Stadt kaufte denkmalgeschützte Apotheke: Sanierung wird mutmaßlich Millionen kosten

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Wolfratshausen

KommentareDrucken

Das Inventar der ehemaligen Happschen Apotheke in der Wolfratshausen Altstadt ist ein sogenannter integraler Bestandteil des denkmalgeschützten Gebäudes. © Archiv

Der Vorstoß der „Fairtrade“-Gruppe hat im Wolfratshauser Stadtrat eine Debatte ausgelöst: Was soll mit der ehemaligen Happschen Apotheke geschehen, die die Kommune vor knapp acht Jahren kaufte?

Wolfratshausen – Die ehemalige Happsche Apotheke in der Altstadt ist ohne Zweifel ein Kleinod. Doch die leer stehende Immobilie, die die Stadt vor knapp acht Jahren kaufte, ist mit Blick auf eine Nutzung äußerst problematisch. Das Gebäude genießt Denkmalschutz, das historische Inventar „ist integraler Bestandteil des Denkmals“, sagte Sabine Trinkl, Leiterin des Rathausreferats Planen und Umwelt, in der Stadtratssitzung am Dienstagabend. Somit war es keine große Überraschung, dass das Gros der Räte einen Antrag der Steuerungsgruppe „Faitrade“ zwar ausdrücklich begrüßte – ihn aber nicht per Beschluss befürwortete.

Stadt Wolfratshausen kaufte denkmalgeschützte Apotheke: Sanierung wird mutmaßlich Millionen kosten

Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) und SPD-Stadträtin Ingrid Schnaller sind Mitglieder der Steuerungsgruppe, die sich für den Kauf fair gehandelter Produkte stark macht. Seit 2019 trägt die Flößerstadt den Titel „Faitrade Town“. In diesem Kontext beantragte Heinloth, das Erdgeschoss der alten Apotheke am Untermarkt zu sanieren und dem Verein „Eine Welt“ als „Fairtrade“-Laden „zu überlassen“. So könnte zumindest ein Teil der Immobilie „sinnvoll“ genutzt werden – und der Verein könnte vom Standort gegenüber der städtischen Musikschule ins Zentrum ziehen. Das würde den Umsatz mutmaßlich beflügeln. Ganz wichtig: Die ehemalige Happsche Apotheke würde nach jahrelangem Dornröschenschlaf „endlich angepackt“, sagte Heinloth. Denn dauerhafter Leerstand „ist nicht gut für die Bausubstanz“.

Vize-Bürgermeister rechnet mit zwei bis drei Millionen Euro für Sanierung

„Das ist eine gute Idee“, stellte Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) fest. Doch eine Sanierung, so der Handwerksmeister, werde „mehrere hunderttausend Euro“ kosten. In selbe Horn stieß Zweiter Bürgermeister Günther Eibl (CSU) – ebenfalls Handwerksmeister. Er erinnere sich an eine Begehung der ehemaligen Apotheke, die ihm vor Augen geführt habe, dass eine Sanierung ein „unvorstellbares Investment“ bedinge. Mit zwei bis drei Millionen Euro „ist sicherlich zu rechnen“. Eibl wies wie zuvor Kugler auf die angespannte Haushaltslage der Kommune hin. Er halte es für ratsam, vor der Beschlussfassung „einen Schritt zurückzugehen“, um zunächst „einen realistischen Schritt zu gehen“. Der Vize-Bürgermeister plädierte für eine „Bestandsaufnahme“. Dann müsse in Sachen Sanierung und Nutzung die Frage beantwortet werden: „Machen wir es selbst“ – oder übertrage man die Aufgabe wie beim ehemaligen Vermessungsamt neben dem Rathaus einem Investor?

Alle Nachrichten aus Wolfratshausen lesen Sie hier.

Die Nutzung als „Faitrade“-Laden sei eine „wunderbare Idee“, meinte Dr. Ulrike Krischke (BVW). Doch nur das Erdgeschoss renovieren? „Da bin ich skeptisch“, von einer „hemdsärmeligen Sanierung“ halte sie nichts. „Wir müssen das Gebäude im Ganzen betrachten“, sagte Krischke, „was kommt da auf uns zu?“ Auf jeden Fall, ergänzte Rathausmitarbeiterin Trinkl, „müssen wir erstmal mit der Denkmalschutzbehörde sprechen“.

Was wollen wir mit der Immobilie machen, können wir uns die Sanierung leisten – gibt es Alternativen?

Auch Dr. Patrick Lechner (FDP) hielt angesichts ungewisser Sanierungskosten einen Beschluss für „verfrüht“. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wies darauf hin, dass unter anderem „die komplette Haustechnik“ erneuert werden müsse. Andernfalls finde sich kein Gebäudeversicherer. Heilinglechner mahnte zur Vorsicht: „Was wollen wir mit der Immobilie machen, können wir uns die Sanierung leisten – gibt es Alternativen?“

Dritte Bürgermeisterin zieht Antrag schließlich zurück

Grünen-Stadtrat Hans-Georg Anders wollte die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Er verwies auf das Klein-Anwesen an der Bahnhofstraße. Hier habe die Stadt nur das Erdgeschoss saniert, das inzwischen eine Außengruppe des Integrativen Kinderhorts Wolfratshausen beherbergt. Der Vergleich hinke, so Rathauschef Heilinglechner: „Im Klein-Anwesen gab’s keine denkmalgeschützte Inneneinrichtung.“

Schließlich zog Heinloth den Antrag zurück. Nun greife ein Beschluss aus dem Jahr 2018, stellten Heilinglechner und sein Stellvertreter Eibl fest. Die ehemalige Happsche Apotheke wird einer „Untersuchung“ unterzogen – und dem Stadtrat anschließend eine erste grobe Schätzung der Sanierungskosten präsentiert. (cce)

Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Auch interessant

Kommentare