Dominikanische Ordensfrauen aus drei Ländern starten Podcast: Prominente Gäste vor dem Mikrofon
„Mit anderen Worten“ heißt ein neuer Podcast, den die deutschsprachigen Dominikanerinnen ins Leben gerufen haben. Die Initiative entstand im Kloster Schlehdorf. Am Samstag (13. April) findet dazu eine Veranstaltung statt.
Schlehdorf – „Ich war die Unruhestifterin in dieser Angelegenheit“, sagt die Schlehdorfer Missionsdominikanerin Sr. Josefa Thusbaß und schmunzelt. Monatelang habe sie sich mit der Idee getragen, wie man die dominikanische Spiritualität der Öffentlichkeit vermitteln könnte. Zum einen, sagt Sr. Josefa, spielten Dialog und Austausch in der Geschichte des Ordens eine wichtige Rolle. „Heutzutage gilt das auch für Gespräche mit Menschen, die nicht mehr in der Kirche sind.“ Zum anderen wisse sie aus ihrer eigenen beruflichen Erfahrung als Leiterin der Realschule Schlehdorf, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit ist. So reifte in ihr der Gedanke, beide Seiten miteinander zu verknüpfen. „Dafür muss man auch mal neue Wege gehen.“
„Das Interesse an Spirituellem steigt in der Öffentlichkeit wieder an“
Rasch umgesetzt war die Idee allerdings nicht, und dass es ein Podcast werden würde, stand anfangs auch noch nicht fest. Sr. Josefa musste erst mal ihre eigenen Mitschwestern überzeugen, allen voran Provinzoberin Sr. Francesca Hannen. Doch die Idee keimte. Durch das Projekt „Zukunft Kulturraum Kloster“, in dem es um die Transformation von Klöstern geht, sind die Missionsdominikanerinnen mittlerweile bestens vernetzt. Und so wurde ein Workshop bei den Dominikanerinnen in Frankfurt/Main veranstaltet, den Ulrike Rose und Paula Oster – die beiden sind Inhaberinnen des Büros „kulturräume gestalten“ – begleiteten. Sie hatten zwei Referenten aus den Niederlanden eingeladen, die Theologen Manuela Kalsky und Paul Wennekes. Sie sind auf Projektarbeit zu religiösen Themen spezialisiert. „Wir haben viel diskutiert, was das Dominikanische ausmacht“, sagt Paula Oster. „Unsere Gespräche drehten sich aber auch um die gesellschaftlichen Nöte unserer Zeit, und wie wir die Menschen ansprechen können“, sagt Sr. Josefa. „Denn das Interesse an Spirituellem steigt in der Öffentlichkeit wieder an.“
Gespräch am Samstag in Schlehdorf
Sr. Josefa Thusbaß und Ulrike Rose von „Zukunft Kulturraum Kloster“ laden am Samstag, 13. April, um 17 Uhr zu einem Treffen im Cohaus ein, um über den Podcast zu sprechen. Man kann in die ersten Teile reinhören und diskutieren. Alle Interessierten sind eingeladen, Anmeldung ist erwünscht per Mail an post@zukunftkulturraumkloster.de.
Oberinnen waren sich einig: Wir machen das
Die Idee eines Podcasts in Form eines moderierten Gesprächs mit zwei Gästen reifte immer mehr – jemand aus dem Ordensleben und jemand „von außen“. Paul Wennekes schärfte den Schwestern ein, sich mit anderen dominikanischen Gemeinschaften zu vernetzen. „Denn wenn wir das nicht können, haben wir generell keine Kraft mehr für die Zukunft“, sagt Sr. Josefa.

Die Dominikanerinnen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bilden bereits eine Arbeitsgemeinschaft (AGOP). „Es ging darum, aus dem Feuer von Sr. Josefa ein Lauffeuer zu machen“, sagt Provinzoberin Sr. Francesca Hannen über das dann folgende Treffen auf Oberinnen-Ebene. Der Podcast sei insgesamt schon ein Kraftakt. „Da braucht man eine große Gruppe, die dahintersteht. Er soll ja insgesamt die Dominikanerinnen repräsentieren und nicht nur eine kleine Gemeinschaft.“
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Es bleibt ein Projekt ohne Männer
Bei dem Arbeitstreffen wurde diese Kraft dann mobilisiert – und über die Frage diskutiert, ob auch die Ordensbrüder mitmachen sollten. „Zunächst fühlte sich das wie eine Entlastung an“, sagt Sr. Francesca. Aber gleichzeitig sei die Sorge entstanden, dass dann die Frauen womöglich nicht mehr viel Raum einnehmen würden. Die Oberinnen entschieden sich, es ohne die Männer zu machen. „Ich glaube, das ist ganz wichtig, was unsere Zukunft anbelangt. Denn wie es in der Kirche generell ausschaut, ist uns allen ja bekannt.“
„Wollen über Dinge sprechen, die uns als Menschen berühren“
Das Projekt und seine Finanzierung bleiben also in der Hand der Dominikanerinnen in diesen drei Ländern. Mittlerweile haben sie die „AG Podcast“ gegründet. Paula Oster begleitet sie dabei, gemeinsam wird über Themen und Gäste diskutiert. „Wir wollen in dem Podcast über Dinge sprechen, die uns als Mensch berühren“, sagt Sr. Josefa. „Wir verstehen dies als unseren Beitrag zu den vielen Veränderungsprozessen, die unsere Gesellschaft jetzt durchläuft.“
Prominente Gäste in den ersten Talks
Als Moderatorin konnte Maja Ellmenreich gewonnen werden, die beim Deutschlandfunk unter anderem die Interview-Serie „Zwischentöne“ führt. Drei Folgen wurden mittlerweile in einem Studio in Köln aufgezeichnet. In Folge eins spricht Ellmenreich mit Sr. Klarissa Watermann und dem Sozialmediziner Gerhard Trabert über ihre Arbeit mit wohnungslosen und geflüchteten Menschen. Dabei geht es um Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und die Umsetzung in konkrete Taten. In Folge zwei sind die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann und Sr. Scholastika Jurt zu Gast, sie sprechen über Rituale und ihre zeitlose Bedeutung. In der dritten Episode tauschen sich Sr. Judith Moormann und der Schriftsteller John von Düffel über einfachen Lebensstil aus. „Alle Gäste, die wir angefragt haben, standen der Idee sehr aufgeschlossen gegenüber“, freut sich Sr. Josefa.
Fürs Erste sind insgesamt sechs Folgen geplant, weitere Themen sind zum Beispiel Resilienz und Konfliktfähigkeit. In einem der nächsten Gespräche ist Sr. Josefa zu hören.
Kostenlos abrufbar auf allen Podcast-Plattformen
Die Macherinnen sind zufrieden, wie es angelaufen ist: 1000 Einzelabrufe wurden schon verzeichnet, und das, obwohl der Podcast erst kurz vor Ostern zum ersten Mal erschienen ist. Man kann ihn auf allen Podcast-Plattformen kostenlos abonnieren. Derzeit wird noch am Social-Media-Auftritt auf Facebook, Instagram und Linkedin gearbeitet.
„Alleine hätten wir es nie im Griff, so etwas zu gestalten, und jetzt können wir mit den Personen verschiedenster Couleur, auch außerhalb der Kirche, zusammenzuarbeiten“, freut sich Sr. Josefa. „Das Anliegen, der Welt etwas zu schenken, ist bei allen da. Das ist das gemeinsame Ziel.“ Sr. Francesca definiert es so: „Empfangen ist das neue Senden.“
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