Förderklasse fällt aus - Mutter verzweifelt - „Das ist wirklich nicht fair“

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Das Landschulheim und die Mittelschule sind im Schloss Grunertshofen untergebracht. (Archivfoto) © tb

An der Mittelschule des Landschulheims Schloss Grunertshofen lernen Kinder, die sich an anderen Schulen schwertun. Dass es dort nach den Sommerferien keine 9. Klasse geben wird, ist für die Betroffenen und ihre Eltern eine Katastrophe. Doch der Schule bleibt keine andere Wahl.

Moorenweis - Für eine 9. Klasse hätte es schlicht und ergreifend nicht genug Pädagogen gegeben, erklärt die Schulleitung auf Anfrage. Der Lehrermangel sei in den letzten Jahren immer schlimmer geworden, sagt die stellvertretende Einrichtungsleiterin Susanne Lüttge. „Die staatlichen Schulen greifen die verbeamteten Lehrer ab, da bleibt für uns Privatschulen nichts mehr übrig.“ Für die kommende 9. Klasse würden sowohl eine Klassleitung als auch Fachlehrer fehlen. „Deshalb müssen wir im nächsten Schuljahr die Klasse schließen.“

Es wäre eine sehr kleine Klasse mit nur sieben Schülern gewesen. Einer von ihnen ist der Sohn von Sina B. aus Bergkirchen (Landkreis Dachau). Sie hat lange darum gekämpft, dass der heute 14-Jährige einen Platz in Grunertshofen bekam. Der Schüler leidet an ADHS, hat einen Schwerbehindertenausweis und Pflegegrad zwei. In der Regelschule hatte er viele Probleme.

Seit Mitte der 6. Klasse geht der Bub in Grunertshofen zur Schule und besucht nachmittags die sozialpädagogische Tagesstätte. Auch im Unterricht wird er bei Bedarf von den Fachkräften unterstützt. „Seit mein Sohn in Grunertshofen ist, hat er endlich Freunde gefunden und wird von den Lehrern gesehen. Er konnte seine ADHS-Probleme wesentlich verbessern“, sagt die Mutter. „Schule macht ihm auf einmal Spaß.“

Umso größer ihr Entsetzen, als sie wenige Tage vor den Sommerferien durch einen Anruf von der Klassenschließung erfahren habe. Allein schon diese Kurzfristigkeit ist in den Augen Sina B.s „ein Unding“. Die Schule allerdings habe bis zuletzt nach Lehrern gesucht, so Einrichtungsleiter Ewald Wimmer. „Wir haben es sogar über Headhunter probiert.“

Noch im Juli habe es drei infrage kommende Kandidaten gegeben, letztlich sei jedoch mit keinem ein Vertrag zustande gekommen. Die Entscheidung, die Klasse zu schließen, sei dann tatsächlich „sehr kurzfristig“ gefallen. Wimmer betont, dass dies auch nicht im Interesse der Schule sei, da eine schrumpfende Schülerzahl sich negativ auf die Förderung vom Freistaat auswirke.

Schüler, die in Grunertshofen im Rahmen von Jugendhilfemaßnahmen unterstützt werden, würden diese Förderung auch weiterhin erhalten, so Wimmer. Wer zum Beispiel wie der Sohn von Sina B. nachmittags die sozialpädagogische Tagesstätte besucht, könne dies auch im neuen Schuljahr tun.

Für Sina B. ist die Aussicht, ihren Sohn wieder an eine Regelschule zu schicken, dennoch keine Option. „Das wäre ein Desaster. So eine gravierende Veränderung bedeutet für ihn als ADHSler Stress, der ihn ängstigt.“ Außerdem werde er in einer Regelschule schnell wieder in einer Schublade landen, so wie früher.

Ohne die Unterstützung durch sozialpädagogisches Fachpersonal würde der 14-Jährige nur mit Hängen und Würgen seinen Abschluss schaffen – davon ist die Mutter überzeugt. Die Fachkräfte kommen bei Bedarf auch in den Unterricht, wenn eine Situation eskaliert. Ihr Sohn darf dann mit ihnen den Raum verlassen, bis sich sein emotionaler Zustand stabilisiert hat.

Ein Schulwechsel werde zur Folge haben, „dass sein Lebensweg schlechter verlaufen wird, als er laufen könnte“, befürchtet Sina B. „Das ist wirklich nicht fair.“ Die Mutter ist sicher: Die besten Chancen für die Zukunft hätte ihr Sohn, wenn ihm weiterhin die Qualität der Betreuung in Grunertshofen zugutekäme.

Sie hat nun beantragt, dass ihr Sohn freiwillig die 8. Klasse wiederholen darf. Inständig hofft sie auf eine Zusage. Entschieden wird darüber jedoch erst in der Lehrerkonferenz am 5. September. Bis dahin hängt die Familie in der Luft.

Susanne Lüttge signalisiert, dass Anträge auf freiwillige Wiederholung wohl bewilligt werden. „Wir hoffen, dass es im darauffolgenden Schuljahr wieder eine 9. Klasse geben wird“, sagt die stellvertretende Einrichtungsleiterin. Man werde weiterhin nach Lehrern suchen und freue sich über jede Bewerbung.

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