Therme Erding: Besucherrekord vor dem Jubiläumsjahr
Kaum eine öffentliche Einrichtung wurde so lange in den Corona-Lockdown gesteckt, wie die Bäder. Die Therme Erding durfte fast zweieinhalb Jahre entweder gar nicht öffnen oder nur unter strengen Auflagen. Umso fulminanter ist die Aufholjagd:
Erding - 2023, dem ersten komplett normalen Jahr seit Pandemiebeginn, verzeichnete die Therme 1,9 Millionen Besucher – ein neuer Rekord in der heuer 25-jährigen Geschichte der Wellness-Landschaft. Diese Bilanz zogen Inhaber Jörg Wund und Prokurist Marcus Maier im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist wirklich ein tolles Ergebnis, wir hätten auch gesagt, dass 1,6 oder 1,7 Millionen ein super Ergebnis gewesen wären“, sagt Wund.
Was diese Zahl wert ist, zeigt der Vergleich mit ähnlichen Einrichtungen: das Rulantica beim Freizeitpark Rust und das Tropical Islands bei Berlin kamen gerade einmal jeweils auf 1,2 Millionen Gäste.
Kurioserweise war für die Erdinger Therme der heißestes Monat des Jahres auch der erfolgreichste – der August mit fast 210 000 Besuchern. Vor allem die großen Partys, so Maier, seien starke Publikumsmagneten. So habe man beim Auftritt der La Brass Banda bis zu 9000 Tagesgäste gezählt.
Wund und Maier räumen ein: „Das sind Zahlen, die auch abschreckend wirken können. Dabei konnten wir die Lage deutlich entzerren“, versichert Wund, „durch unser freiwilliges Reservierungssystem“. Maier ergänzt: „Früher hatten wir etwa in den Weihnachtsferien bis zu zwei Stunden Wartezeit, bis ein Spind frei war, heute sind es maximal 30 Prozent.“
Doch immer mehr Menschen stellen die Therme vor das Problem: Wo sollen die alle liegen? Zu den Neuerungen 2023 gehörten die Palmlounges im Wellenbad, wo die Gäste in mehreren Metern Höhe direkt unter den Palmblättern liegen. „Das kommt sehr gut an“, versichert Maier, der schon wieder einen Schritt weiter denkt: Eine zweite Ebene, wie es sie im Wellenbad und in der Saunahalle bereits gibt, soll auch im Freibereich realisiert werden, neben dem großen Außenpool.

Die Therme hat laut Wund auch auf den Wandel reagiert, „dass immer mehr Menschen nicht textilfrei saunen wollen, vor allem nicht die Jüngeren“. Daher habe man den textilfreien Bereich verkleinert, die Vitaloase zwischen Thermenkuppel und Saunahalle sei nun einer der beliebtesten Plätze in der Anlage. 1,4 der 1,9 Millionen Besucher hätten den Textilbereich aufgesucht, ein halbe Million habe es – unbekleidet – in die Saunen gelockt.
Und wie geht die Therme mit den gestiegenen Energiepreisen um? Beim Gas hatte Wund einen guten Riecher, als er 2019 mit den Stadtwerken Erding einen langfristigen Liefervertrag bis 2025 schloss. „Davon profitieren wir enorm.“ Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte Wund bekanntlich einen 50 000- Liter fassenden Öltank einbauen lassen – zur Reserve. „Er ist leer, wir haben ihn bislang nicht gebraucht“, schildert der Inhaber.
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Den Strom muss er allerdings am Spotmarkt kaufen, zu deutlich höheren Preisen als vor 2022. „Immerhin sind wir von den Preissteigerungen um bis zu 400 Prozent herunter“, meint der Inhaber. Allerdings ist er auch überzeugt: „Es wird wohl dabei bleiben, dass Strom 30 bis 50 Prozent teurer ist als vor Putins Überfall.“
Umso schneller treibt er die Pläne voran, beim Strom autark zu werden. Die ersten Dächer hat er bereits mit Photovoltaikanlagen belegt, heuer steht das größte Vorhaben an: Eine Glas-PV-Anlage über dem Parkhaus. 1000 KW soll die dann liefern.
Das 25-Jährige Bestehen heuer feiert die Therme mit einer Millionen-Losaktion. Jeder Gast erhält ein Los, Hauptpreis ist ein Fiat 500. Zudem winken Thermengutscheine und Reisen. Gefeiert wird am 23./24. August mit der Brass Pool Party, zu der auch wieder La Brass Banda erwartet wird. „Die waren der große Magnet“, so Maier.
Das Jubiläum ist für die Unternehmerfamilie Wund ein guter Zeitpunkt, die dritte Generation ins Boot zu holen. Marc Boye ist 18 Jahre alt und hat voriges Jahr sein Abitur geschrieben. Zuletzt hat er intensiv in den Thermen Erding und Bad Wörishofen hospitiert. „Es macht ihm Spaß“,freut sich sein Vater, der es als Glücksfall bezeichnet, dass nach Josef und Jörg Wund nun die dritte Generation Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Dafür steht allerdings noch das Studium von Bädermanagement, kündigt der Vater an.
So weit die Pandemie schon hinter der größten Therme der Welt liegt, an einer Folge hat Wund noch zu knabbern: „Wir mussten über 600 000 Euro an Corona-Hilfen zurückzahlen, auch wenn das vorab nie so vereinbart war.“ ham