Sternwarte wird 10 Jahre alt: Vorsitzender blickt zurück - „Grenzt für mich nach wie vor an ein Wunder“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Königsdorf

Kommentare

Am Teleskop: Kurt Motl, Vorsitzender der Sternwarte Königsdorf. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Vor zehn Jahren wurde in Königsdorf die Isartal-Sternwarte eröffnet. Blickt Kurt Motl heute auf die Anfänge der Einrichtung zurück, erscheint ihm das Ganze immer noch wie ein Traum.

Königsdorf - Mit leisem Surren öffnet sich ein Teil der großen weißen Kuppel der Königsdorfer Sternwarte und gibt den Blick nach draußen frei. Drinnen steht Kurt Motl hinter einem 60-Zentimeter-Spiegelteleskop und richtet damit den Blick gen Himmel. Bei dem Teleskop handelt es sich um eines der größten im Oberland, berichtet der Vorsitzende des Vereins Isartal-Sternwarte stolz. Vor zehn Jahren wurde sie eröffnet. Blickt Motl heute auf die Anfänge der Einrichtung zurück, erscheint ihm das Ganze immer noch wie ein Traum.

Isartal-Sternwarte feiert 10. Geburtstag: Finanzierung glich einer kleinen Herausforderung

Alles begann 2008. Christian Müller, astronomisch interessierter Bauamtsmitarbeiter der Stadt Geretsried, erfuhr, dass auf dem Wendelstein der Bau eines neuen Observatoriums in Planung ist. Das alte Gebäude sollte weichen – und umsonst hergegeben werden. „Unsere Idee war: Wir holen uns das Gebäude und suchen uns im Landkreis einen Standort mit dunklem Himmel“, erinnert sich Motl.

Damals gab es zwar ein Planetarium am Geretsrieder Schulzentrum, „aber für uns Astronomen war das nicht ideal. In der Stadt ist es einfach nicht dunkel genug“. Letztendlich ging das alte Wendelstein-Observatorium nicht an den Verein. Doch die Mitglieder ließen sich von ihrer Idee – einer Sternwarte auf dem Land – nicht mehr abbringen.

Vor zehn Jahren wurde die Sternwarte Königsdorf gegründet.
Vor zehn Jahren wurde die Sternwarte in Königsdorf gegründet. Ihren Platz fand sie auf dem Gelände der Jugendsiedlung © Sabine Hermsdorf-Hiss

Finanzieren wollten sie das etwa 350 000 Euro teure Vorhaben zum Teil mit einem Leaderprojekt. Eine Förderung, die knapp die Hälfte der Kosten abdeckte, wurde dem gemeinnützigen Verein in Aussicht gestellt. „Allerdings unter der Voraussetzung, dass wir 200 000 Euro selbst aufbringen“, so Motl.

Eine Herausforderung für den gemeinnützigen Verein, mit einem Eigenkapital von gerade einmal 10 000 Euro. Mit diversen Aktionen, etwa Ausstellungen und Sternwidmungen, gaben die Mitglieder alles, um ihrem Ziel Schritt für Schritt näherzukommen.

(Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Während der Standortsuche lief nicht alles glatt. Erste Versuche scheiterten. Darunter die Beschaffung eines Wiesengrundstücks in Osterhofen, das der Gemeinderat knapp nicht genehmigte. In besagter Sitzung anwesend war der damalige Leiter der Jugendsiedlung Hochland, Josef Birzele. Er kontaktierte daraufhin den Verein. Motl: „Er meinte, wir sollen mal schauen, ob wir auf dem Gelände der Jugendsiedlung einen Platz finden.“ Der Verein wurde fündig. Ein weiterer Meilenstein war geschafft.

Sternwarte in Königsdorf: Beim Bau machten Mitglieder so viel wie möglich selbst

Beim Bau der Sternwarte legten die damals 60 Mitglieder, inzwischen sind es um die 90, so gut es ging selbst Hand an. „Die Holzfassade entstand aus vier Kilometer Latten und 6000 Schrauben“, berichtet Motl. Im Oktober 2014 wurde die Isartal-Sternwarte eingeweiht. „Dass wir das alles geschafft haben, grenzt für mich nach wie vor an ein Wunder.“

Die Astronomie zieht sich wie ein roter Faden durch Kurt Motls Leben: Schon als Schüler faszinierte den gebürtigen Rosenheimer der Blick in die Sterne. Im Jahr 1977 wurde am Geretsrieder Schulzentrum die Sternwarte eingeweiht, im selben Jahr kam Motl als junger Lehrer ans Gymnasium. „Ich wusste, dass es dort eine Sternwarte gibt. Deshalb habe ich mich explizit für dort beworben“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.

Dass wir das alles geschafft haben, grenzt für mich nach wie vor an ein Wunder.

Längst hat sich der Schwerpunkt des Vereins von Geretsried nach Königsdorf verlagert. Besucher weit über den Landkreis hinaus zieht die Einrichtung Jahr für Jahr an. Regelmäßig gibt es Sternführungen und Vorträge. „Astronomisches Highlight sind Kometen oder partielle Mond- oder Sonnenfinsternisse“, verrät Motl. Zwei totale Mondfinsternisse in den Abendstunden gab es in Königsdorf bereits zu beobachten. „Die Dachterrasse war gesteckt voll. Ein so großer Andrang bestätigt uns natürlich in unserer Arbeit“, gibt der pensionierte Lehrer zu.

Sternwarte in Königsdorf: Einen Wunsch hat Vorsitzender Motl für die Zukunft

Für die Zukunft wünscht er sich, „dass der Betrieb so weitergeht wie bisher“. Unter den Mitgliedern befinden sich zum Teil junge Leute, „allerdings leben die zum Teil ziemlich verstreut“, sagt Motl. Doch nun soll erst einmal der zehnte Geburtstag der Isartal-Sternwarte gefeiert werden. Passend dazu hat sich für Oktober ein sehr heller Komet angekündigt. Vereinschef Motl abschließend: „Das wird unser persönliches Geburtstagsgeschenk.“ kof

Auch interessant

Kommentare