Cannabis-Verbot am See? Entscheidung vertagt - „bevor wir uns der Lächerlichkeit preisgeben“

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Der Freizeitpark in Mammendorf und der angrenzende See. (Archivfoto) © mm

Ein geplantes Cannabis-Verbot am Mammendorfer See wurde überraschend vertagt. Die Formulierung des Verbots stieß auf Widerstand. Sie sei „lächerlich“.

Landkreis Fürstenfeldbruck - Überraschende Entwicklung in Sachen Kiffen: Das zuvor im zuständigen Ausschuss schon beschlossene Cannabis-Verbot am Mammendorfer Badesee hat der Kreistag gekippt beziehungsweise vertagt. Der Grund ist fast etwas zum Schmunzeln.

Der Landkreis wollte auf die Teillegalisierung von Cannabis reagieren und den Mitarbeitern in Mammendorf ein Verbot via Hausrecht an die Seite stellen. Auch wenn Kiffen ohnehin verboten ist, wenn Kinder und Jugendliche in der Nähe sind, sei das örtlich ausgesprochene Zusatz-Verbot hilfreich bei der Umsetzung, hieß es. Also sollten die Satzungen für den Badesee und den Freizeitpark entsprechend geändert werden.

In der neuen Satzung für den See stand allerdings folgende Formulierung: „Personen, die Cannabis konsumieren möchten oder konsumiert haben, ist die Benutzung untersagt.“ Namentlich das „möchten“ stieß bei Juristen im Kreistag auf größten Widerstand, da eine wie auch immer geartete Absicht schwer fassbar sein dürfte. Die Formulierung sei lächerlich, meinte etwa Christoph Maier (SPD). „Viele möchten viel und können wenig“, kommentierte CSU-Fraktionschef Emanuel Staffler. „Wir müssen die Formulierung erneuern, bevor wir uns der Lächerlichkeit preisgeben“, sagte er. Und auch Landrat Thomas Karmasin kam zu dem Schluss: „So können wir es nicht machen.“ Der Punkt wurde daher vertagt. Angelika Simon-Kraus (Grüne) schlug vor, den Sommer abzuwarten und dann mit dem Personal über die Erfahrungen zu sprechen.

Anders beim Freizeitpark: Hier steht in der neuen Satzung nur: „Das Rauchen sowie jeglicher Konsum von Cannabis ist im gesamten Gelände des Bades untersagt.“ Dies wurde mehrheitlich so beschlossen.

Gleichzeitig wurde an dem Doppelverbot grundsätzliche Kritik laut, unabhängig von der Formulierung. „Man will halt ausdrücken, dass man gegen die Legalisierung ist“, mutmaßte etwa SPD-Kreisrat Norbert J. Seidl. Dabei brauche man keine Regulierung, da es eine solche via Gesetz ja schon gebe. Seidl fand: „Man müsste eher beim Alkoholkonsum genauer hinschauen.“ Wobei Landrat Karmasin daran erinnerte, dass „unmäßiger Alkoholkonsum“ ebenfalls verboten ist – wobei das Wort „unmäßig“ wieder Raum für Interpretationen gibt. Ähnlich wie Seidl sah es Sophie Schuhmacher (Grüne). Sie sei komplett für den Jugendschutz am See. Das Cannabis-Verbot in die Satzung zu schreiben, sei aber berflüssig.

Gewitterwarnung

Auch das neue automatisierte Gewitterwarnsystem, das im Mammendorfer Freibad bereits installiert ist, geriet im Kreistag kurz in die Kritik. Dass man ein solches System überhaupt brauche, erschließe sich ihr nicht, sagte etwa Christina Claus (Grüne). „Früher haben wir einfach in den Himmel geschaut.“ Dem entgegnete Andreas Lohde (CSU), selbst regelmäßiger Freibad-Gast, dass die Gäste es dem Personal nicht immer einfach machten. „Es gibt immer Hobbymeteorologen, die glauben, anhand einer Kumulus-Wolke erkennen zu können, ob der Blitz an oder neben dem Becken einschlägt“, sagte er mit leicht humoristischem Impetus. Das System helfe, dass die Gäste dem Personal Folge leisten. „Es entlastet den Betreiber.“

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