Strommarkt: Billiganbieter bei Verbrauchern wieder hoch im Kurs - „Einige Kunden haben nichts gelernt“

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Teurer Strom: Unter den Preissprüngen litten die Kunden vor allem im Jahr 2022. © Jens Büttner/DPA

Unter den sprunghaft gestiegenen Strompreisen vor zwei Jahren haben viele Landkreisbürger gelitten. Mittlerweile ist etwas Ruhe eingekehrt, die heimischen Anbieter haben die Preise gesenkt – um sie jüngst wieder anzuheben.

Landkreis – Massive Verteuerungen an der Strombörse – unter anderem bedingt durch höhere Gaspreise – führten Anfang 2022 zu Preiserhöhungen für Privatkunden, viele Stromanbieter mussten zudem Insolvenz anmelden. Strom- und auch Gasbezieher standen kurzzeitig ohne Versorger da. In einem solchen Fall mussten dann die Grundversorger einspringen. Das ist der Anbieter, der im Netzgebiet die meisten Haushalte beliefert, zum Beispiel die Gemeindewerke Peißenberg. Die mussten Neukunden aufnehmen, allerdings zahlten diese um knapp 50 Prozent mehr als Bestandskunden (45 statt 31 Cent plus Grundgebühr).

Mittlerweile gibt es wieder einen einheitlichen Preis, der liegt aktuell bei etwa 36,70 Cent, so Philipp Reichhart, Vertriebsleiter bei den Gemeindewerken. Die Preisunterschiede resultierten seinerzeit daraus, dass die Gemeindewerke „bei den explodierenden Preisen“ ihre Bestandskunden nicht benachteiligen wollten, so Reichhart. Die derzeit 7000 Kunden der Gemeindewerke müssen nach einigen Senkungen wohl in Kürze mit einer Preiserhöhung rechnen. Grund dafür ist der kurzfristige Wegfall des staatlichen Zuschusses für Übertragungsnetzbetreiber.

„Viele schauen nur auf den Preis und haben sofort wieder gewechselt“

Der Kundenansturm war übrigens nicht nachhaltig. Viele der Kunden, die 2022 zu den Gemeindewerken gewechselt waren, weil ihr (Billig-)Anbieter insolvent war, sind längst wieder weg. „Viele schauen nur auf den Preis und haben sofort wieder gewechselt“, so Reichhart. Jüngst seien solche Unternehmen, die mit Billigangeboten lockten, „wieder wie Pilze aus dem Boden geschossen“.

Das bestätigt auch Thomas Feistl, Geschäftsführer beim regionalen Energieversorger „17er Oberlandenergie“. „Einige Kunden haben nichts gelernt und sind sofort wieder zu einem der Billiganbieter gewechselt.“ Im Gegensatz zu den Gemeindewerken ist das Unternehmen mit Sitz in Murnau kein Grundversorger und muss daher keine neuen Kunden aufnehmen – im Gegenteil: Es erließ einen mehrere Monate andauernden Aufnahmestopp. Im August 2022 lagen die Einkaufspreise teilweise bei einem Euro pro Kilowatt-Stunde (kWh) und variierten pro Tag um bis zu 30 Prozent. „Das konnten wir nicht an unsere Kunden weitergeben“, so Feistl.

Aktuell zahlen Privatkunden bei der „17er Oberlandenergie“ für 100 Prozent Strom aus Wasserkraft 33,97 Cent pro kWh, bis Ende 2023 waren es 36,67 Cent (jeweils plus Grundgebühr, die von Anbieter zu Anbieter variiert). Ein Mehrpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh zahlt aktuell 1520 Euro im Jahr.

Der Wegfall des Zuschusses für die Netznutzung ist bereits eingepreist für die rund 16 200 Kunden. Insgesamt liegen die aktuellen Preise bei der „17er Oberlandenergie“ und den Mitbewerbern noch deutlich über jenen von vor 2022. Bei der „17er Oberlandenergie“ beträgt der Unterschied zwischen 2021 und 2024 rund fünf Cent.

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Auch bei den LEW Lechwerken gab es ein Auf und Ab bei den Strompreisen: Seit Juli 2023 zahlen Privatkunden 38,52 Cent/kWh, zwischen Januar und Juni 2023 waren es 42,53 Cent – so viel wie noch nie. Im Jahr 2022 hatte die LEW, die vorwiegend im Altlandkreis Schongau Kunden hat, die Preise noch stabil halten können. Über die Zahl seiner Kunden im Altlandkreis macht das Unternehmen keine Angaben, so Pressesprecher Ingo Butters.

Rekordpreise bei den Stadtwerken Weilheim

Kurzzeitig drastisch nach oben gegangen sind die Preise bei den Stadtwerken Weilheim, die 2022 auf einen Aufnahmestopp für Kunden verzichtet hatten. Zunächst zahlten Neukunden 39,95 Cent/kWh, im Januar 2023 schoss der Preis auf 63,50 Cent/kWh in die Höhe. Bestandskunden blieben davon verschont. Für sie wurde 2023 ein gesonderter Bestandskundentarif eingeführt. „Somit belohnen wir die Treue unserer Kunden und verzichten gleichzeitig auf hohe Neukundenboni, welche von anderen Versorgern ausgeschüttet werden“, so Karl Neuner von den Stadtwerken. Der aktuelle Preis liegt bei 37 Cent (immer plus Grundgebühr). Aufgrund der jüngsten politischen Entwicklungen, gemeint ist der Wegfall der Zuschüsse für Übertragungsnetzbetreiber, „sind wir nun leider aber gezwungen, unsere Preise ab März um vier Cent anzuheben“, so Neuner.

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