Altes Wiesseer Trachtenheim als Asylunterkunft: Idee stößt im Bauausschuss auf Skepsis

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Als Vereinsheim der Trachtler hat das Gebäude an der Söllbachtalstraße ausgedient. Ob es eine Zukunft als Flüchtlingsunterkunft hat, soll der Gemeinderat entscheiden. © Thomas Plettenberg

Das alte Wiesseer Trachtenheim an der Söllbachtalstraße steht leer, seit die Trachtler im Kurpark ihr neues Domizil bezogen haben. Nun steht der Vorschlag im Raum, das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Das stößt auf reichlich Skepsis.

Bad Wiessee - Unterkünfte für Geflüchtete fehlen im Landkreis an allen Ecken und Enden. Die Situation ist derart angespannt, dass Landrat Olaf von Löwis (CSU) erst dieser Tage einen Brandbrief an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann geschrieben hat. Darin beklagte der Landrat auch die Tatsache, dass es in vielen Landkreis-Kommunen heftige Widerstände gegen die Errichtung von Unterkünften gebe. Die Gemeinde Bad Wiessee war bislang eine Art Sonderfall: Sie hatte in erster Linie bei der Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten viel Eigeninitiative gezeigt und war in der komfortablen Lage, auf mehrere größere Übergangs-Quartiere zurückgreifen zu können. Das Ende dieser Situation scheint nun aber absehbar.

Vier Zimmer für acht Personen könnten im Trachtenheim entstehen

Die Verwaltung machte daher den Vorschlag, das ehemalige Trachtenheim an der Söllbachtalstraße zur Flüchtlingsunterkunft umzubauen. „Das ist ein ganz vernünftiges Gebäude“, sagte Bauamtsleiter Anton Bammer am Donnerstagabend (24. Oktober) in der Sitzung des Bauausschusses. Vier Zimmer zur Belegung mit maximal acht Personen könnten dort immerhin entstehen, dazu eine Gemeinschaftsküche mit Aufenthaltsraum sowie eine Dusche mit Vorraum und Waschbecken. Von außen würde sich das Gebäude nicht verändern, teilte Bammer mit. Die Nachbarbeteiligung für den Antrag auf Nutzungsänderung werde noch vorgenommen, kündigte der Bauamtsleiter an.

CSU-Gemeinderat hat mit Vorhaben „kein gutes Gefühl“

„Nachbarn“ war dann auch das Stichwort für CSU-Gemeinderat Kurt Sareiter. „In meinen Augen ist das eine sehr schwierige Angelegenheit“, sagte er zu dem vorliegenden Antrag. Bei dem Standort handele es sich um ein Wohnviertel, in dem einheimische Bürger Bad Wiessees seit Jahrzehnten wohnen würden. Das Trachtenheim sei dicht dran an diesen Wohnhäusern. „Das ist eine ganz große Nähe, ich habe da kein gutes Gefühl“, meinte Sareiter. Er werde dem so nicht zustimmen.

Dieser Argumentation könne er nicht ganz folgen, sagte Benedikt Dörder (SPD) mit Blick auf die Ausführungen seines Vorredners. Es gehe grundsätzlich einmal um Menschen, die hier untergebracht werden sollen. „In einem Mehrparteienhaus wohnt man auch nah beieinander“, sagte Dörder und wies auf das akute Problem der fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten hin.

Vor einer Entscheidung sollen die Nachbarn befragt werden

Während sich Peter Kathan (CSU) vollumfänglich der Meinung von Kurt Sareiter anschloss und zudem darauf hinwies, dass er die Belegung des Gebäudes mit acht Personen für problematisch halte, weil es bei derartiger Enge zu sozialen Spannungen kommen könnte, betrachtete CSU-Fraktionssprecher Florian Sareiter die Angelegenheit differenzierter. Er erinnerte zwar daran, dass die Gemeinde ursprünglich den Plan gehabt habe, das Areal mit dem Trachtenheim dem Kommunalunternehmen zuzuführen oder an eine einheimische Familie zu vergeben, sah aber auch die schwierige Situation bei der Unterbringung der Geflüchteten: „Das ist bitter und hart.“ Florian Sareiter schlug vor, zunächst die Nachbarn mit ins Boot zu holen. Sollten diese mit der Unterkunft einverstanden sein, könnte auch er sich für eine solch befristete Nutzung erwärmen, kündigte Sareiter an.

Johannes von Miller (Grüne) wies darauf hin, dass die Gemeinde gar keine große Wahl habe. Die Kommune müsse Wohnraum stellen, schließlich bekomme sie die geflüchteten Menschen zugewiesen. An Kurt Sareiter gerichtet, fragte Miller: „Welche Lage ist denn gut, um geflohene Menschen unterzubringen?“ Aufgrund der Erfahrungen, die Bad Wiessee bislang mit den Geflüchteten im Ort gemacht habe, zeigte sich Miller zuversichtlich, „dass das funktioniert“.

Bauausschuss lehnt Antrag zur Nutzungsänderung vorerst ab

Georg Erlacher (CSU), als Vorsitzender des Trachtenvereins mit dem Gebäude bestens vertraut, war ebenfalls der Meinung, dass es für acht Menschen eng werden könnte in dem Haus. Er schlug vor, das Thema bis zur nächsten Gemeinderatssitzung zurückzustellen und das Gesamt-Gremium entscheiden zu lassen. Zwischenzeitlich sollte sich die Gemeinde mit den Nachbarn abstimmen. So will Bad Wiessee nun auch vorgehen. Eine Abstimmung zum vorliegenden Antrag gab es trotzdem: Er wurde vom Ausschuss gegen die Stimmen Dörders und Millers vorläufig abgelehnt.

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