Trauer in Fürstenfeldbruck: Pfarrer sein war für ihn eine Berufung
Helmut Ruhwandl war immer aktiv, engagierte sich auch noch im Ruhestand ehrenamtlich. Jetzt starb der Pfarrer im Alter von 84 Jahren. Dabei hatte er noch so viel vor.
Fürstenfeldbruck - Kirche ist Diakonie – das war zeitlebens Helmut Ruhwandls Leitsatz. Der soziale Dienst der evangelischen Kirche war für ihn ein zentrales Element in seinem Beruf als Pfarrer. Denn gelebtes Christentum bedeutete für ihn konkrete Hilfe, nicht nur Seelsorge. Kürzlich ist Helmut Ruhwandl im Alter von 84 Jahren gestorben.
Schon als junger Pfarrer in den 1970er-Jahren war er am Aufbau einer Sozialstation und eines Seniorenheims im oberfränkischen Marktredwitz beteiligt. Das Heim war damals seiner Zeit voraus – dank einer Architektur, die neben der Pflege auf Kommunikation und Gemeinschaft ausgerichtet war.
In Regensburg, der nächsten Station seines Berufslebens, baute er ein evangelisches Bildungswerk auf. Schwerpunktthemen waren Umwelt, Frieden sowie die Begleitung und Unterstützung von Arbeitslosen. Helmut Ruhwandl, der selbst einige Semester Psychologie studiert hatte, holte für entsprechende Angebote Soziologen und Psychologen ins Haus.
Im Münchner Stadtteil Hasenbergl baute er in den 1980er-Jahren den sozialen Beratungsdienst zu einer Einrichtung aus, die junge Menschen vom Kindergarten- bis zum Erwachsenenalter betreute. Später – er war bereits Dekan – konstituierte er die Evangelischen Dienste München, eine Zusammenfassung gemeindeübergreifender sozialer Einrichtungen und seelsorgerischer Angebote. Im diakonischen Krankenhaus in München-Maxvorstadt initiierte er eine geriatrische Reha-Klinik, damals ein Vorreiter in diesem Bereich.
„Der Beruf bedeutete ihm alles. Er war 24 Stunden am Tag im Dienst“, sagt Tochter Kirsten, das älteste von vier Kindern, die Ruhwandl und seine 2022 verstorbene Ehefrau Christine hatten. Und so überrascht es nicht, dass der seit seiner Pensionierung im Jahr 2005 in Fürstenfeldbruck lebende Pfarrer weit davon entfernt war, den Begriff Ruhestand wörtlich zu nehmen.
Er blieb ehrenamtlich aktiv – noch kurz vor seinem Tod vertrat er bei Bedarf die Kollegen in der Erlöserkirche und in Grafrath. An der Mittelschule West gab er in einem gemeinsamen Projekt mit dem Rotary-Club Kurse in Berufsvorbereitung und Vorstellungstraining.
Selbst war Helmut Ruhwandl ein regelmäßiger Gottesdienstbesucher, ein täglicher Zeitungsleser, ein Interessierter an Archäologie und Naturwissenschaften, ein durch und durch disziplinierter Mensch. Einer, der jeden Tag früh aufstand, als Witwer den eigenen Haushalt führen lernte und sich mithilfe langer Fußmärsche von schweren Krankheiten erholte. Aufgeben gab es für ihn nicht.
Sein ganzer Stolz waren die zehn Enkelkinder. Er saß bei ihren Konzerten und Sportveranstaltungen im Publikum, las Bachelor-Arbeiten Korrektur, ließ sich zum Smartphone überreden, obwohl er damit eigentlich nicht viel am Hut hatte. Materielles bedeutete ihm nichts. Als er sich vor eineinhalb Jahren ein E-Auto kaufte, tat er das aus Idealismus.
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Selbstständig, fit und aktiv bis zum Schluss, starb Helmut Ruhwandl friedlich im Schlaf. Der Handywecker war gestellt, er hätte noch viel vorgehabt.