Ein Jahr Kulturpass: Meinungen gehen auseinander – Kritik an bürokratischen Hürden

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Mithilfe einer App können die unterschiedlichen Kulturpass-Angebote gebucht werden. © dpa

Knapp ein Jahr gibt es mittlerweile den Kulturpass – also einen Gutschein für 18-Jährige, der Theater, Kinos oder Buchhandlungen fördern soll. Die Bilanz fällt im Landkreis bislang gemischt aus.

Landkreis – Als der Kulturpass der Bundesregierung im Juni 2023 an den Start ging, wurde mit Superlativen nicht gespart – eine „neue Form der Kulturförderung“ sah die zuständige Bundesministerin Claudia Roth (Grüne) sogar darin. Der Gedanke dahinter: Mit Steuermitteln wurde jedem 18-Jährigen in Deutschland ein Budget von 200 Euro zur Verfügung gestellt, das dieser dann für Bücher, Konzert- oder Kinokarten ausgeben sollte.

Doch während zum Start noch viele Inhaber von Buchhandlungen oder Kinos im Landkreis vom Kulturpass begeistert waren, schaut das knapp ein Jahr später anders aus. Auf die Frage, wie viele junge Leute denn mit dem Kulturpass zu ihm gekommen sind, sagt Markus Wenzl vom „KinoP“ in Penzberg: „Die kann ich an zehn Fingern abzählen. Acht waren es, glaub ich.“

Kinobetreiber: „Eigentlich hat uns der Kulturpass nur Kosten verursacht“

Doch warum nur so wenige? „Viele haben es wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt“, meint Wenzl. Außerdem sei das „KinoP“ ein „Programmkino“ – und damit nicht wirklich auf Jugendliche oder junge Erwachsene ausgerichtet.

Das System, wie der Kulturpass verrechnet wird, hält Wenzl für „relativ kompliziert“ und „nicht benutzerfreundlich“. So müssten sich die Jugendlichen zunächst in der Kulturpass-App anmelden und den Betrag für die Kinokarten eingeben. Dann bekämen sie einen Code, den wiederum der Kinobetreiber bei sich im System eingeben müsse, um die Kulturpass-Karten abrechnen zu können. „In dieses Verrechnungssystem mussten wir erst mal 200 Euro investieren“, so Wenzl: „Eigentlich hat uns der Kulturpass nur Kosten verursacht.“

Anders ist die Meinung zum Kulturpass im „Kino-Center Trifthof“ in Weilheim. „Das Angebot wird wahrgenommen, es kommen relativ viele damit zu uns“, berichtet Inhaberin Roswitha Zellner im Gespräch mit der Heimatzeitung: „Nur muss man manchmal erklären, dass der Kulturpass nicht für Popcorn gilt.“

Buchhändlerin sah in Kulturpass zu viele Hürden

Der relativ große Andrang liegt laut Zellner aber vermutlich daran, dass Jugendliche oder junge Erwachsene sowieso die Zielgruppe des Kino-Centers seien: „Die gehen mit dem Kulturpass halt da hin, wo sie sonst auch hin gehen.“

Ähnlich skeptisch wie Markus Wenzl vom „KinoP“ blickt hingegen auch Susanne Segmihler-Pye, Chefin der Schongauer „Bücher-Galerie“, auf den Kulturpass. Und das, obwohl sie im vergangenen Juni den Kulturpass noch als „super Sache“ bezeichnete. Kurz nach dem damaligen Gespräch mit der Heimatzeitung wollte sich Segmihler-Pye eigentlich sofort für den Kulturpass registrieren. Eigentlich. „Aber ich habe mich informiert, welche Hürden es gibt, um teilzunehmen“, so die Buchhändlerin: „Und das sind einige.“

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Deshalb hat sie sich vorgenommen: „Wenn mich fünf Leute nach dem Kulturpass fragen, werde ich diese Hürden nehmen.“ Dazu kam es allerdings nicht – nur zwei 18-Jährige sind seit Juni 2023 mit dem Kulturpass in die „Bücher-Galerie“ gekommen. „Vielleicht war die Kommunikation nicht optimal“, lautet Segmihler-Pyes Fazit zum Kulturpass – und außerdem seien 18-Jährige auch nicht unbedingt die Kern-Zielgruppe von Buchhandlungen. Offenbar konnte das auch der Kulturpass nicht ändern.

Eigentlich hat uns der Kulturpass nur Kosten verursacht.

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