Holzkirchen: Klares Votum für Lärmschutz mit Radlweg - Trotz enormer Kosten
Darf ein Geh- und Radweg auf einer Strecke von gut 100 Metern 235 000 Euro kosten? Ja, weil er dem technischen Regelwerk entsprechen soll, findet die Mehrheit im Holzkirchner Marktgemeinderat.
Holzkirchen – Um den neuen Erweiterungsbau der Kita Kinderland vor Verkehrslärm zu schützen, baut die Marktgemeinde Holzkirchen an der Rosenheimer Straße eine knapp 60 Meter lange und 2,70 Meter hohe Lärmschutzwand. Parallel zur Straße soll außerdem der Geh- und Radweg verlängert werden, der aus Richtung Föching kommend bisher vor dem Ortseingang endet. Doch just an diesem gut 100 Meter langen Teilstück entbrannte in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine hitzige Diskussion.
235 000 Euro sind für den Bau des Wegs veranschlagt, was Josef Sappl sen. an einen Schreibfehler glauben ließ, wie er aufgebracht erklärte. In Bezug auf den teuren Unterbau fragte Sappl: „Muss ich einen Radlweg so auskoffern, als würden da Panzer drüberfahren?“ Er halte es für „untragbar“, so viel Geld dafür auszugeben.
Ein Mitarbeiter der Verwaltung hatte zuvor erklärt, wegen der darunterliegenden Geothermieleitungen sei der Unterbau teurer; man halte sich aber an das technische Regelwerk. Dass der Unterbau teurer werde, obwohl wegen der Leitungen nicht so tief gegraben werden kann, sorgte bei Sappl sen. für Unverständnis.
Grundstück mit Kita-Erweiterung voll ausgenutzt
Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) argumentierte indes, die Gemeinde könne nicht sehenden Auges vom Regelwerk abweichen. „Wir versuchen hier im Haus, ordentlich zu bauen“, betonte er. Und: „Hier sitzt ein geborener Halbschwabe, der mit Geld umzugehen weiß.“
Simon Ammer (SPD) teilte diese Meinung. „Ja, da zieht’s einem die Schuhe aus“, fasste er in Bezug auf die Kosten zusammen, die sich mit Lärmschutzwand (100 000 Euro) und Nebenkosten (51 500 Euro) auf 386 500 Euro summieren. Früher habe man dafür eine viertel Kita bekommen, meinte er. Jedoch brauche die Gemeinde den Weg und die Lärmschutzwand. Er sehe deshalb keine Möglichkeit, den Bau sein zu lassen. Weil auch Ammer „nicht sehenden Auges pfuschen“ wollte, erklärte er: „Wir müssen diese Kröte schlucken – auch wenn es eine teure Kröte ist.“ Robert Wiechmann (Grüne) erinnerte zudem daran, dass die Lärmschutzwand auch dem Umstand geschuldet sei, dass das Grundstück optimal ausgenutzt werde.
Baustart im Mai erwartet
Damit die Kinder auf der anderen Seite der Wand nicht vor grauem Beton stehen, soll auf den Sockel ein Holzgerüst aufgesetzt werden, das auch begrünt werden kann, wie Michael Wohlschläger (CSU) erfragte. Für diese weitere Gestaltung sind 16 500 Euro eingeplant; auch eine Bemalung durch die Kinder selbst wäre aber möglich.
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Trotz der hohen Kosten fand sich am Ende der Diskussion eine breite Mehrheit für den Bau der Lärmschutzwand und des Geh- und Radwegs. Mit je zwei Gegenstimmen genehmigte das Gremium erst die Entwurfsplanung, ermächtigte Schmid dann zur Beauftragung weiterer Ingenieurleistungen und beauftragte die Verwaltung mit dem Vergabeverfahren für den Bau selbst. Die Bauverträge darf Schmid selbst abschließen, sofern sie nicht mehr als 15 Prozent über der Kostenberechnung liegen. Damit kann der Bau voraussichtlich im Mai beginnen. Die Bäume müssen entlang der Strecke dafür weichen. nap
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