Schlierseer Hof: Bürgerinitiative will 800 Unterschriften gegen Neubau sammeln
Zu hoch, zu lang, zu dominant: Die Dimension des geplanten Neubaus des Schlierseer Hofs erhitzt die Gemüter vieler Bürger. Jetzt ist die Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren angelaufen.
Schliersee – Schon der Titel zeigt, worum es der neu gegründeten Bürgerinitiative (BI) geht: „Schliersees Schönheit bewahren – kein Megahotel am See“, haben BI-Sprecher Alexander von Schoeler und seine Mitstreiter ihre Unterschriftenlisten überschrieben. Man wende sich also nicht generell gegen eine Renovierung oder einen Neubau des Schlierseer Hofs, betont Schoeler. Lediglich mit der Dimensionierung im derzeitigen Entwurf, für den der Gemeinderat bekanntlich mehrheitlich die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans beschlossen hat, sei man nicht einverstanden. Deshalb fordere man die Gemeinde auf, das Verfahren so nicht weiterzuführen. Ein Neustart habe nur unter zwei Bedingungen zu erfolgen: das im Eigentum der Gemeinde befindliche Grundstück aus Parkplatz und Seepromenade dürfe nicht bebaut und die maximale Höhe des Neubaus müsse auf die des fast um die Hälfte niedrigeren Bestands begrenzt werden.
Ihre Kritik an der geplanten Größe des neuen Hotels verdeutlichen die Sprecher der BI anhand von Vergleichen mit anderen ortsbildprägenden Gebäuden in Schliersee. So überrage die maximale Firsthöhe von 23,99 Meter das Kirchenschiff von St. Sixtus um sechs Meter und sei fast doppelt so hoch wie die Vitalwelt. In Kombination mit der 90 Meter langen, durchgehenden Fassade parallel zum Seeufer sowie einer nahezu vollständigen Überbauung des Grundstücks werde der neue Schlierseer Hof „wie ein überdimensionierter Fremdkörper wirken sowie Ufer und Ortsbild von allen Seiten beherrschen“.
„Gesichtsloser Hotelklotz würde Schliersee prägen“
Eine Eingliederung in das umgebende Ensemble aus alleine vierzehn Baudenkmälern sei auch architektonisch ausgeschlossen. „Nicht mehr die Kirche würde Schliersee prägen, sondern ein gesichtsloser Hotelklotz“, fürchtet die BI. Zudem bestehe die Gefahr, hier einen Präzedenzfall für weitere Bauvorhaben zu schaffen: „Heutige Bausünden machen das Tor auf für weitere“, ist die BI überzeugt.
Da die Bebauung bis in den Grünstreifen am See hineinreiche, gehe obendrein frei zugänglicher öffentlicher Raum verloren, schreiben die Initiatoren der Unterschriftensammlung. Auch der frei zugängliche Biergarten am See sei Geschichte. Obendrein sieht die BI „massive Bauschäden“ auf die umliegenden Häuser zukommen, da der Untergrund im Umfeld des Grundstücks aus „stark rutschgefährdetem Seeton“ bestehe. Durch die Versiegelung steige zudem die Überflutungsgefahr, weil das Angebot des Bauwerbers, bei Hochwasser die Tiefgarage des Hotels zu fluten, „gänzlich unrealistisch“ sei.
Da das Bebauungsplanverfahren bereits einige Zeit läuft, will die BI die für ein Bürgerbegehren erforderliche Unterschriftenzahl von zehn Prozent der Einwohner Schliersees bis Mitte Januar beisammen haben. Um einen Puffer zu haben, liege das selbst erklärte Ziel bei mindestens 800 Unterzeichnern, erklärt Schoeler. Listen würden in Kürze an verschiedenen Orten in der Marktgemeinde ausliegen, Informationen gebe es zudem auf der Internetseite www.buergerentscheid-schliersee.de.
Dass der Neubau in der vorgelegten Form auch im Schlierseer Gemeinderat nicht unumstritten ist, zeigte sich nicht nur an den Gegenstimmen, sondern nun auch beim Blick auf die Liste der BI-Sprecher: Die drei Stellvertreter von Schoeler, Alexander Geiger und Martina Pomper sind Max Leitner (Die Schlierseer), Horst Teckhaus (PWG) und Babette Wehrmann (Grüne), also allesamt aktive Mandatsträger. Schoeler selbst ist nicht kommunalpolitisch aktiv, zumindest nicht mehr: Bis 2022 saß er für die Grünen im Gemeinderat Rottach-Egern, schied hier allerdings wegen seines Wohnortwechsels nach Schliersee aus.
Bürgermeister sieht Gemeinde als Moderator
Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer überrascht die Gründung der Bürgerinitiative nicht – im Gegenteil. Er habe sogar darum gebeten, damit nicht bis kurz vor dem Satzungsbeschluss zu warten. Es habe keinen Sinn, Kosten mit offenem Ausgang zu produzieren. So werde die Gemeinde das Verfahren nicht weiter vorantreiben und damit auch den Bebauungsplanentwurf nicht öffentlich auslegen, bis das Ergebnis eines möglichen Bürgerentscheids feststehe. Ein Ratsbegehren pro Schlierseer Hof werde es dabei nicht geben, macht Schnitzenbaumer klar. Er sehe die Gemeinde hier in der Rolle des Moderators: „Wir werden diesen demokratischen Prozess sachlich begleiten.“
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sg