Beim Schongauer Weihnachtsmarkt gab es am Wochenende etwas Besonderes: Die schaurige Perchten-Gruppe „Lechroaner-Pass“ trat auf und sorgten bei Besuchern für große Augen.
Schongau – Das hat es in der guten Stube der Lechstadt noch nicht gegeben: Ein fulminantes alpenländisches Brauchtums-Spektakel, das die Gemüter zum Staunen und auch ein wenig zum Gruseln bringt.
Claus Konrad, Organisator des Weihnachtszaubers, hatte ja versprochen, jeden Tag einen besonderen Programmpunkt zu bringen. Konrad hat zwar im Vorfeld eine Perchten-Gruppe angekündigt, aber mit dieser Formation „Lechroaner-Pass“ hat er einen Wahnsinnsjoker aus dem Ärmel gezaubert. Eine Gruppe aus 20 Personen legte bei Dämmerung eine Feuershow hin, die bestimmt keiner vermutet hätte.
Kurz nach 16 Uhr. Ein großer Viehtransportanhänger wird angekarrt. Töne wie von wilden Stieren aus dem Inneren sind zu vernehmen. Die Heckklappe wird heruntergelassen. Spätestens jetzt erkennt man, dass sich auf der Ladefläche eine wilde Horde der angekündigten Perchten befindet. Es sind die „Damperer“, die später auf ihren schweren Eisenblechen trommeln werden. Die „Damperer“ tragen dicke und sichtlich unförmige Strohgewänder. Man sieht den Männern an, dass sie ein schweres Los zu tragen haben. „Zwischen 70 und 80 Kilogramm wiegt so ein Anzug, dazu kommen noch gut 20 bis 30 Kilo für Kopfmasken und die Eisenbleche“, so eine Begleitperson.
Weitere Figuren der Show sind der „Fellteufel“ und der „Glockinger“, der übergroße Schellen umgebunden bekommt. Und dann der Herr im Ring. Der Chef der Truppe, der aus der Gegend bei Kufstein nach Rott gekommen ist und den Brauch mitgebracht hat. Mathias Perthaler verkörpert „Hex“, der später den Tod und alle bösen Geister vertreiben wird. Nicht zu vergessen seine kleine Tochter Mia (10), die ebenfalls als „Hex“ mitmischt.
Der Tod entsteigt dem Sarg
In der Mitte der Arena brennen Feuerschalen. Viehschädel samt Knochen und Hörner liegen verstreut daneben. Ein Holzgestell, als Pranger bekannt, ergänzt das Ganze. Ein laut knatterndes Fantasiegefährt karrt einen Sarg in die Arena. Zwei „Fellteufel“ begleiten. Kurz später öffnen sie den Sarg, der Tod kann entsteigen. Behält aber nur kurz die Oberhand, dann endet er am Pranger.
Die „Hex“ erwacht. Schleppt sich auf dem Boden in die Arena. Die „Damperer“ trommeln, was das Zeug hält. Das Spiel mit dem Feuer beginnt. Bengalische Feuer werden gezündet, Raketen abgefeuert, grelle Lichter erhellen den Marienpaltz. Immer wieder suchen die „Fellteufel“ Kontakt zum Publikum. Am Ende sind die bösen Geister verjagt, die Besucher begeistert.
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Und nach der Show nicht mehr zu halten. Viele wollen von sich mit einem der „Damperer“ ein Erinnerungsfoto haben. So auch einer der Stadträte von Schongau, der von einem „Damperer“, zufällig ebenfalls Gemeinderat, das „Gwand“ überstülpt. Selbst die wertvolle Maske darf der Schongauer aufsetzten. Begeisterung pur und das Gefühl, wie man unter der Maske und dem Stroh schwitzt. Der Geheimtipp des „Damperes“: „Vor jedem Auftritt trinken wir so drei bis vier halbe Bier, nach der Show ist alles herausgeschwitzt.“