Klingendes Gesamtkunstwerk: Restaurierte Koulen-Orgel in Hausham feiert Jubiläum

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Großer Moment: Pfarrer Michael Mannhardt (r.) und Kirchenpfleger Josef Obermeier stehen im Oktober 2013 vor der frisch renovierten Koulen-Orgel. © Archiv TP

Seit zehn Jahren erfreut die Koulen-Orgel in der Haushamer Pfarrkirche wieder die Ohren der Gottesdienstbesucher. Ein Jubiläumskonzert erinnert an die erfolgreiche Restaurierung.

Hausham – Man stelle sich ein spätromantisches Gesamtkunstwerk vor, das an einer entscheidenden Stelle von ein paar modernen Pinselstrichen überzeichnet wird: In etwa dieses Schicksal drohte der Koulen-Orgel in der Haushamer Pfarrkirche St. Anton Ende der 1980er Jahre. Doch aus Geldmangel wurde die geplante Überarbeitung des nicht nur an Verschleißerscheinungen leidenden, sondern auch scheinbar aus der Zeit gefallenen Instruments nie umgesetzt. Dafür aber eine sorgsame Instandsetzung dank vieler privater Spenden, die der 2011 gegründete Orgelbauverein einsammelte. Das erfolgreiche Ergebnis bereichert die Akustik von St. Anton seit nunmehr zehn Jahren. Grund genug, das Jubiläum der neuen alten Koulen-Orgel mit einem Konzert am Samstag, 30. Dezember, würdig zu feiern.

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Orgel von Kirchenarchitekt geplant

Die Geschichte der Orgel beginnt mit dem Gotteshaus, in dem sie steht. Wie der Orgelbauverein mitteilt, wurde die Haushamer Kirche von 1908 bis 1912 im neubarocken Stil nach Plänen des Architekten Heinrich Hauberrisser erbaut. Das Besondere: Hauberrisser bezog die spätere Innenausstattung gleich mit ein. Bereits 1910 erhielt die renommierte Werkstätte Heinrich Koulen & Cie. den Auftrag zur Lieferung eines großen Orgelwerkes mit einem Umfang von 32 klingenden Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Ausführung übernahm Johann Heinrich Koulen, der durch seine herausragenden Neubauten im Straßburger Münster (1893), in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg (1903) – einem der aufsehenerregendsten Instrumente seiner Zeit – und später im Münster St. Martin in Landshut (1914) zu internationalem Renommee gelangt war. Die Gestaltung des Orgelprospektes oblag allerdings nicht – wie sonst üblich – dem Orgelbauer, sondern dem Kirchenarchitekt. „Sie ist damit integraler Bestandteil eines einheitlichen Gesamtkonzeptes des Kirchenraumes“, teilt der Verein mit. Aus einem Guss sei so ein Gesamtkunstwerk entstanden.

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Weil die spätromantische Stimmung in den 1980er Jahren aus der Mode gekommen war, sei damals angedacht worden, die notwendige Sanierung gleich mit einem Umbau zu verbinden. Doch wegen zu hoher Kosten blieb die Koulen-Orgel zunächst unrestauriert, ehe sie 1991 durch eine elektronische Orgel ersetzt wurde. Letztlich die Rettung des Instruments, das damit im Originalzustand erhalten blieb, betont der Verein.

Verein hilft bei Finanzierung

Gehäufte Störungen und Ausfälle der elektronischen Orgel waren – verbunden mit hohen Wartungskosten – der Grund für einen erneuten Anlauf ab 2009, die Koulen-Orgel wieder spielbar zu machen. Eine Modernisierung war da aber schon vom Tisch, da Experten dem Haushamer Pfeifeninstrument als Vertreterin des spätromantischen Orgelbaus in Süddeutschland eine herausragende, fast singuläre Bedeutung bescheinigt hatten.

Da die Kosten der Instandsetzung die Mittel der Pfarrei dennoch bei Weitem überstiegen, brachte sich der 2011 gegründete Verein in die Finanzierung ein. Mit Groß- und Kleinspenden, Fördermitteln sowie vielen Aktionen gelang es, eine Summe von 245 000 Euro aufzubringen und so die renommierte Firma Vleugels mit der 258 000 Euro teuren Maßnahme zu beauftragen. 2013 war die Instandsetzung erfolgreich abgeschlossen. Spenden sind jedoch weiter gefragt, betont der Verein, schließlich seien die laufenden Kosten für Wartungen, Stimmungen oder den Ersatz von Teilen am Spieltisch nach historischem Vorbild zu bestreiten. Neben Einzelspenden sind auch Mitgliedschaften oder die Übernahme von Patenschaften möglich.  

Jubiläumskonzert

Das zehnjährige Jubiläum der erfolgreichen Renovierung der Koulen-Orgel in der Haushamer Pfarrkirche St. Anton wird am Samstag, 30. Dezember, mit einem Jubiläumskonzert gefeiert. Neben der international renommierten Organistin Bernadetta Schlichting werden Mariia Herets (Violine) und Yurii Herets (Trompete) Werke von Johann Sebastian Bach, Joseph Haas, Alfred Schnittke, Franz Schmidt und anderen spielen. Der Eintritt zum Jubiläumskonzert ist frei, um Zuschuss für die Veranstaltung wird gebeten. Beginn ist um 17 Uhr.

sg

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