Institution in der Jachenau seit 25 Jahren: Dorfladen trotzt allen Widrigkeiten

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Betreibt seit 25 Jahren den Jachenauer Dorfladen: Peter Krauß hat das historische Gebäude mittlerweile sogar gekauft. © Marcus Schlaf

Seit 1999 sichert der Dorfladen die Nahversorgung der Jachenau. Der Betreiber Peter Krauß ist mittlerweile auch Hauseigentümer.

Jachenau – Ohne ihren Dorfladen hätten die Jachenauer ein Problem: Für jede kleine Besorgung müssten sie mindestens den Weg bis nach Lenggries auf sich nehmen. Ihnen würde nicht nur ein Nahversorger fehlen, sondern auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Dass der Dorfladen seit mittlerweile 25 Jahren allen Widrigkeiten trotzt, ist deswegen allemal ein Grund zum Feiern. Deswegen steht am Samstag, 10. August, ein Sommerfest an, gemeinsam mit dem Tourismusverein Jachenau, der heuer 75 Jahre alt wird.

Ein Lebensmittelmarkt in der Jachenau: Das war von Anfang an kein leichtes Unterfangen, wie sich Inhaber Peter Krauß erinnert. Als der frühere Laden beim „Häuslbauer“ aus Altersgründen geschlossen wurde, stellte sich 1999 die Frage, wo die Jachenauer künftig einkaufen sollten. „Ich dachte mir: Es wäre schade, wenn es keinen Laden mehr gibt“, sagt Krauß.

Im heutigen Dorfladen war früher die Polizeistation

Zur gleichen Zeit seien Räumlichkeiten in der Dorfmitte frei geworden, direkt gegenüber dem heutigen Rathaus, wo das Postamt geschlossen wurde. Zuvor hatte das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude auch schon eine Polizeistation mit Gefängniszelle sowie eine Bücherei beherbergt. Jetzt erschien es Krauß als idealer Standort für einen Dorfladen.

Zusammen mit seiner Frau – sie verstarb 2004 – und seiner Schwägerin gründete Krauß, der hauptberuflich beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim arbeitete, eine GbR, um den Dorfladen zu gründen. Die erste große Hürde: „Wir brauchten einen Versorger, der uns beliefert. Weil die Jachenau nicht auf den Lieferstrecken liegt und der Umsatz zu klein eingeschätzt wurde, war keiner bereit dazu.“ Mit viel Argumentationsarbeit überzeugte Krauß schließlich „Spar“, die Belieferung zu übernehmen. Als „Spar“ vom Edeka-Konzern aufgekauft wurde, stand die Versorgung abermals auf der Kippe. Damit die Jachenau beliefert wird, muss Krauß bis heute die Kosten der An- und Abfahrt übernehmen.

Das Prinzip der Regionalität, das sich der Dorfladen auf die Fahnen geschrieben hatte, entdeckte Edeka erst später für sich. „Unser Grundgedanke ist ,Aus der Region, für die Region‘“, sagt Krauß. Von Beginn an sei es auch Ziel gewesen, die heimischen Landwirte zu unterstützen.

Lage und Flair sind unersetzbar

Vor einer weiteren großen Entscheidung stand der Dorfladen 2022, als der Eigentümer das Haus veräußern wollte. Um die Zukunft des Dorfladens zu sichern, entschloss sich Krauß zum Kauf. Ein anderer Standort für das Geschäft wäre für ihn nicht infrage gekommen. „Natürlich könnte das Gebäude in logistischer Hinsicht praktischer sein“, räumt er ein. „Aber die zentrale Lage und das Flair sind unersetzbar.“

Krauß ist mittlerweile im Ruhestand und betriebt den Laden gemeinsam mit seiner heutigen Ehefrau Martina Sanktjohanser-Krauß. Zur Seite stehen ihnen zehn Mitarbeiterinnen. Mit rund 1500 Artikeln auf knapp 80 Quadratmetern Fläche biete der Dorfladen alles, was ein Haushalt benötige. „Ein Dorfladen ist auch ein Stück Lebensqualität in einem Ort“, sagt Krauß. „Es ist ein Kommunikationszentrum. Hier trifft man sich und unterhält sich.“

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Auch Urlauber und Ausflügler decken sich hier gerne für den täglichen Bedarf, für die Wanderung oder einen Tag am See ein. In der Hochsaison im Sommer strömen um die 200 Kunden am Tag in das Geschäft. In Reiseführern für Weitwanderer ist der Dorfladen als letzte Versorgungsmöglichkeit auf dem Weg Richtung Karwendel verzeichnet. Blasenpflaster sind ebenfalls im Sortiment.

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