„Klimaschutz muss Pflichtaufgabe werden“: Bürger bringen sich bei Workshop zum Thema ein

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Stefan Drexlmeier (li.), Leiter der Geschäftsstelle der Energiewende Oberland, fasste mit den Teilnehmern des Bürgerworkshops zum Klimaschutz die Ergebnisse zusammen. © Elke Robert

Die Stadt Schongau möchte effektive Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen. Auf dem Weg zur Aufstellung eines Konzepts waren nun auch die Bürger gefragt.

Es hätten ein paar mehr Bürger sein können, die sich für das Thema „Integriertes Klimaschutzkonzept“ (IKK) der Stadt Schongau interessieren. Dafür haben sich die rund 25 Teilnehmer jüngst zwei Stunden lang konzentriert Gedanken gemacht. Durch den Abend geleitet wurden die von Schongaus Klimaschutzmanagerin Julia Kurnoth und Stefan Drexlmeier, dem Leiter der Geschäftsstelle bei der Energiewende Oberland.

Es gehe jetzt darum, den Stein ins Rollen bringen, so Drexlmeier. Das Hauptaugenmerk: Sich darauf zu konzentrieren, was man möglichst rasch „in der kleinsten Zelle des Staates“, der Stadt, umsetzen könne, wie es Bürgermeister Falk Sluyterman eingangs beschrieben hatte. Dabei waren Ideen gefragt, die in der kommenden Woche, im kommenden Jahr und mit einem etwas weiter gesteckten Horizont umsetzbar sind.

In sechs Kategorien waren die bisherigen Ergebnisse der Lenkungsgruppe, die am IKK arbeitet, eingeordnet und priorisiert worden, die Bürger beurteilten die Vorschläge ihrerseits mithilfe eines Punktesystems. Auffallend viele Pluspunkte sammelten sich etwa im Bereich „Energieversorgung und Energieeffizienz“. Vorstellen kann sich die Lenkungsgruppe die sukzessive Umstellung des Fernwärmenetzes auf erneuerbare Energien im Zeithorizont bis 2045. Diese Transformation solle möglichst schnell gehen, so die Forderung der Bürger. „Wir müssen die Netze zusammen denken und über den Tellerrand hinaussehen“, so Drexlmeier.

Ebenfalls mit vielen Punkten als verfolgenswert ausgezeichnet an diesem Abend: die Wärmegewinnung aus Abwasser durch die Stadtwerke. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Heizkraftwerk Schuster kam an die Pinnwand.

Darauf verständigen, wo anfangen

Anderes Beispiel: Im Bereich „Klimafolgenanpassung und Naturschutz“ hatte die Lenkungsgruppe als „Leuchtturm-Projekt“ den Umbau der Münz- und Weinstraße ausgemacht, mit einem greifbaren Umsetzungshorizont, wie Stadtbaumeister Sebastian Dietrich sich wünscht. Er klebte selbst einen Punkt zu diesem Vorhaben, „auch wenn es Arbeit für mich bedeutet“, wie er lachend meinte.

Klimaanpassung und Klimaschutz müsse man gemeinsam denken, auch nachhaltige Mobilität. Also der Vorschlag der Lenkungsgruppe: Die Altstadt hitzeresilient zu machen durch die Förderung von großflächigem Baumbestand. Einhergehen muss damit sicherlich auch eine Baumschutzverordnung, die bisher eher nicht unterstützt worden war.

Ein Bürger merkte an, dass über Baumfällungen künftig nicht so einfach entschieden werden dürfe und auch „Zwergenbäume“ nicht mehr als Ersatzpflanzungen zugelassen werden dürften. Das war wohl ein Seitenhieb auf die Pflanzung westlich der Schönlinder Straße.

Insgesamt müsse die Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit der Stadt verbessert werden, hieß es. Das Thema Rad steht auch auf der Liste von Ilona Böse, die ebenfalls ihre Ideen einbrachte. „Durch E-Bikes können auch Menschen, die konditionell nicht so fit sind, Schongau bewältigen.“

Zehn bis zwölf Maßnahmen für Schongau herausfiltern

Fördern und unterstützen solle man auch das Car-Sharing, so der Vorschlag der Lenkungsgruppe. Bereits angedacht ist ein neues Stadtbuskonzept (wir berichteten). Auch ein „Mobilitätskonzept Schulzentrum“ soll aufgestellt werden.

An dieser Stelle hakten Jana Weckbecker und Ana Gheorghe vom Schongauer Juze-Team nach. Gerade für die Jugendlichen aus den Dörfern sei es schwierig, da es kaum Busverbindungen gebe. „Das Thema ist wahnsinnig kompliziert“, so Kurnoth. Der Stadtbus dürfe nur innerhalb der Stadtgrenzen fahren, für den RVO sei hingegen der Landkreis Aufgabenträger.

Die Ideen der Bürger fließen in das nächste Treffen der Lenkungsgruppe im Januar ein, danach muss der Stadtrat entscheiden. „Als Ergebnis soll ein schlüssiges Konzept entwickelt werden“, so Drexlmeier. Es sei der Versuch, zehn bis zwölf Maßnahmen für Schongau herauszufiltern. „Wir müssen uns aber darauf verständigen, wo wir anfangen.“

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Das große Problem an der Aufgabe des Klimaschutzes: Es gebe kein Budget, der Klimaschutz sei noch immer freiwillig, kritisierte Drexlmeier und forderte: „Klimaschutz muss Pflichtaufgabe der Kommunen werden.“ Gleichzeitig dürfte man sich nicht weiter zurücklehnen, da noch viel zu leisten sei. Es sei wichtig, Themen ins Konzept zu nehmen, die realisierbar und realistisch seien, so Kurnoth.

Alle anderen Maßnahmen, auf die man sich im Sinne des Klimaschutzes für Schongau verständige, dürften aber nicht vergessen und weggeschoben werden, wünschte sich ein Teilnehmer des Workshops abschließend.

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