Keiner zieht mehr um – Studie belegt Negativspirale im Wohnungsmarkt

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In Großstädten klafft eine riesige Lücke zwischen den Mieten für bestehende und denen für Neuverträge – München ist mit über acht Euro Differenz Spitzenreiter.

München – Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten – auch in München – verschlechtert sich weiter. Eine aktuelle Studie des Großmaklers JLL zeigt, dass die Schere zwischen Bestands- und Neuvertragsmieten immer weiter auseinandergeht. Die Rekordmieten in deutschen Metropolen führen dazu, dass viele Mieter Umzüge vermeiden – mit gravierenden Folgen für den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt.

In Großstädten klafft eine riesige Lücke zwischen den Mieten für bestehende und denen für Neuverträge – München ist mit über 8 Euro Differenz Spitzenreiter. © Peter Kneffel/dpa

Wohnungsmarkt in der Krise: Mieter gefangen in der Mietspirale

Die Analyse, für die JLL 22 Städte mit jeweils mehr als 300.000 Einwohnern unter die Lupe nahm, verdeutlicht, dass die Entwicklungen besonders in den Ballungsräumen dramatisch sind: Nach den neuen Berechnungen fällt die Differenz zwischen den angebotenen Neuvertragsmieten und den Mieten für bestehende Vertragsverhältnisse in München mit 8,03 Euro/m² und in Berlin mit 7,47 Euro/m² am höchsten aus. Dahinter folgen Frankfurt, Hamburg, Köln und Stuttgart mit Differenzen von 4,80 Euro/m² bis 4,40 Euro/m².

Die immer größere Preiskluft zwischen bestehenden Mietverträgen und den Preisen für neu angebotene Wohnungen führen dazu, dass Mieter zunehmend auf einen Umzug verzichten. „Wer umzieht, muss in der Regel deutlich mehr Miete zahlen“, so die Studie. „Angebot und Nachfrage finden in den Wohnungsmärkten der Metropolen unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr zueinander. Diese Ineffizienz verschärft sich zusehends und führt zu einer Negativspirale“, unterstreicht Sören Gröbel, Director of Living Research JLL Germany.

Wohnungsnot in Großstädten – Marktlage in Ballungsräumen verschärft sich

Der stagnierende Mietmarkt in den Großstädten führt zu einer Verschärfung der Wohnungsnot. Da weniger Wohnungen auf den Markt kommen, steigen die Neuvertragsmieten weiter an. Der Wohnungsmarkt in Ballungsräumen sei damit faktisch blockiert, stellt die JLL-Studie fest. Diese Situation führt zu einer Überzeichnung der tatsächlichen Nachfrage, da viele potenzielle Mieter bereit wären umzuziehen, es sich jedoch schlichtweg nicht leisten können. Eine ZDF-Reportage zeigte zuletzt, wie schlimm die Wohnungsmarkt-Krise tatsächlich ist.

Wohnungsbau in der Krise – 21 Prozent weniger Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2024

Die aktuelle Lage wird zusätzlich durch die Baukrise im Wohnungsbau verschärft, die bereits eine alarmierend hohe Zahl an Insolvenzen im Baugewerbe mit sich gebracht hat. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden im ersten Halbjahr 2024 nur 106.700 neue Wohnungen genehmigt – ein Rückgang von über 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Trend setzt sich fort, so die Mitteilung vom vergangenen Freitag (16. August). Gründe hierfür dürften auch die steigenden Baukosten und teuren Finanzierungsmöglichkeiten sein, die den Neubau von dringend benötigtem Wohnraum weiter erschweren.

Rekordmieten in deutschen Metropolen: Manager fordert Konsequenzen

Angesichts der dramatischen Situation fordert JLL-Manager Roman Heidrich Maßnahmen zur Verbesserung der Lage: „Zum einen muss mehr Angebot geschaffen werden, um den bestehenden Nachfrageüberhang abzubauen. Zum anderen muss zeitgleich die Fluktuation stimuliert werden, damit Angebot und Nachfrage wieder effizienter zueinander finden.“ Es müssten Anreize geschaffen werden, damit Haushalte bei veränderter Wohnungsnachfrage wieder häufiger die Wohnung wechseln. Dies könnte durch eine Ausweitung des Angebots oder auch durch die Schaffung von Tauschmöglichkeiten erreicht werden. 

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