Nach Kritik an Plänen für Schlierseer Hof: Hoteliersfamilie legt Fakten auf den Tisch
Mit der Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative nimmt die Diskussion um den Neubau des Schlierseer Hofs weiter Fahrt auf. Höchste Zeit, alle Fakten auf den Tisch zu legen, findet die Hoteliersfamilie.
Schliersee – Gesprächsthema im Ort ist der geplante Neubau des Schlierseer Hofs schon länger. Mit der Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative nimmt die Diskussion weiter Fahrt auf. Höchste Zeit, alle Fakten auf den Tisch zu legen, findet die Hoteliersfamilie de Alwis. Bei einem Pressegespräch gab sie nun einen umfangreichen Einblick in das 55-Millionen-Euro-Projekt.
Die Beschwerden der Gäste häufen sich im Schlierseer Hof. Sie zu entkräften, fällt Familie de Alwis zunehmend schwer. Dass das einzige Wellnessangebot eine kleine Sauna ist, sei bei schlechtem Wetter eben schwer zu vermitteln, sagt Sohn Marcel de Alwis. Die Konsequenz spüren die Hoteliers bereits in den Zahlen: Um 10,5 Prozent seien die Übernachtungen von 2022 auf 2023 gesunken, vor allem die Nebensaison breche ein. Auf eine Trendwende hofft die Familie nicht mehr. „Es macht keinen Spaß mehr“, seufzt de Alwis.
Er kehrte von seinen Stationen im In- und Ausland 2021 in den elterlichen Betrieb zurück, um einen bereits vor 18 Jahren überlegten Plan wieder aufzugreifen: einen baulichen Neustart des Hotels. Man beauftragte das Team Kirchmayr Architekten, suchte früh das Gespräch zum Bürgermeister, betont Walter de Alwis. Die generell zustimmenden Signale aus dem Gemeinderat mündeten Ende Januar 2023 in einen positiven Beschluss mit 14:5 Stimmen. „Das war für uns der eigentliche Startschuss“, sagt Projektsteuerer Daniel Bleierer. Um alle für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit städtebaulichem Vertrag relevanten Punkte zu klären, gingen die Planer in einem Vorverfahren mit mehreren Gutachten in Vorleistung.
Doch dann kam etwas, was die Familie laut eigener Aussage in keiner Weise auf dem Schirm hatte: die Unterschriftensammlung der neu gegründeten Bürgerinitiative „Nein zum Megahotel Schlierseer Hof“ (wir berichteten). „Wir waren schockiert“, erzählt Walter de Alwis. „Du denkst, du machst was Schönes für deine Heimat, und dann kommt so was.“ Da man keine Spaltung in der Bevölkerung wolle, entschied sich die Familie zunächst, stillzuhalten. Angesichts vieler Gerüchte habe man sich nun aber entschieden, die Öffentlichkeit proaktiv über die Fakten zum Neubau des Schlierseer Hofs zu informieren. „Wir lassen die Hosen runter“, gibt Walter de Alwis beim Pressegespräch unumwunden zu.
Finanzierung & Marktumfeld
Das gilt auch fürs Geld. 55 Millionen Euro wird das Projekt letzten Schätzungen zufolge kosten. Die Finanzierung sei über drei regionale Banken gesichert. Und ja, man hätte es auch leichter haben können, betont de Alwis. Mehrfach habe man in den vergangenen Jahren Angebote von interessierten Investoren bekommen. „Da wären wir über mehrere Generationen finanziell gut versorgt gewesen.“ Dennoch habe man sich entschieden, den Neubau selbst durchzuziehen. „Wir wollen hierbleiben, haben keinen Plan B“, versichert de Alwis. Im aktuellen Zustand habe der Schlierseer Hof aber keine Zukunft.
Die letzte Renovierung des 46-Zimmer-Hauses mit seinen 25 bis 55 Mitarbeitern war 1992, jede weitere Investition in den Bestand wäre wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, erklärt Marcel de Alwis. Er war viel in der Welt unterwegs und weiß, worauf es seiner Generation ankommt: „Die Leute wollen besondere Erlebnisse, und dafür zahlen sie auch.“ Das Luxussegment wachse, der Low-Budget-Bereich werde ebenfalls sein Klientel behalten. Die Mitte jedoch werde verlieren – und dazu zähle der Schlierseer Hof aktuell. Zumal man sich dem internationalen Wettbewerb nicht entziehen könne.

