Tausendster Reparaturfall im Repair Café Dießen

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Christian Mauderer, Initiator des Dießener Repair Cafés, freut sich, dass man der tausendsten „Kundin“ Sabine Klinz und ihrem Mikroskop helfen konnten. © Roettig

Jeder weiß es: Reparieren statt Wegwerfen schont die Umwelt und spart Geld. Bringt man aber ein defektes Gerät zur Werkstatt oder zum Fachhandel, heißt es in der Regel „Reparatur lohnt sich nicht, besser gleich neu kaufen!“

Dießen - Da haben die Dießener Glück. Ihnen steht seit 2020 eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer zur Seite, wenn ein Wackler das Bügeleisen kalt lässt, der Drucker Papier verschluckt oder das Kabel der Nachttischlampe einen gefährlichen Knick hat. Das auf Initiative von Elektronik- und Software-Entwickler Christian Mauderer (36) gegründete Repair Café ist inzwischen mehr als ein Geheimtipp. 35 Mal öffnete bislang die temporäre Selbsthilfewerkstatt zur Reparatur defekter Alltags- und Gebrauchsgegenstände. Dabei gab es beim aktuellen Termin im Evangelischen Gemeindehaus ein besonderes Jubiläum: Als tausendsten Reparaturfall brachte Sabine Klinz (59) ihr gut zwanzig Jahre altes Mikroskop zum „Kundendienst“. Die Diplombiologin und derzeitige Realschullehrerin monierte lockere Schrauben und ein verklemmtes Brett. Natürlich konnte ihr geholfen werden. Christian Mauderer: „Den meisten Leuten fehlen Mut, Wissen und das richtige Werkzeug. Das alles finden sie im Repair Café.“ Bezahlt werden müssen nur eventuelle Ersatzteile, für die Arbeit gibt man in der Regel eine Spende. Die Wartezeit kann man sich mit Kaffee und Kuchen versüßen.

Tausendste Reparatur im Dießener Repair Café - über 70 Prozent der Fälle wieder repariert

29 ehrenamtliche und technisch versierte „Reparateure“ vom Dreißiger bis zum Rentner legen Hand an im Dießener Repair Café, wobei 15 vom Start weg dabei sind. Über 70 Prozent der Fälle aus den Bereichen Elektro, Mechanik, Holz, Textil oder Rad konnten bislang erfolgreich repariert werden. Christian Mauderer, dessen Eltern Karin und Valentin stets mit an Bord der Wiederbelebungsmission sind, liebt Statistik. Bei den ehrenamtlichen Stunden kommt er bei den Veranstaltungen auf über 2.100 und auf weitere tausend für Vor- und Nachbearbeitung, Buchhaltung, Besorgung von Werkzeugen … und Kuchen backen. Denn serviert wird den „Kunden“ nur selbst Gemachtes von Mama und Gleichgesinnten.

Die Verlängerung der Lebensdauer von Geräten und Gegenständen ist für das Dießener Team „gelebter Umweltschutz“. Es ist auch eine Antwort auf die „eingeplante Obsoleszenz“ der Hersteller, Produkte oder Teile davon nach einer gewissen Gebrauchszeit, meist nach Ablauf der Garantie, kaputt gegen zu lassen.

Wer sich mit einem Problemstück für das nächste Repair Café am 18. Mai anmelden möchte, kann das unter der E-Mail info@repair-cafe-diessen.de oder Telefon 08807 3299985 tun. Wichtig: Es wird nur angenommen, was man tragen und in absehbarer Zeit reparieren kann.

Die Idee der Repair Cafés stammt von Martine Postma, die 2009 in Amsterdam die erste Selbsthilfewerkstatt organisierte. Inzwischen gibt es Repair Cafés auf der ganzen Welt. In Deutschland schätzt man die Zahl auf über Tausend. Neben der technischen und Ressourcenschutz-Komponente sind sie auch gefragte soziale Treffpunkte. Ältere Helferinnen und Helfer bekommen hier wegen ihrer unbezahlbaren Erfahrung Anerkennung und Wertschätzung. Und unter dem Klientel haben sich beim Kaffeeklatsch schon viele Freundschaften angebahnt.

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