbereitenden Untersuchung engagiert wurden. Am Montag präsentierte nun Jochen Gronle vom beauftragten Büro Plankreis dem Rat einen Entwurf. Dieser beschreibt „städtebauliche Missstände, Sanierungsanlässe und allgemeine Ziele einer möglichen Sanierung“.

Besonderes Baurecht

Gronle ging nochmal auf die herausragende Bedeutung der Fläche für Moosburg ein: Es könne ein modernes, top angebundenes Quartier mit Vorzeigewirkung entstehen, ausgelegt auf künftige Anforderungen. Es gebe die Chance, die Innenstadt zu ergänzen und mit Wohnraum dem erwarteten Wachstumsdruck zu begegnen. Er erklärte auch, warum die Stadt eine Sanierungssatzung anstreben sollte. „Sie erhalten die Möglichkeit, ins besondere Städtebaurecht nach §136 Baugesetzbuch hineinzukommen.“ Damit gebe es etwa Aussicht auf Fördergelder, ein Vorkaufsrecht und bei Grundstücksgeschäften eine Mitteilungspflicht. „Die Stadt kann dann ihr Einvernehmen erteilen oder auch nicht.“

Aufnahme auf der Moosburger Bahnhofstraße Richtung Kirchtürme
In Sichtweite der Moosburger Kirchtürme soll nach Willen der Stadträte zwischen Fronänger-, Bahnhof- und Poststraße ein neues Quartier entstehen. © Google Streetview

Er nannte auch einige „funktionale und gestalterische Missstände“, die mit der Sanierung angegangen werden könnten: Beseitigung von Leerstand, Nutzung der Brachflächen und Abbau von Barrieren zwischen dem Moosburger Westen und der Innenstadt. Das bezog sich auf neue Wege, die das Areal durchqueren könnten, aber auch auf die schon lange erhoffte Fußgängerunterführung am Bahnhof Richtung Westen (wofür laut Bauamt bei der Deutschen Bahn allerdings noch nicht einmal die Grundlagenermittlung erfolgt sei). Schließlich zeigte Gronle noch Grafiken und Pläne, wie die Fläche schrittweise verwandelt werden könnte: in einen Mix aus Wohnraum, Gewerbe und Grünflächen. Was nun noch zu tun sei: die Öffentlichkeit beteiligen und Grundstückseigentümern die Instrumente der vorbereitenden Untersuchung erklären – „nicht, dass die erschrecken und denken: Um Gottes willen, was ist jetzt passiert?“. Es werde dann Anregungen geben, die wieder im Rat behandelt werden müssten, bis dann die Sanierungssatzung beschlossen wird.

Drängende Gespräche

Die Stadträte schienen mit dem Entwurf grundsätzlich zufrieden und votierten einstimmig für den Einstieg in die Öffentlichkeitsbeteiligung. Gleich mehrere Räte forderten jedoch die Stadtspitze auf, dringend mit den Eigentümern zu reden – vor allem mit der Besitzerin der Brachfläche und des verlassenen Hotels. Michael Stanglmaier (Grüne) erinnerte noch daran, dass für seine Fraktion die Schloss-Asch-Wiese weiter nichts im Sanierungsgebiet zu suchen habe, weil man Bebauung dort ablehne. Auch der Terminus „städtebaulicher Missstand“ wurde oft kritisiert, was laut Planer Jochen Gronle aber ein im Baurecht notwendiger Begriff sei, „um die Sanierungsbedürftigkeit nachweisen zu können“.

Bürgermeister Josef Dollinger sah im Abstimmungsergebnis „ein klares Zeichen, dass was vorangeht. Wir übermitteln jetzt, was die Stadt vorhat, und dann schauen wir im Verfahren weiter.“

Bahnhofssanierung wackelt wieder

Eigentlich hatte Moosburgs Stadtrat für das 2019 gekaufte Bahnhofsgebäude die Generalsanierung beschlossen, für die 2024 die Ausschreibung starten sollte. Doch die liegt derzeit auf Eis – und das Vorhaben wackelt, wie das FT nun von Rathaus-Geschäftsführerin Evelyn Stadler erfuhr: Weil zum Jahresende das DB-Reisecenter den Betrieb aufgibt, „stellt sich die Frage, ob man die Fläche noch braucht“, erklärte Stadler. Denn auch die Umfrage nach Interessenten für eine Kleingastronomie im Bahnhof habe nicht die erhoffte Resonanz ergeben. „Mit diesen Ergebnissen muss der Stadtrat vielleicht nochmal einen neuen Beschluss fassen, ob nicht doch ein kleineres Gebäude neu gebaut wird“, sagte die Verwaltungschefin. Die entsprechende Debatte darüber im Rat erwartet sie noch heuer, da die nötigen Mittel dann im Haushalt eingeplant werden müssten.

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