Ein neues Kinderhaus ganz aus Holz
Fast zwei Jahre lang wurde am Ortsrand von Gernlinden gebaut. Entstanden ist das neue Kinderhaus Schlawuzi. Die ersten Kinder sind bereits eingezogen. Ab Herbst sollen dort 89 Mädchen und Buben betreut werden – in Kindergarten und Krippe, zum Teil auch aus anderen Orten. Besonderes Highlight ist der große Garten.
Gernlinden – Schon vor dem Eingang riecht es nach Holz. Und der Geruch wird intensiver, wenn man den hellen, großzügigen Eingangsbereich betritt. Kein Wunder, ist doch das neue Kinderhaus in Holzvollbauweise errichtet worden. Und noch etwas merkt man sofort: Die Hitze, draußen hat es knapp 30 Grad, dringt kaum in das Gebäude ein, sodass es angenehm kühl ist. „Wir haben Holz aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit gewählt“, erklärt Bürgermeister Hans Seidl. „Und wenn das Haus in 50 Jahren vielleicht wieder rück㈠gebaut werden muss, kann das Holz wieder dem Holzkreislauf zugeführt werden.“
Garten mit Bobbycar-Strecke
Die Holzbauweise, die auch im Inneren des Gebäudes sofort auffällt, schätzen Leiterin Veronika Weisser und ihre aktuell 16 Mitarbeiter. Sie und die Kinder der Schatzkiste (Kindergarten) und der Pusteblume (Krippe) sind Anfang Juli eingezogen. Davor waren die beiden Einrichtungen in Containern untergebracht, am Strasserwinkel und an der Lusstraße in Maisach. In Gernlinden sind sie nun zum Kinderhaus Schlawuzi zusammengewachsen. Träger ist das Bayerische Rote Kreuz.
„Wir haben ein teilgeöffnetes Konzept“ , sagt Veronika Weisser. Sprich: Kinder von Krippe und Kindergarten begegnen sich – zum Beispiel an der Garderobe und im großen Garten. Dieser ist ein Highlight des neuen Hauses – und bietet sogar eine Bobbycar-Strecke.
Betrieb erst seit vier Wochen
Auf gut 2000 Quadratmetern Außenfläche können sich die Kinder austoben, wie Seidl erklärt. Die Spielgeräte sind schon von Weitem aus zu sehen, da der Garten noch nicht eingewachsen ist. „Wir werden immer wieder von Eltern gefragt, ob ihre Kleinen dort spielen können“, erzählt der Rathauschef. „Aber das ist kein öffentlicher Spielplatz.“

Zwar gibt es einen Außenbereich für den Kindergarten und einen für die Krippe. Diese sind aber lediglich durch Büsche abgetrennt, sodass die Kleineren und die Größeren gemeinsam spielen können. „Ein paar Bäume fehlen noch“, sagt Seidl. Die detaillierte Gestaltung des Gartens wolle man im Herbst gemeinsam mit dem Träger BRK beziehungsweise dem Kinderhaus-Team angehen.
Meine news
Auch im Inneren sieht man, dass dort erst seit gut vier Wochen Betrieb ist. Die Wände in Gängen und Gruppenräumen sind noch recht leer. Im Eingangsbereich unter der großen Holztreppe, die in den ersten Stock führt, ebenfalls eine leere Fläche. Dort soll eine Leseecke entstehen, wie Veronika Weisser sagt. „Da können sich dann auch die Eltern aufhalten bei den Eingewöhnungen.“ Und auch einige Möbel sollen noch angeschafft werden. Man habe erst einmal im laufenden Betrieb sehen wollen, was letztendlich wirklich gebraucht werde, so Seidl.

Das Kinderhaus ist 40 Meter lang und 17 Meter breit. Es bietet Platz für drei Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen. Das Haus könne in Richtung Norden problemlos erweitert werden, erklärt der Bürgermeister, um Platz für zwei weitere Gruppen zu schaffen. „Garten und auch die nötige Technik sind vorhanden.“
Auf eine Lüftungsanlage habe man bewusst verzichtet, so Seidl. Vielmehr wird das Gebäude mittels einer sogenannten Nachlüftung gekühlt. Vereinfacht gesprochen: In der Fassade befinden sich große jalousieartige Öffnungen, die mit Insektenschutz versehen, einbruchsicher und so gesetzt sind, dass ein Luftaustausch stattfinden kann. Diese können auf- und zugemacht werden. „Das machen wir“, sagt Veronika Weisser. „Und es funktioniert sehr gut.“
Extra Räume für Therapieangebote
Nicht nur beim Material auch bei der Technik setzte die Gemeindeverwaltung auf Nachhaltigkeit. Das Kinderhaus hat Bodenheizung und wird mit einer Grundwasserwärmepumpe beheizt. Ein Teil des Daches ist begrünt, auf dem anderen befindet sich eine PV-Anlage mit 90 Kilowattpeak Leistung. Zudem ist außerhalb des Gebäudes ein Speicher.
Da das Schlawuzi ein integratives Kinderhaus ist, gibt es neben den Gruppen- und Schlafräumen auch Therapieräume. Dort können dann Ergo- und Logotherapie sowie andere Therapieangebote stattfinden, erklärt Veronika Weisser.
Insgesamt wirkt das Kinderhaus hell und freundlich – und sehr großzügig vom Raumangebot her. „Wir haben mehr Fläche, als der Standard ist“, sagt der Rathauschef. Dadurch verteile sich der Lärm besser. Für Kinder und Erzieher sei dies wesentlich angenehmer.
Rund acht Millionen Euro hat der Bau des neuen Kinderhauses gekostet. An Zuschüssen gibt es rund 2,5 Millionen Euro (davon etwa 700.000 Euro für die ökologische Bauweise). Hinzu kommen noch die Kosten für den Grunderwerb.
Schulkindergarten zieht in Container
In die Container am Strasserwinkel zieht bald der Germerswanger Kindergarten ein, wenn dieser saniert wird. Danach sollen sie vom Schulkindergarten genutzt werden, um dessen Plätze von 18 auf 30 aufstocken zu können.