Verena Hehne ist Haussitterin. Während Leute in den Urlaub fahren, kümmert sie sich um deren Anwesen. „In erster Linie geht es den Leuten darum, dass ihr Zuhause weiter bewohnt wirkt“, sagt die 39-Jährige.
Egling - Verena Hehne fährt in fremde, leer stehende Häuser. Dort angekommen, zieht sie die Rollläden hoch, bringt den Müll raus und füttert die Katze. Was im ersten Moment verwirrend klingt, ist typischer Arbeitsalltag der 39-Jährigen. Die Neufahrnerin ist eine Haussitterin: Während die Leute in den Urlaub fahren, kümmert sie sich um deren Anwesen.
Haussitterin Verena Hehne passt auf leere Häuser auf - „Hat sich einfach ergeben“
Eigentlich ist Hehne gelernte Köchin. „Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf die Gastronomie“, erzählt sie. Im Jahr 2017 machte sich die gebürtige Augsburgerin nebenberuflich selbstständig. In ihrem Unternehmen „Kochen und mehr“ bot sie sich fortan als eine Art mobile Haushaltshilfe und Köchin an. Das Geschäft lief gut an.
2019 fokussiert sich die Neufahrnerin hauptberuflich darauf. „Das Thema Haussitting hat sich einfach ergeben“, erzählt die 39-Jährige. „Irgendwann fragte mich ein Kunde, ob ich mich während seines Urlaubs um sein Haus und seinen Garten kümmern kann.“
In erster Linie geht es den Leuten darum, dass ihr Zuhause weiter bewohnt wirkt.
Inzwischen schaut sie regelmäßig in verwaisten Gebäuden und Gärten nach dem Rechten, vor allem in der Ferienzeit. Ihr Einsatzgebiet geht über den Landkreis hinaus, reicht bis in den Süden von München, von der Dreizimmerwohnung bis zur herrschaftlichen Villa. „In erster Linie geht es den Leuten darum, dass ihr Zuhause weiter bewohnt wirkt“, erklärt die 39-Jährige. Gerade zum Schutz vor Einbrechern.
Job als Haussitterin: Verena Hehn schätzt ihre großen Freiheiten besonders
Doch warum extra einen Dienstleister engagieren, anstatt Freunde, Familie oder Bekannte um einen Gefallen zu fragen? „Manche wollen die Nachbarn nicht in ihren eigenen vier Wänden haben, andere möchte ihre Freunde und Bekannte nicht damit belästigen“, weiß Hehne. „Ich bin neutral, quasi eine Fremde.“ Aber eben nur fast. Kennt Verena Hehne die Hausherrn noch nicht, stellt sie sich im Vorfeld persönlich vor. „Das muss man sich wie eine Art Bewerbungsgespräch vorstellen.“
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Ein bisschen stolz bin ich schon auf das Vertrauen, das mir die Hausherren entgegenbringen. Sie vertrauen mir alle ihr Zuhause an.
Für beide Parteien gleicht der erste Auftrag im Endeffekt einem Sprung ins kalte Wasser. Apropos Sprung: Den erlebt die Neufahrnerin auch, wenn sie in ein neues Anwesen kommt. Für jedes braucht sie eine gewisse Eingewöhnungszeit. „Betrete ich zum ersten Mal ein leeres Haus, fühlt sich das immer etwas seltsam an“, gesteht sie.
Das spiegelt sich zum Teil an ihrer Arbeitsweise wider. „Einmal kam ich in einen Haushalt mit einem schicken Marmorboden. Den habe ich am Anfang sehr, sehr vorsichtig geputzt, aus Angst, etwas kaputtzumachen“, erzählt sie und lacht.
Herausforderungen für eine Haussitterin: Kein Haushalt ist gleich, jede Familie tickt anders
Eine weitere Haussitter-Herausforderung: Kein Haushalt ist gleich. Jede Familie tickt ein wenig anders, hat ihre ganz eigenen Vorstellungen, Wünsche und Anforderungen. Gleichzeitig schätzt Verena Hehne die daraus entstehenden Freiheiten an ihrem Beruf besonders: „Ich bin allein, kann mir die Arbeit genauso einteilen, wie ich will“, schwärmt Hehne. „Außerdem habe ich durch das Haussitting zum Beispiel mal für eine Woche einen richtig schönen Garten“, ergänzt sie und lacht.
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Die Kosten für das Haussitting hängen von unterschiedlichen Faktoren ab, etwa der Art der Aufgaben und dem Zeitaufwand. „Am Tag startet der Preis bei 25 Euro“, so Hehne.
Zum Ende eines jeden Auftrags wird sie mit einem besonderen Moment belohnt: Die Menschen wissen Hehnes Arbeit zu schätzen und freuen sich, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen und daheim alles in Ordnung ist. „Ein bisschen stolz bin ich schon auf das Vertrauen, das mir die Hausherren entgegenbringen. Sie vertrauen mir alle ihr Zuhause an“, sagt Verena Hehne. „Genau das treibt mich an.“ kof