Wirbel um Flug-Privilegien für Fußball-Stars: „Entsprechende Berichte treffen nicht zu“
Was, wenn sich die Dopingkontrolle etwas länger hinzieht? Vor der EM 2024 rücken mögliche Nachtflüge der Fußball-Stars in den Fokus. Auch in München.
München – Dass ein Leben als Fußballprofi hart sein kann, mussten die Spieler des FC Bayern im Februar 2021 leidvoll erfahren. Nach einem abendlichen 1:0-Sieg im Berliner Olympiastadion wollte der Rekordmeister-Tross weiter zur Klub-WM in Katar reisen. Weil die Startfreigabe erst um 0.03 Uhr erfolgt sei, verwies das zuständige Brandenburger Ministerium auf das geltende Nachtflugverbot am Berliner Flughafen. Dort saßen die FC-Bayern-Stars mehr als sieben Stunden fest. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge wütete: „Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben.“ Bei der Fußball-EM 2024 in Deutschland dürfte sich dieses Szenario nicht wiederholen.
Nachtflugverbot für EM 2024 pauschal aufgehoben? „Sieht Konzept nicht vor“
Das „Nationale Mobilitätskonzept“ des Bundesverkehrsministeriums sehe vor, Nachtflugverbote im Umfeld der Austragungsorte auszusetzen, war der Tenor mehrerer Medienberichte im Januar 2024. Man wolle den Mannschaften nach den späten Spielen (Anstoß: 21 Uhr) eine flexible Weiterreise ermöglichen, hieß es. Zudem hätten mögliche Verzögerungen wie Elfmeterschießen und Dopingkontrollen eine Rolle gespielt. Auf Anfrage unserer Redaktion widerspricht ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) den Darstellungen: „Das Mobilitätskonzept des Bundes für die UEFA Euro 2024 sieht keine Aufhebung von Nachtflugverboten an deutschen Flughäfen vor. Entsprechende Berichte treffen nicht zu.“

Rein formell könne der Bund eine solche Entscheidung gar nicht treffen. „Vielmehr legen die Luftfahrtbehörden der Bundesländer die Betriebszeiten von Flugplätzen fest. Sie wägen dabei Interessen wie Anwohnerschutzrechte und Umweltbelange ab.“ Am Münchner Flughafen gilt ein Nachtflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr. Auch in den „Nachtrandstunden“ (22 bis 0 Uhr und 5 bis 6 Uhr) soll es deutlich ruhiger zugehen. Der Bürgerverein Freising fordert allerdings seit mehreren Jahren, das Nachtflugverbot im Erdinger Moos auszuweiten.
„Ungestörte Nachtruhe“ am Flughafen München
„In der sogenannten Kernzeit (von 0 bis 5 Uhr) sind generell nur Nachtluftpost- und Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung zugelassen. Ausnahmen bilden lediglich Not- und Hilfeleistungsflüge, Landungen aus Flugsicherheitsgründen sowie Flüge in begründeten Ausnahmefällen, die das BayStMB als zuständige Behörde im besonderen öffentlichen Interesse bewilligt hat.
In den Nachtrandstunden (von 22 bis 0 Uhr und von 5 bis 6 Uhr) dürfen darüber hinaus nur Flugzeuge verkehren, die in der sogenannten „Bonusliste“ des BMVI aufgeführt sind.“
Quelle: munich-airport.de
Auch Fußballspiele in München bereits als „Ausnahmefälle“ deklariert
„Begründete Ausnahmefälle“, die das Bayerische Verkehrsministerium zu einer nächtlichen Starterlaubnis veranlassen, können Wetterlagen, technische Probleme, oder die An- und Abreise ausländischer Staatsgäste sein. Auch der Rücktransport von Champions-League-Gegnern des FC Bayern und deren Anhängern wurde in der Vergangenheit bereits als Ausnahmefall deklariert. Was bedeutet das für die EM?
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„Das BMDV geht davon aus, dass die zuständigen Landesluftfahrtbehörden mit eventuell gestellten Anträgen unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte verantwortlich umgehen werden“, mahnt der Ministeriumssprecher. In der Münchner Allianz Arena finden insgesamt sechs EM-Partien statt. Das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland, ein weiteres Gruppenspiel, sowie ein Halbfinale beginnen um 21 Uhr. Schon ohne Dopingkontrolle wäre es für die EM-Stars kaum möglich, vor 0 Uhr vom Münchner Flughafen abzuheben. Der BMDV-Sprecher erklärt: „In jeder der für die Spiele festgelegten Regionen ist mindestens ein Flughafen mit 24-Stunden-Betrieb verfügbar.“ Von der Allianz Arena bis zum Nürnberger Airport – hier gilt kein Nachtflugverbot – sind es etwa 180 Kilometer.
EM 2024 auch in München: Bahn soll „Verkehrsmittel Nummer 1“ sein
Für die Fans soll nach Angaben des parlamentarischen Staatssekretärs im Verkehrsministerium, Oliver Luksic (FDP), die Bahn „Verkehrsmittel Nummer 1“ sein. Täglich sind demnach 14 Sonderzüge mit rund 10.000 zusätzlichen Sitzplätzen vorgesehen. Fan-Fahrkarten im Fernverkehr kosten 29,90 Euro pro Fahrt, der Nahverkehr zum und vom Stadion ist in der Eintrittskarte inbegriffen „Fans aus dem europäischen Ausland wird ein um 25 Prozent vergünstigter Interrail-Pass angeboten“, erklärte Luksic weiter. Damit können Fans aus 32 Ländern nach Deutschland reisen. Auch die Nationalteams sollen sich nach Möglichkeit klimafreundlich fortbewegen: Für sie sind Sonderfahrten der Bahn geplant.
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