Meine news
Ausstattung & Angebote
Dennoch habe man eine Vision auf Basis der „Schlierseer Werte“ entwickelt. „Wir wollen kein Dubai, Mykonos oder Bali“, versichert Marcel de Alwis. So sollen auf fünf Etagen über dem Erdgeschoss und der Tiefgarage 116 Zimmer, zwei Restaurants (asiatisch à la carte mit 70 Plätzen, „Seetheater“ mit 200 Plätzen), ein Wellnessbereich mit Behandlungsräumen, Tagungssäle und eine Markthalle mit lokalen Produkten entstehen. Vieles davon soll auch von externen Gästen genutzt werden können, selbstverständlich bleibe auch der öffentliche Gastgarten erhalten. „Die besten Hotels sind die, in die auch die Einheimischen gerne reingehen“, weiß Bleierer.
110 Mitarbeiter sollen im neuen Schlierseer Hof Beschäftigung finden. Bei einer Jahresauslastung von mindestens 70 Prozent sollen rund 52 000 Übernachtungsgäste der Gemeinde eine Kurtaxe von mindestens 104 000 Euro einbringen. Hinzu kämen Steuergelder für neue Investitionen, eine Steigerung der Kaufkraft und damit eine Wiederbelebung des gesamten Ortes inklusive mehr Vielfalt an Freizeit-, Gastronomie- und Einzelhandelsangeboten. „Potente Hotelgäste, die Geld ausgeben“, würden Schliersee mehr nutzen als Tagesausflügler – und dazu beitragen, den Ort „aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“, so Bleierer.
Abmessungen & Gestaltung
Besonders wichtig sind der Familie aber die baulichen Fakten, die die Bürgerinitiative als Hauptargument für ihre Ablehnung ins Feld führt. Zur mit am meisten umstrittenen Frage nach der Größe betont die Familie, dass man das Projekt bereits drei Mal verkleinert habe. Aus 143 seien 116 Zimmer geworden. Die Firsthöhe von knapp 24 Metern sei 4,72 Meter niedriger als in der ersten Fassung und bleibe damit auch zwei Meter unter dem First der Kirche St. Sixtus. Die Länge entlang der Straße von 83,70 Metern liege nur 23 Prozent über dem Bestand, wobei sich die Geh- und Radwegsituation durch die Entschärfung der Engstelle beim Siebzehnrübl sogar verbessern werde. Das per Dienstbarkeit genutzte Gemeindegrundstück auf dem Parkplatz sei auch jetzt schon versiegelt. Holzelemente in Form von Wassertropfen sowie viel Pflanzengrün würden die Fassaden auflockern.
Eine weitere Verkleinerung, betont Walter de Alwis, würde das Aus des Projekts bedeuten. Schon jetzt habe man die Zimmer zentimeterweise bis ans Minimum geschrumpft, ergänzt Bleierer. Ein Hotel sei immer ein ortsbildprägendes Gebäude. Die jetzige Anzahl sei die unterste Grenze, um noch wirtschaftlich arbeiten zu können. „Als einheimische Familie, nicht als externe Investoren“, stellt Marcel de Alwis klar.
Ablauf & Bauzeit
Von einem möglichen Bürgerentscheid will sich die Familie nicht entmutigen lassen. So spricht Projektsteuerer Bleierer von einer „Seitwärtsbewegung“. Man sei nach wie vor auf Kurs und „sauber unterwegs“. Sobald man Klarheit habe, werde man weiterplanen und das Hotel in einer Bauzeit von maximal zwei Jahren fertigstellen. Vom Bürgermeister und den Gemeinderäten, die dem Projekt mehrheitlich zugestimmt haben, wünscht sich Walter de Alwis mehr Unterstützung und Überzeugungsarbeit. Um selbst in die Offensive zu gehen, plane man Informationsveranstaltungen und habe eine eigene Internetseite für das Projekt aufgesetzt. Der Titel: „Zukunft Schlierseer Hof“.
sg