Fast 5500 Klagen wegen Fluglärm

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Turbinen machen das Fliegen laut. Die Fluglärmkommission erreichten wieder viele Beschwerden. © Rupert Warren

Passagierzahlen, Flugbewegungen, Beschwerden, Nachtflug und Luftgüte – die 69. Sitzung der Fluglärmkommission war geprägt von Zahlen. Dort drängt man darauf, die Themen Taxibots (Hybrid-Flugzeugschlepper) und schwefelarmes Kerosin voranzubringen.

Flughafen - „Da muss Bewegung rein“, so der Vorsitzende und Freisinger Landrat Helmut Petz.

Das Jahr 2023 war, gemessen an den Kenndaten besser als 2022, aber noch nicht so gut wie das Vor-Corona-Jahr 2019. So lässt sich zusammenfassen, was FMG-Prokurist Josef Schwendner in der Fluglärmkommission bekannt gab: 37 Millionen Passagiere habe man abgefertigt (22,7 Prozent weniger als 2019) sowie 302 150 Starts und Landungen im Moos gezählt (27,6 Prozent weniger als 2019).

Die Verkehre nach Asien (siehe Bericht oben) und in die USA lägen über dem Vor-Corona-Niveau, Langstreckenflüge seien also „sehr gefragt“, aber „der innerdeutsche Verkehr schwächelt nach wie vor“, so Schwendner.

FMG-Umweltbeauftragter Hermann Blomeyer hatte ebenfalls Zahlen dabei: Bereits die Hälfte der Flieger am MUC gehöre zu den „leisen“ Chapter-14-Flugzeugen („Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung“). Die Luftgüte an den Messstationen sei teilweise „sehr positiv“.

Gegenwind gab es dann aber zu dem, was Blomeyer in Sachen Nachtflug darlegte: 57 Flüge im Durchschnitt pro Jahr seien zwar sechs mehr als in 2022, aber nur fünf Prozent davon entfielen auf die Kernzeit zwischen 0 und 5 Uhr. Das Lärmkontingent habe man in 2023 erst zu 50 Prozent ausgeschöpft, in 2022 lag man bei 39 Prozent, 2019 waren es 71 Prozent.

Die Frage von Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier, woher der Anstieg von 2022 auf 2023 rühre, beantwortete Blomeyer damit, dass man doch erst die Hälfte des Kontingents ausgeschöpft habe, und „wir noch mehr Flugbewegungen in der Nacht haben werden“ – eine Antwort, die Heilmeier „ernüchterte“. Josef Schwendner erklärte, man könne eben bei Asien-Flügen die Zeitverschiebung nicht aufheben, und je höher die Zahl der Flugbewegungen sei, umso höher werde auch die Zahl der Nachtflüge.

Und schon war man beim Bericht über die Beschwerden, die 2023 bei der FMG, der Deutschen Flugsicherung und der Regierung eingegangen sind. 142 Beschwerden von 75 Beschwerdeführern seien 2023 bei der FMG eingegangen, berichtete Blomeyer.

5388 Klagen von 96 Beschwerdeführern waren es im vergangenen Jahr bei der Regierung von Oberbayern, so Fluglärmschutzbeauftragter Robert Biberger. Freilich: 5177 davon seien allein von vier Beschwerdeführern gekommen. Zum Vergleich 2022: Da waren es insgesamt 3808 Beschwerden von 85 Personen. Nehme man die 5177 aus der Statistik aus, so ergebe sich folgendes Bild, so Biberger: Die meisten Beschwerden kamen aus Attenkirchen (56), gefolgt von Fahrenzhausen (24), Zolling (16) und Kirchdorf (13).

Auf die Anregung von Kirchdorfs Bürgermeister Uwe Gerlsbeck, die Flugzeugtypen den Beschwerden zuzuordnen, reagierten die Verantwortlichen eher zurückhaltend. Das sei dann doch „sehr aufwendig und schwierig“.

Das fand Thomas Enghofer aus Kranzberg gar nicht: Er habe mal die Daten der Messstation bei Gremertshausen dahingehend ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Mehrzahl der Beschwerden zu Flügen des A380 und der Boeing 767 passen.

Gemeinsam auf den Weg machen will man sich laut Wolfgang Herrmann vom Bürgerverein Freising und Vertreter der Bundesvereinigung gegen Fluglärm in Sachen Taxibots und schwefelarmes Kerosin. Blomeyer hatte berichtet, gegen den Einsatz von Taxibots am MUC sprächen die ohnehin schon kurzen Rollzeiten, die man aber zum Warmlaufen der Triebwerke brauche, der Bau mehrerer Kilometer langer Rollwege für die Schlepper, was wiederum viel Geld koste. Und was schwefelarmes Kerosin betrifft, betonte Blomeyer, dass die Fluggesellschaften und nicht die FMG das Kerosin einkauften. Jetzt will man Informationen einholen und Gutachten erstellen lassen und die Erkenntnisse dann in einen entsprechenden Antrag gießen. zz

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