GEG 2024: Heizungsbauer erklärt die Gesetzesänderung - Kreis Miesbach besonders betroffen
Markus Hobel erklärt im Interview, welche Herausforderungen das Heizungsgesetz mit sich bringt - speziell für den Landkreis Miesbach.
Landkreis – Monatelang war es hitzig diskutiert worden, zum Jahreswechsel ist es in Kraft getreten: Das sogenannte Heizungsgesetz definiert seit 1. Januar neue Standards für die Wärmeversorgung. Was auf Hausbesitzer zukommt, warum Ölheizungen weiterhin verkauft werden und welche Herausforderungen es speziell im Landkreis gibt, ordnet exemplarisch Markus Hobel (43) im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Vor allem bei Wärmepumpen warnt der Sanitär- und Heizungsbauer aus Valley vor bösen Überraschungen. Pauschal verteufeln will er die Technik aber nicht.
Herr Hobel, das Heizungsgesetz wurde im Vorfeld stark kritisiert. Was steht nun in der Endfassung?
Markus Hobel: Grob erklärt muss eine Heizungsanlage im Neubau auf mindestens 65 Prozent Erneuerbaren Energien basieren. Im Bestand gelten andere Regeln, auch Gas und Öl dürfen momentan noch eingebaut werden. Im Detail lässt sich das aber nur sehr schwer zusammenfassen. Ich selbst habe die Endfassung erst vor einer Woche bei einer Schulung vom Großhändler bekommen – sie ist zwölf Seiten lang. Für Kunden ist künftig ein kostenpflichtiges Beratungsgespräch vorgeschrieben. Am Schluss muss jeder ein achtseitiges Protokoll unterschreiben, um die Beratung zu dokumentieren. Sie können sich vorstellen, wie viel Arbeit das für beide Seiten ist.
Wie läuft so eine Beratung in der Praxis ab?
Hobel: Ich berate und informiere meine Kunden über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Heizungsvarianten für ihr Objekt. Welches Heizsystem sich für wen eignet, ist vor allem abhängig vom Haus, dessen Baujahr und den Quadratmetern. Bei uns am Land verkaufe ich etwa 80 Prozent Öl und Gas und 20 Prozent Wärmepumpen. Das liegt auch daran, dass ich vor allem in der Sanierung und nur wenig im Neubau arbeite. Vor allem letztes Jahr haben viele Hausbesitzer noch schnell ihre alte Öl- oder Gasheizung getauscht.
Heizungsbauer: „Stromkosten können höher ausfallen, als angegeben“
Warum verkaufen Sie nicht mehr Wärmepumpen?
Hobel: Man muss klipp und klar sagen, dass die Stromkosten von Wärmepumpen in Altbauten höher ausfallen können, als angegeben. Wenn Kunden die Wärmepumpe dennoch wollen, baue ich die Anlage natürlich ein.
Woran liegt diese Abweichung?
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Hobel: Bis zu 55 Grad Heizungsvorlauftemperatur kann eine Wärmepumpe in der Regel noch effizient betrieben werden und braucht so im Verhältnis rund einen Teil Strom zu drei Teilen Wärme. Das reicht bei gut gedämmten Häusern mit Fußbodenheizung. Viele haben aber Häuser aus den 1970er-, 80er- oder 90er-Jahren mit 30 bis 40 Jahre alten Heizungen – und die haben ein Problem. Die Anlagen schaffen zwar bis zu 60 Grad Vorlauf, brauchen dann aber einen Teil Strom zu zwei Teilen Wärme. Ein Grad mehr Vorlauftemperatur bedeutet einen zusätzlichen Energiebedarf der Wärmepumpe von circa 2,5 Prozent.
Woher kommt dieser hohe Energiebedarf?
Hobel: Das liegt auch daran, dass die meisten Wärmepumpen mit einem elektrischen Heizstab nachhelfen, wenn sie die Vorlauftemperatur ohne nicht erreichen. Mit einer PV-Anlage mit Batteriespeicher ist das bedingt rentabel, aber mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Zudem würde die Anlage dauerhaft auf Volllast laufen und dadurch entsprechend schneller kaputt gehen. Sie können sich das vorstellen wie ein Auto, das dauerhaft Vollgas fährt. Wer die Wärmepumpen entsorgt, ist im Übrigen noch nicht geklärt. Darüber hat sich offenbar noch niemand so richtig Gedanken gemacht.
Freistehende, ältere Häuser: Hohe Vorlauftemperatur nötig
Welchen Anteil haben bei uns Häuser, die für Wärmepumpen nicht ausreichend gedämmt sind?
Hobel: Im Landkreis betrifft das die allermeisten. Wir haben hier viele Ortschaften mit freistehenden, älteren Häusern, die viel mehr Angriffsfläche für Wind und Kälte bieten, als beispielsweise ein Reihen- oder Mehrfamilienhaus in der Stadt. Hinzu kommt, dass es bei uns aktuell keine Fernwärme gibt. Für eine Wärmepumpe bräuchte es also in den meisten Fällen eine energetische Sanierung. Und die kostet schnell 80 000 bis 100 000 Euro – was für 70- bis 80-jährige Hausbesitzer auch eine Geldsache ist.
Welche Alternativen gibt es für solche Fälle?
Hobel: Neben Ölheizungen zum Beispiel eine Flüssiggasanlage mit einem Tank unter der Erde oder hinter dem Haus, kombiniert mit einer thermischen Solaranlage. Mit einem entsprechend zertifizierten Biogas lassen sich damit jetzt schon 65 Prozent Erneuerbare Energien erreichen. Hackschnitzel spielen hauptsächlich für Landwirte mit eigenem Holz noch eine Rolle. Bei Pellets wird es schon schwieriger, weil sie sehr teuer geworden sind. nap
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