„Das ist unser Tag“: 150 Gäste und ein voller Saal beim Landfrauentag in Beuerberg

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Grüß Gott: Vize-Kreisbäuerin Christine Oswald begrüßte die rund 150 Landfrauen und Ehrengäste im Beuerberger Gasthaus zur Mühle. © Sabine Hermsdorf-Hiss

150 Gäste fanden sich zum Landfrauentag im Beuerberger Gasthaus zur Mühle zusammen. Das Fazit: In Krisenzeiten ist positives Denken nötig

Eurasburg – Soll man über Politik reden oder das Beisammensein genießen? Der Landfrauentag im Beuerberger Gasthaus zur Mühle am Freitagnachmittag zeigte, dass man beides vereinen kann. Nach einem Gottesdienst und Sektempfang füllten 150 Landfrauen und zahlreiche Gäste im Festsaal, um gemeinsam den Ehrentag der Bäuerinnen zu begehen.

„Themen, die aufregen und zum Diskutieren einladen, gibt es genug“, stellte Vize-Kreisbäuerin Christine Oswald im Saal des Gasthauses zu Beginn fest. Sie führte stellvertretend für Kreisbäuerin Ursula Fiechtner durch den Nachmittag. „Aber heute wollen wir Landfrauen das außen vorlassen. Das ist unser Tag. Und den wollen wir so richtig genießen“, begrüßte sie die Festgemeinde nach einem Stück des Musik-Trios „G’freit mi“.

War Oswalds Rede kurz und betont unpolitisch, holte Peter Fichtner, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), weit aus und sprach über die große und kleine Politik. Erst am Mittwoch diskutierte er wie berichtet persönlich mit der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze – und berichtete beim Landfrauentag von dem Treffen am Badehaus in Waldram. Das Gespräch sei „perfekt gelaufen“ – bis bei Schulze das „Politiker-Gen“ die Führung übernommen habe. Auf Fichtners Frage, wer denn verantwortlich sei für die Misere, gab sie nach Meinung des BBV-Kreisobmanns eine nur ungenügende Antwort. Fichtner zitierte die Grünen-Politikerin aus dem Gedächtnis: „Schuld sind immer die Anderen.“

Landfrauentag Spendenübergabe
Schecks aus den Erlösen des Baiernrainer Dorfherbstes und des Glentleitner Christkindlmarkts wurden am Freitag beim Landfrauentag übergeben. Das Foto zeigt (v. li.) Maria Lidl (Vize-Kreisbäuerin aus Weilheim-Schongau), Bernhard Schilcher (Bürgermeister in Bad Bayersoien), Stefan Fadinger (Bürgermeister in Gaißach), Dorfherbst-Organisatorin Annelies Huber (Benediktbeuern/Bichl), Christine Oswald (Vize-Kreisbäuerin) und Kreisobmann Peter Fichtner. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Mit der Schuldfrage für die Krisen dieser Zeit beschäftigte sich Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) weniger. Er vertrat Landrat Josef Niedermaier, der „unseren Landkreis aktuell in einem Bonner Konferenzraum der Telekom vertritt. Bei uns gibt es leider noch einige Funklöcher.“

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Der Beuerberger Koch hat den Eindruck, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt an einigen Ecken bröckelt – lieferte aber einen vagen Lösungsansatz. „Wir müssen die Gesellschaft von unten neu gestalten“, betonte der Grünen-Landrat. „Dafür ist positives Denken nötig. Ihr Landfrauen habt genau das, nehmt Dinge selber in die Hand. Wir brauchen Leute wie euch, die einfach sagen: ,Packen wir’s an.’“

Eigeninitiative und Ehrenamt hätten allerdings schon bessere Zeiten gesehen, urteilte Kreisbauer Fichtner. Das Kernproblem sei die Bürokratie. „Sie hat einen stärkeren Selbsterhaltungstrieb als der Mensch.“ Annelies Huber bekräftigte Fichtners Aussagen. Von „Regeln, Auflagen und diktierten Rahmenbedingungen“ fühle man sich schnell erschlagen. Die Landfrau organisierte federführend den Dorfherbst in Baiernrain – mit durchschlagendem Erfolg. Vergangenes Jahr kamen beim Markt 11 000 Euro an Spenden zusammen. Vize-Kreisbäuerin Oswald dankte Huber für deren Engagement mit einem Blumenstrauß. „Wenn wir nicht optimistisch wären, müssten wir aufhören“, sagte Huber. „Ohne so viele Idealisten würde das alles nicht funktionieren.“

Idealismus sei lobenswert, Ideologien jedoch nicht, betonte der Hausherr und Gastgeber des Landfrauentags, Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl. „Auch wenn man sich als Landwirt vielleicht näher an der Wahrheit verortet“, müsse man Nachsicht mit denjenigen zeigen, „deren Informationsquelle allein das Internet ist. Aber es soll ja ein schöner Tag werden, deswegen höre ich jetzt damit auf“, sagte der Rathauschef, bevor sich der nächste Programmpunkt anschloss: fröhliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen.

Besonders gut war die Stimmung im Saal nicht nur, weil Sappl sein Versprechen hielt und alles Politische damit beendet war. Sondern auch, weil die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen die Kosten für das gemeinsame Kaffeekränzchen übernahm.

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