Adieu, kleiner Blumenladen! - Miet-Aus wegen Baumängeln nach 47 Jahren

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Blühendes Paradies vor dem Aus: Stephanie Steinberger (37) und Renate Stelzl (72) in ihrem „Blumenstüberl“, das nach 47 Jahren schließen muss. © stefan rossmann

In Glonn muss ein Traditionsgeschäft nach 47 Jahren schließen – Mutter und Tochter hoffen auf einen Neubeginn an anderer Stelle. Doch momentan sieht es nicht gut aus.

Glonn – Es ist kein schicker, moderner Laden. Außen Blumen, innen viele Blumen, alles sehr rustikal. Und trotzdem ist dieses Traditionsgeschäft der Lebensmittelpunkt zweier Glonner Frauen, Mutter und Tochter. Das „Blumenstüberl“ an der Kastenseestraße hat zahlreiche Stamm- und auch Laufkundschaft, die diese Nachricht wohl sehr bedauern werden: Mama Renate Stelzl (72) und Tochter Stephanie Steinberger (37) droht das Ende ihres Herzensprojektes. Sogar der Termin steht schon fest. Es ist der 31. Dezember 2024. Dann muss der Glonner Blumenladen schließen. Wie geht es weiter?

Der Vermieter hat gekündigt. Das Areal wird einem neuen Zweck zugeführt. Aber noch haben die Frauen ein Fünkchen Hoffnung. Sie suchen einen bezahlbaren Laden in Glonn, in dem Stephanie Steinberger weitermachen kann. Es ist schwierig: „Wir haben alles abgecheckt, aber du kriegst nichts“, bedauert die 37-Jährige. Ob hier jemand helfen kann?

Uns gibt es ein halbes Leben lang.

„Uns gibt es ein halbes Leben lang“, sagt die Ladenchefin. Seit 47 Jahren versorgt das Blumenstüberl die Kundschaft mit Schnittblumen, Arrangements, Topfpflanzen, Geschenkartikeln und mehr. Gegründet wurde das kleine Unternehmen von ihrer Mutter. Die heute 72-Jährige hatte damals eigentlich Einzelhandelskauffrau gelernt und dann umgeschult auf Floristik. Der Blumenladen war ihr Lebenswerk und -inhalt, die Tochter führt den Betrieb seit 2018 als Floristin weiter.

Bauliche Mängel: Mit laufendem Kredit auf der Straße

Sie nahm dafür ein Jungunternehmerdarlehen auf „und steht nun auf der Straße“, wie sie sagt. „Im Moment schaut es schlecht aus“, räumt ihre Mutter Renate ein. Die Kündigung war bereits mündlich angekündigt worden, dann kam sie schriftlich. „Jetzt kriegen wir den Todesstoß“, sagt die 72-Jährige. Im Hintergrund stehen bauliche Mängel des Gebäudes, deutet sie an. „Das war früher mal ein Stadel“, erzählt die Blumenfrau über den 100 Quadratmeter großen Laden, der keinen Kanalanschluss habe, sondern über eine Grube entwässert werde. Das entspricht nicht mehr den Vorschriften. „Wir haben selbst alles ausgebaut“, berichtet die 72-Jährige, die ihrer Tochter im Laden weiter gerne aushilft.

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Nicht nur die Alteingesessenen kaufen hier ein, sondern auch Neubürger wurden schnell auf das Angebot aufmerksam. „Ich kaufe gerne regional ein. Seit einigen Wochen wohne ich in Glonn. Für meine Frau habe ich einen Blumenstrauß gekauft. Er wurde für mich nach Wunsch zusammengestellt. Sehr schön! Nette und kompetente Verkäuferin, vermutlich die Inhaberin. Ich komme bei Gelegenheit gerne wieder vorbei“, schreibt ein Kunde in einer Rezension im Internet.

Mit Einfallsreichtum der Konkurrenz getrotzt

„Blumen sind ein Luxusartikel“, weiß Mutter Renate. Das Geschäft habe sich gewandelt. Zunehmend werden Schnittblumen auch in Supermärkten angeboten. Das Blumenstüberl erweiterte sein Portfolio. Catering brachte zusätzliche Aufträge. Blumenschmuck zu Beerdigungen oder zu Hochzeiten gehören zum Standardangebot. 

Die Stammkundschaft blieb dem Blumenstüberl über die Jahre treu. Zudem war die Lage an der Straße günstig. „Da staunt man manchmal schon, wo die Kunden alle herkommen.“ 

Wie alle anderen Einzelhandelsgeschäfte litt auch der Glonner Blumenladen arg unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Kurz vor dem Lockdown ergänzte gottseidank ein neuer Blumenautomat den lokalen Service von Stephanies Blumenstüberl. Er sorgte für Umsatz und wird auch jetzt gerne angenommen. „Immer die tollsten und frischesten Schnittblumen sowie für Gräberbepflanzung. Außerdem steht der Automat mit schönen Sträußen jederzeit mit einem frischen Strauß abholbereit“, berichtet eine Kundin davon, wie sie das Angebot schätzt.

„Die 50 Jahre hätten wir am alten Standort schon noch gerne vollgemacht“, sagt Renate Stelzl. Beide hoffen darauf, dass sich in Glonn doch noch etwas findet. Es müssten ja nicht 100 Quadratmeter sein, wie bisher. Etwas Kleineres täte es auch. Aber die Miete müsste erschwinglich sein.

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