Dramatische Rettungsaktion in der Watzmann Ostwand: Kletterer sitzen nach Gewitter fest
Dramatische Stunden am Watzmann. Zwei Männer geraten in ein Unwetter. Sie müssen die Nacht in der Ostwand verbringen. Das Wetter erschwert die Rettung.
Watzmann/Germering - Ein Germeringer (41) ist am Watzmann bei einem Unwetter in akute Bergnot geraten. Eine Nacht mussten er und sein Begleiter in der steilen Felswand auf über 2000 Metern biwakieren. Erst dann konnten die beiden in einer dramatischen Aktion gerettet werden. Das berichten die Polizei Berchtesgaden und die Bergwacht.
Rettungsaktion am Watzmann: Gewitter wohl unterschätzt
Der Germeringer war mit seinem Schwager unterwegs. Der 50-Jährige aus dem Kreis Kulmbach ist ein erfahrener Bergsteiger. In seiner Heimat ist er beim Alpenverein aktiv. Am Dienstag nahm er seinen Schwager mit auf große Tour in die berühmt-berüchtigte Watzmann-Ostwand. Mit dem Auto fuhren die Männer nach Berchtesgaden. Dann ging es los. Am Mittwochnachmittag gerieten sie in ein schweres Unwetter. „Die Kletterer haben das Gewitter wohl unterschätzt“, sagte eine Sprecherin der örtlichen Polizei.
Rettungsaktion am Watzmann: Gefangen in Fels, Nässe und Nebel
Jedenfalls kamen die Kletterer in der nassen Felswand bei immer schlechter werdender Sicht vom Weg ab. Abklettern ins Tal war ihnen nicht mehr möglich. Die Männer beschlossen schließlich, die Nacht in der Wand zu verbringen. Sie suchten Schutz in einer Mulde – auch vor dem Gewitter.

Alarm schlug schließlich die Schwester des Germeringers. Am Nachmittag hatte sie noch mit Mann und Bruder telefoniert. Dann riss der Kontakt ab. Die Frau alarmierte die Rettungskräfte.
Rettungsaktion am Watzmann: Retter bieten alles auf
Dann begann eine großangelegte Suchaktion mit Bergwacht und Polizei. 20 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Bergwachten Ramsau, Berchtesgaden, Grassau und Traunstein, die Alpine Einsatzgruppe (AEG) der Polizei und drei Helikopter-Besatzungen waren in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bis zu zwölf Stunden lang im Einsatz. Man wusste nicht genau, wo man suchen sollte. Es war nicht bekannt, welche Kletterroute die Bergsteiger gewählt hatten.
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Eine Gruppe von Bergrettern fuhr mit Geländewagen und Motorrad die Wege bis ins hintere Wimbachgries ab. Sie kontrollierten auch das Wimbachschloss und die Grieshütte. Die Polizei suchte inzwischen die Wanderparkplätze der Umgebung ab. Die Beamten fanden tatsächlich das Auto der Vermissten auf einem kleinen Parkplatz an einem Sportplatz. Im Wagen lag auch das Handy eines der Männer.
Drei Bergretter stiegen derweil über die Südspitze auf und kontrollierten bis 1.45 Uhr mit Stirnlampen die Rinnen und Abbrüche bis zum Wandfuß oberhalb des Goldbründls. Die vermissten Kletterer entdeckten sie nicht. Im Watzmannhaus wurde angerufen, das Gebiet zwischen Kühroint, Mitterkaseralm und Wetterstation durchkämmt.
Rettungsaktion am Watzmann: Wärmebild-Drohne steigt auf
Zeitgleich versuchte die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 4“ aus der Luft das zweite Handy der Vermissten zu. An der Ostseite des Watzmanns wurde die Besatzung auf drei Lichtquellen in 2200 und 2600 Metern sowie auf der Schönfeldschneid aufmerksam und kontrollierte diese. Gegen 1.30 Uhr stieg von der Ramsau aus zusätzlich eine Wärmebild-Drohne auf. Man ließ nichts unversucht, um das Duo in Bergnot zu finden.

Gegen 2.45 Uhr dann der Durchbruch: Das Handy der Vermissten konnte geortet werden. Es befand sich in der Ostwand des Watzmanns. Die Daten passten zu der Lichtquelle auf 2200 Metern. Doch noch immer war das Wetter schlecht. Wegen der Wolken konnte der Hubschrauber nicht direkt zu den beiden Männern fliegen.
Kein Eintrag im Gipfelbuch
Um 4.30 Uhr traf dann auch noch der nachalarmierte Helikopter „Christoph München“ ein. Er transportierte in drei Flügen Bergretter mit umfangreichem Material zum oberen und unteren Schotterfeld auf der Südspitze. Sie waren für einen Einsatz in der Wand ausgerüstet. Um 6 Uhr kontrollierten der Trupp das Gipfelbuch. Einen Eintrag von dem Brucker und seinem Schwager gar es nicht.
Nun wurde der Bergwacht-Notarzt nachalarmieren. Gegen 7.15 Uhr traf der Polizeihubschrauber Edelweiß 1 ein. Der verfügt über eine Rettungswinde. Und endlich lichtete sich auch der Nebel. So konnte der Helikopter mit zwei Bergrettern an Bord in Richtung Ostwand starteten.
Bergung mit Seil am Helikopter
Die Kletterer harrte noch immer in der Wand aus – nur rund 100 Meter abseits eines Notunterschlupfes, einer sogenannten Biwakschachtel. Nun ging alles Schlag auf Schlag: Die Retter wurden mit einer Winde abgesetzt. Diese sicherten den Brucker und seinen Schwager am Seil. Der Hubschrauber flog sie aus der Wand. Als sie in Sicherheit waren, kehrte er zurück und holte die zurückgebliebenen Retter. Die Kletterer waren erschöpft, aber unversehrt.