Chinas Wirtschaft wankt – Strafzölle der EU zeigen eine Wirkung
Donald Trump, EU-Strafzölle und geopolitische Spannungen gefährden Chinas Exportstrategie. Droht der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt künftig eine Wirtschaftskrise?
Peking – Das Geschäftsmodell Chinas steht rund einen Monat vor der Amtsübernahme von Donald Trump vor einer Bewährungsprobe. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet laut Zahlen der Analyseplattform Trading Economics derzeit unter einem schwachen Außenhandel. So stieg das Exportgeschäft im November zwar um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, blieb allerdings deutlich hinter der anvisierten Zielmarke von 8,5 Prozent zurück. Zudem: Im September hatte das Wachstum noch fast das Doppelte betragen (12,7 Prozent).
Trumps Präsidentschaft wirft Schatten voraus – verschärft sich der Ton gegenüber China ab Januar?
Weil die Importe überraschend um 3,9 Prozent auf den tiefsten Stand seit September 2023 fielen, gerät die chinesische Wirtschaft zunehmend unter Druck. Mit einem weltweit gestiegenen Handelsüberschuss von 97,44 Milliarden US-Dollar liegt China noch im Soll. Doch die schwachen Novemberzahlen könnten einen Vorgeschmack auf die kommenden Trump-Jahre bieten. Im Wahlkampf drohte Trump mit Strafzöllen auf chinesische Importe, um Chinas exportorientierte Überkapazitäten zu bekämpfen. Der amtierende US-Präsident Biden hatte bereits strengere Regeln für Importware aus China eingeführt – bis jetzt mit wenig Erfolg: Besonders der E-Commerce-Handel aus der Volksrepublik in die USA ist laut der chinesischen zivilen Luftaufsicht CAAC zwischen Januar und Oktober um 48,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen – auf 2,93 Millionen Tonnen Fracht und Post.
Auch in der EU macht sich seit einigen Jahren die aggressive Exportpolitik aus China bemerkbar. Zuletzt verstärkt durch die Dumping-Onlineplattformen Shein und Temu, die Billigware ohne Zollbeschränkungen in den Schengenraum einführen konnten. Besonders hart trifft Chinas Exportstrategie derzeit die europäische Autoindustrie. Subventionierte Elektrofahrzeuge aus China fluten den Markt, was den Verdrängungswettbewerb verschärft. Die Billigmarke BYD kündigte kürzlich an, mit einer neuen Fabrik und flexibler Technologie verstärkt nach Europa zu expandieren.

Ausgleichszölle der EU auf chinesische Autohersteller – wer kooperiert, bekommt Rabatt
Als Reaktion auf die Dumping-Preise führte die EU im September Ausgleichszölle auf chinesische Elektroautos ein. Die Höhe der Abgaben variiert: Hersteller, die mit der EU-Kommission kooperieren, zahlen weniger (BYD: 17Prozent, Geely: 18,8; SAIC 35,3), während nicht kooperative Unternehmen mit bis zu 35,3 Prozent belegt werden. Ob die November-Schwäche Chinas ein erstes Anzeichen für die Wirksamkeit der Zölle ist, bleibt abzuwarten. Doch offenbart die Exportabhängigkeit durchaus auch Chinas Achillesverse. Während die Exporte in die EU leicht um 2,4 % stiegen, sanken die Importe deutlich: Deutschland (-10,8 %), Frankreich (-6,8 %) und Italien (-4,0 %) verzeichneten jeweils starke Rückgänge. Hält sich dieser Trend, könnte sich das EU-Handelsdefizit mit China vergrößern, was einerseits nicht zur politischen Entspannung rund um die Ausgleichszölle beitragen würde. Zumal die Chinesen kein Interesse daran haben dürften, dass Trumps USA und die EU eine gemeinsame Handelsfront gegenüber der Volksrepublik aufbauen.
Auf der anderen Seite deutet die geringe chinesische Nachfrage von europäischen Produkten auf wirtschaftliche Probleme im Binnenmarkt hin. Kurzfristig leidet zwar die EU darunter, doch der langfristige Effekt von fehlenden Investitionen in Technologie und Maschinen-Knowhow aus Europa bremst die Entwicklung Chinas aus. Die Frage ist, ob Chinas Unternehmen nicht investieren wollen oder können – bei den Wachstumsambitionen der Volksrepublik trifft wohl eher zweiteres zu.
Handel mit BRICS-Staaten bricht ein – Russland-Sanktionen wirken: Oder blufft China doch nur?
Zusätzlich beweisen die November-Zahlen, dass auch der Handel zu den BRICS-Staaten weitgehend stagniert. Einzige Ausnahme bildet die Exportbilanz mit Brasilien, die um 23, 5 Prozent stieg. Ansonsten macht sich speziell die fehlende Nachfrage von Rohstoffen innerhalb Chinas Wirtschaft bemerkbar, was neben der ohnehin schon rezessiven Baubranche auch andere Sektoren wie etwa die Lebensmittelbranche treffen dürfte. Im Handel mit Russland machen den chinesischen Firmen die Herausforderungen durch die sekundären Sanktionen des Westens Probleme – hier stiegen die Exporte „nur“ um vier Prozent.
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In Bezug auf die USA zirkuliert derzeit allerdings eine ganz andere Theorie: Diese besagt, dass China derzeit mit Absicht seine Importe senke, um sein eigenes Handelsdefizit gegenüber den USA zu verringern. Damit will sich die Volksrepublik eine bessere Verhandlungsposition für die Trump-Präsidentschaft sichern. So oder so, China steht unter Druck – und der Wind dürfte ab Januar sogar noch rauer werden.