Windräder auf dem Höhenrücken des Ammersee-Westufers?

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Die blau karierte Fläche westlich von Dießen-Riederau ist Windkraft-Vorranggebiet. Bis auf die roten Flächen, die wegen Artenschutz und Siedlungsabstand ausgeklammert wurden. © Illustration: Planungsverband

Mit dem Wunsch nach mehr Windenergie ist auch der „Windkümmerer“ gekommen. Er unterstützt Kommunen bei Windprojekten - so wie Windkümmerin Elisabeth Lux von der Energie-Agentur Ebersberg-München, die den Dießener Marktgemeinderat beraten hat.

Dießen – Aus dem Klimawandel und den Lösungsbemühungen ist der neue Beruf des „Windkümmerers“ entstanden. Er bietet im Staatsauftrag Kommunen professionelle Unterstützung bei Windprojekten an. Dazu gehört die Analyse der Flächenpotentiale, die Einschätzung in bauplanungstechnischer Hinsicht und natürlich die Wirtschaftlichkeit. Besonders wichtig aber ist die Steigerung der Akzeptanz bei der Bevölkerung und der in der Regel skeptischen bzw. verunsicherten Kommunalpolitik.

Windkümmmerin im Dießener Marktgemeinderat: wenig Gegenliebe für auserkorenes Vorranggebiet

Genau darum ging es beim Vortrag der Windkümmerin Elisabeth Lux von der Energie-Agentur Ebersberg-München vor dem Dießener Marktgemeinderat. Denn das vom Regionalen Planungsverband auserkorene Wind-Vorranggebiet mit 420 Hektar auf dem Höhenrücken des Ammersee-Westufers zwischen Dießen, Entaching und Utting stieß bislang auf wenig Gegenliebe. Gemeinderat Michael Hofmann (BP): „Wir dürfen das gesamte Ammersee-Gebiet nicht verschandeln. Diese Scheußlichkeiten sind mit Flügeln 300 Meter hoch und von jedem Winkel des Sees zu sehen!“ Aus den USA kommt für diese Einstellung das Kürzel NIMBY, was „Not In My Backyard“ bedeutet, also sinngemäß „Nicht vor meiner Haustüre“. Jedermann weiß, dass Windkraft als Energiequelle ausgebaut werden muss, aber am besten ganz weit weg…

Allerdings hat die Markgemeinde wenig Chancen mit einer Ablehnung, denn laut dem „Wind-an-Land-Gesetz WaLG“ müssen 1,8 Prozent der Landesfläche bis 2032 als Vorrang- oder Vorbehaltsfläche für Windenergie ausgewiesen werden. Zudem seien laut Windkümmerin Elisabeth Lux bei den vom Planungsverband ausgewiesenen Flächen mögliche Konfliktkonstellationen bereits berücksichtigt worden. Wie mindestens 900 Meter Abstand zum nächsten Dorf bzw. 550 Meter zu einer Außenbereichsbebauung. Außerdem habe man eventuelle Probleme mit Schutzgebieten für Natur, Wasser oder Denkmäler sowie mit der zivilen und militärischen Luftfahrt geprüft. Schließlich sei eine „Standortgüte“ zwischen 55 und 60 Prozent errechnet worden. Bei einer Windgeschwindigkeit von 5,6 m/s in 180 Metern Höhe würde sich ein Ertrag von ca. 10.000 Megawattstunden im Jahr ergeben.

Windenergie am Ammersee - eventuell mit Bürgerbeteiligung?

Die Staatsforsten, die den größten Teil des ausgewiesenen Vorranggebiets ausmachen, spielen bei allen Überlegungen eine entscheidende Rolle. Sollte sich die Marktgemeinde Dießen bejahend zu den geplanten Windrädern äußern, werden sie die entsprechenden Flächen ausschreiben. In die Diskussion flossen auch Überlegungen für eine Bürgerbeteiligung von bis zu 24,9 Prozent ein, was sich positiv auf das Zustimmungsverhalten der Bevölkerung auswirken würde.

Die Gemeinde Dießen hat jetzt bis Ende Mai Zeit, sich zum derzeitig laufenden Beteiligungsverfahren zu äußern. Bei drei Gegenstimmen wurde die Verwaltung beauftragt, mit Unterstützung der Windkümmerin Elisabeth Lux eine gemeindliche Stellungnahme auszuarbeiten. Sie soll am 6. Mai als Beschlussvorlage bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorgelegt werden.

Auch Geothermie ist am Ammersee im Gespräch. Mehr dazu lesen Sie hier und hier.

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