100 Jahre: Das Walchenseekraftwerk leuchtet

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Sprachen über die energiepolitische und wirtschaftliche Dimension des Kraftwerks: Klaus Engels (li., Direktor des Bereichs Wasserkraft Deutschland bei Uniper), Kochels Vize-Bürgermeister Thomas Eberl (re.) und Uniper-Wasserkraft-Sprecher Theodoros Reumschüssel. © arp

Mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm wird in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen des Walchenseekraftwerks gefeiert. Es gibt zahlreiche Vorträge, Führungen, Konzerte, eine Ausstellung und ein neues Buch von Helmut Renner.

Kochel am See – Am Freitag, 26. Januar, jährt es sich zum 100. Mal, dass das Walchenseekraftwerk erstmals Strom in das Netz des Bayernwerks lieferte. Noch heute sei das Kraftwerk „ein Meilenstein in der Geschichte Kochels“, sagte Zweiter Bürgermeister Thomas Eberl am Dienstag bei einer Pressekonferenz, zu der auch Klaus Engels, Direktor des Bereichs Wasserkraft Deutschland im Uniper-Konzern gekommen war. Für Engels ist es „unser schönstes und bedeutendes Kraftwerk“. Noch immer seien viele Originalteile erhalten. Deshalb sei der Bau „Nachhaltigkeit pur“. Engels erinnerte aber auch an die 17 Arbeiter, die auf der Baustelle ihr Leben ließen.

Engels: Bei Neuvergabe der Wasserrechte zu Kompromissen bereit

Dann kam er auf die heutige wirtschaftliche und politische Dimension zu sprechen. Das Kraftwerk sei das „Herzstück unseres Portfolios“. Der Uniper-Konzern möchte das Kraftwerk weiterhin betreiben. „Wir wollen investieren und ein zuverlässiger Partner sein“, sagte Engels mit Blick auf die laufenden Gespräche in Bezug auf die Neuvergabe der Wasserrechte 2030. Mit den Umweltschutzverbänden müsse man Kompromisse eingehen. „Von unserer Seite steht das Angebot zu großen Kompromissen.“ Die „rote Linie“ sei aber die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks.

Gemeinde beklagt fehlende Gewerbesteuer-Einnahmen

Vor Engels Erläuterungen hatte Vize-Bürgermeister Eberl auch über das Verhältnis der Gemeinde mit den Betreibern des Kraftwerks in den vergangenen Jahrzehnten gesprochen. Es habe „gute und schlechte Zeiten“ gegeben, „aber die guten überwiegen“. Als Problem nannte Eberl die fehlenden Gewerbesteuereinnahmen, weil Uniper eine europaweite Gewinn- und Verlustrechnung durchführen dürfe. Positiv sei hingegen, dass einheimische Unternehmen vom Betrieb profitieren könnten, und dass ein Teil der Wertschöpfung in der Region bleibe. Man sei mit dem Konzern in einem „intensiven Austausch“, etwa beim Unterhalt des Walchenseeufers als auch bei den Liegenschaften. „Wir freuen uns auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit“, so Eberl.

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Auf die Gewerbesteuer angesprochen, meinte Engels: „Das tut uns leid.“ Man sehe „Nachbesserungsbedarf“. Mit Ex-Bürgermeister Thomas Holz habe es deshalb viele Gespräche gegeben. Mit dem jetzigen „Stil der Zusammenarbeit“ blicke man positiv in die Zukunft. Aber: „Wir harren jetzt der Dinge, was sich die Behördenlandschaft überlegt, wie es mit dem Walchenseekraftwerkssystem weitergehen soll.“

Im Maschinenhaus stehen sieben Turbinen. Das Kraftwerk ist ein bedeutender Lieferant für die Deutsche Bahn. Von den rund 300 Millionen Kilowattstunden, die das Werk pro Jahr gewinnt, geht ein Drittel an die Bahn.
Im Maschinenhaus stehen sieben Turbinen. Das Kraftwerk ist ein bedeutender Lieferant für die Deutsche Bahn. Von den rund 300 Millionen Kilowattstunden, die das Werk pro Jahr gewinnt, geht ein Drittel an die Bahn. © arp

Am Wasserschloss leuchtet bald eine riesige 100

In der Nacht zu diesem Freitag wird erstmals die Zahl 100 auf dem Wasserschloss aufleuchten. Sie soll wie ein Stern über dem Jubiläumsjahr stehen. Mit jährlich 100 000 Besuchern ist das Kraftwerk ein Publikumsmagnet in der Region, und 2024 wird es sicherlich einen besonderen Ansturm geben. Am 5. Mai gibt es einen Tag der offenen Tür mit Auffahrten zum Wasserschloss, die ansonsten sonst nur wieder am 8. September (Tag des offenen Denkmals) möglich sind. Der kleine Aufzug entlang der Rohre würde einem täglichen Betrieb nicht standhalten, erklärte Pressesprecher Theodoros Reumschüssel.

Zahlreiche Vorträge

Die Fachvorträge finden teils im Besucherzentrum in Altjoch und teils in der Heimatbühne statt. Am 7. März und 26. September stellt der Kochler Helmut Renner sein neues, zwei Bände umfassendes Buch über die Geschichte des Kraftwerks vor. Historiker Peter Schwarz wird am 11. April über die Baugeschichte sprechen. Am 2. Mai berichtet der Unterwasserarchäologe und TerraX-Moderator Florian Huber von verborgenen Schätzen im Walchensee, und am 17. Oktober erklärt Jan Borgmann von der Glentleiten, wie vor 100 Jahren die Elektrifizierung des ländlichen Raums vonstatten ging. Am 7. November beleuchtet Wilhelm Füßl schließlich Oskar von Miller. Parallel dazu gibt es sieben Konzerte des „Musiksommers am Walchenseekraftwerk“, und ab April startet im Kochler Bahnhof eine Ausstellung über Bahnstrom, der im Kraftwerk produziert wird. Voraussichtlich im Juni will Ministerpräsident Markus Söder kommen.

Weitere Infos über alle Veranstaltungen online auf www.uniper.energy/de/walchenseekraftwerk

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